Török Dalma (szerk.): „Nekünk ma Berlin a Párizsunk”. Magyar írók Berlin-élménye, 1900-1933 (Budapest, 2007)
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zumindest ist dies eine neue Welt, weshalb sie mich interessiert, und ist sie mir noch so schrecklich fremd. Ich weiß ihr Gespür für den Symbolismus und ihre Sensibilität zu schätzen. Doch bin ich noch nicht dahintergekommen, was all dies in meinen Augen so schwerelos, so unfruchtbar erscheinen läßt. Simmel ist ein außerordentlich interessanter Mann mit wunderbar subtiler Empfänglichkeit. Und sein Problem-Instinkt ist weit ausgeprägter als das von Weininger. Er äußert feinfühlige und überraschende Gedanken. Doch wenn er am subtilsten ist, klingen die Worte am wenigsten ehrlich, und es ist auch peinlich, denn diese Impressionen haben ihre eigenständige Form, die einer Definition genauso wenig unterworfen werden können, wie die Musik. Dies ist zwar sicherlich eine neue Welt, ich verstehe sie aber in jeder Hinsicht (z.B. die moralische Bedeutung der Linien). Nie zuvor bin ich Bilder-Interpretationen dieser Art begegnet. Ich habe sie aber verstanden und bin gespannt, inwieweit ich bereichert werde.”10 Er kommt aber nicht so einfach davon: zuzuhören reicht nicht, auch er muß seinen Beitrag dazu leisten. „Bei den Simmels. Am kommenden Mittwoch sollte ich über etwas sprechen, und er forderte mir die Grundgedanken meiner Todesästhetik gleichsam ab. Und dann gingen mir diese Gedanken in dem Kopf herum. Und dennoch gibt es keinen Unterschied zwischen Natur und Kunst. Nun gut, aber zwischen Natur und Kunstwerk? Was ist das? Heute habe ich Böcklins Selbstbildnis mit dem ihm ins Ohr geigenden Tod zum ersten mal gesehen. Ich wußte gar nicht, daß es existiert. Auch er hatte gewußt, was ich weiß! Pinsel und Palette hält er in seiner Hand, und der Tod geigt ihm ins Ohr. Begeistert hört er zu. Das ist Inspiration!”11 Seinem Tagebuch zufolge war sein Publikum von den Gedanken, mit denen er sich schon früher, bereits in der Heimat beschäftigt hatte, fasziniert. „Ich habe bei den Simmels die .Todesästhetik' vorgelesen. Ich habe die Deutschen tief beeindruckt. Ich freue mich darüber, nicht meinetwegen. Ich habe sie als Ungar beeindruckt. Sie waren ganz verblüfft, daß auch ein Turaner Tatar so etwas kann. - Ich würde vor Freude am liebsten tanzen. Haltet ein, ihr Elenden! Der Ungar meldet sich noch zu Wort!”12 Diese Erlebnisse durchdringen auch die dichterischen Werke von Balázs, wenngleich deren Held nicht die Stadt, sondern vielmehr er selber ist. „Es war einmal... - in Berlin. Ich war damals zweiundzwanzig Jahre alt, aber viel jünger, als mit zwanzig Jahren. Denn jene zwanzig Jahre hatte ich innerhalb eines engen Zaunes verbracht, und jeden Bissen dieses kurzen Lebens bereits zweimal im Mund gehabt. Ich war alt gewesen. Doch darauf folgte die Reise: Die Suche nach all dem, worüber ich zu Hause in den Büchern gelesen, was ich in Bücher hineingeträumt hatte. Ich nahm einen Traum-Baedeker mit, dessen Material ich über Jahre hinweg zusammengetragen hatte, und begab mich, indem ich pedantisch darin blätterte und ihn zu wiederholten Vergleichen heranzog, auf die Suche nach dem Anderen, nach dem ganz, ganz Anderen. Es scheint aber, daß Gott auch an Kindern Gefallen findet, die älter als zwanzig Jahre sind. Ich war bei sämtlichen Sternträumen meines Baedekers angelangt.”13 2 1 3