Török Dalma (szerk.): „Nekünk ma Berlin a Párizsunk”. Magyar írók Berlin-élménye, 1900-1933 (Budapest, 2007)

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Einige Monate vor seinem nächsten Berliner Aufenthalt schrieb er in einer Erzählung über sein damaliges Lebensgefühl: „Damals lebte ich in Berlin und war ganz alleine. Nackt-alleine, weil ich in dieser Zeit auch meine Vergangenheit verleugnet hatte, als ein in mich dringender Fremder, ja sogar das eigene Gesicht war mir fremd geworden. Umhergetrieben zwischen den drohenden, braunen Steinwogen Berlins, sah ich den gezielten Gang der sich beeilenden Menschen als straffe Fäden an, die von einer Person zur anderen gespannt werden. Ich bewegte mich, wie über einem riesigen Netz und befürchtete, ich würde hindurchfallen: ich, ein verwaister, umherirrender Fisch. Ein neues Leben begann damals in mir, und es gab niemanden, der darin die Wirklichkeit hätte erblicken können. Bald vergaß ich vollends den Klang meiner Stimme.’’14 Im Frühling 1912 ist er in Budapest bereits ein anerkannter Schriftsteller, eine ganze Reihe seiner Werke sind veröffentlicht bzw. aufgeführt worden, die er nun unterzubringen versucht. Und obwohl er in Berlin kein unbekanntes Terrain betritt, lässt sich sein Vorhaben nicht ohne weiteres realisieren. „Zu wem soll ich gehen, was soll ich sagen? Mir fehlt der Mut, mich einfach so, als Fremder bei irgendeinem Direktor zu melden, und ich kann mich auf diese Art und Weise auch nicht verlassen“, schreibt er an Lukács. „Manchmal verhindern mich ganz brutale Formalitäten. (Ich habe nicht genügend maschinengeschriebene Manuskripte. Vom Letzten Tag15 ein einziges! Ich habe keinen ordentlichen Anzug.)”16 Diesmal hat er kein Stipendium, wie vor fünf Jahren, ihm stehen lediglich ein paar Ftonorare aus Budapest und die Unterstützung von Lukács’ Vater zur Verfügung. Auch jetzt liest er viel und geht oft ins Theater, Simmel besucht er ebenfalls, aber arbeitet vor allem an seinen eigenen Werken. Als ihm Paul Ernst, ein Freund von Lukács, die eventuelle Aufführung seines Dramas Doktor Margit Szélpái in Dresden in Aussicht stellt, überarbeitet er das Stück, das er während seines ersten Berlin-Aufenthalts geschrieben hatte, den vernünftigen Vorschlägen des Regisseurs Arthur Holz entsprechend - allerdings unter quälendem Zweifel. „Heut' habe ich angefangen, den neuen ersten Akt von Margit Szélpái auf Deutsch zu schreiben. Nach langem Zögern. Gewöhnlich verbringe ich meine gesamte Zeit mit diesem Ringen und Zögern, so daß ich gar nicht mehr gewußt habe, was ich tun sollte. So sehr wollte ich doch die Tödliche Jugend noch einmal in Angriff nehmen. Ich weiß, daß es fertig wird, und ich daraus ein schönes Stück werde machen können. Doch vorher muß ich die­ses erledigen, um es in Berlin verwenden können.”17 Er verbessert und übersetzt Herzog Blaubarts Burg, wie auch sein anderes Mysterienspiel, Das Blut der heiligen Jungfrau (A szent szűz vére), und arbeitet an zwei anderen Dramen unter dem Titel Der letzte Tag (Az utolsó nap) und Tödliche Jugend. Er wird Reinhardt empfohlen, doch hinsichtlich des Theaters hat er keinen Erfolg, von den drei großen Theaterstücken wird nur die Tödliche Jugend auf einer deutschsprachigen Bühne aufgeführt (auch erst im Jahre I 920 in Wien). Immerhin freundet er sich mit Martin Buber an. „Er scheint ein wackerer Mann zu sein“, teilt er Lukács mit. „Ich 2 1 4

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