Déry Tibor: Knockout úr útijegyzetei. Elbeszélések 1930–1942. Erzählungen aus den Reiseerlebnisse des Mr. Knockout (Déry Archívum 3. Petőfi Irodalmi Múzeum, Budapest, 1998)

Deutsche Texte

IL Referat über einen alltäglichen Tag F ür jene merkwürdigen Leser, die sich an das I. Referat nicht erinnern sollten, sei hier wiederholt, daß der Autor dieser Zeilen es sich zur Aufgabe gemacht hat, kleine Wochentage zu beschreiben. Er nennt sich einen gerechten Mann, weil er versucht, den geringfügigen Ereignissen des Tages gerecht zu werden. Sie scheinen ihm aus demselben Stoff verfertigt zu sein, wie die größeren Abenteuer, sie haben ihre zarte, kleine Melodie, die sie allerdings nicht immer zu Ende singen dürfen und wenn man ihnen scharf in die Augen sieht, so schauen sie zurück und sagen ihren Spruch. Jeder einzelne Tag zeigt - wie ein Wassertropfen unter dem Mikroskop - eine Fülle von schwermütigen und lustigen Wundern, genannt: der Alltag. Es folgt die unpoetische, haargenaue Schilderung des 25. November. Menschenliebe Der gerechte Mann tritt in die neue Tabaktrafik ein, in der er sich seit einigen Wochen seine tägliche Ration Zigaretten besorgt. Das Geschäft wird von einer zerzausten, grauhaarigen, vergeßlichen Dame geleitet, über die sich der Autor jeden Tag entsetzlich ärgern muß. Die Zigaretten sollten bis 10 Uhr morgens dosiert, getrocknet und vorbereitet sein, damit der gerechte Mann keine Minute von seiner kostbaren (und unnützen) Arbeitszeit verliert: die alte Dame vergißt regelmäßig die Aufgabe. Dann wirbelt sie wie ein gehetzter, grauer Spatz im Geschäft herum und erregt den gerechten Mann durch verschrecktes Flügelschlagen und entschuldigendes Piepsen. Vergißt sie es aber nicht, so kommt es auf dasselbe heraus, denn der gerechte Mann hat sich - in der Hoffnung, daß sie es vergessen werde - schon antizipando, schon auf der Straße geärgert und sein Irrtum, weit davon entfernt, ihn zu beschwichtigen, steigert die Wut. Die Geburt des neuen Tages muß durch tägliche Wehen erlitten werden. Hat sie es diesmal wieder vergessen?... ja, sie hat es vergessen. Nervöses Flügelschlagen und dann ein unerwartetes Moment: die jüngere Gehilfin sortiert die Zigaretten und die alte Dame eilt ohne Mantel, ohne Hut, mit leise flatternden grauen Haaren in den regnerischen, trüben Wintertag hinaus, um im Postamt an der Ecke ihren Markenbestand zu ergänzen. Im selben Augenblick schließt der gerechte Mann sie in sein Herz - wie um sie vor der Kälte zu schützen -, der burschikose Leichtsinn, mit dem die alte Frau in den Regen hinausflattert, die liebenswürdige Tapferkeit, die Sorglosigkeit (die nun

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