Török Dalma (szerk.): „Nekünk ma Berlin a Párizsunk”. Magyar írók Berlin-élménye, 1900-1933 (Budapest, 2007)

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JÚLIA LENKEI: „FREMDER LÄRM, FREMDE LICHTER...“ BÉLA BALÁZS’ JAHRE IN BERLIN „Wir befinden uns in Budapests jüngst eroberten literarischen Kolonie, wo uns die Einheimischen noch mit Zweifel und Interesse empfangen, wo wir jedoch schon zu Hause sind, wo wir Aufgaben und eine Zukunft haben.”1 Béla Balázs verbrachte in zwei verschiedenen Abschnitten seines Lebens eine längere Zeit in Berlin: Im akademischen Jahr 1906- 1907 studierte er als Stipendiat an der Philosophischen Fakultät der Friedrich-Wilhelms-Universität, im Jahre 1912 besuchte er die Stadt erneut für einige Monate - bereits als ein in seiner Heimat anerkannter, junger Autor, dessen Dramen in dem Budapester Nationaltheater gespielt wurden, der regelmäßig für die Zeitschrift Nyugat schrieb und einen eigenen Gedichtband veröffentlichte. Das zweite Mal hielt er sich in der zweiten Hälfte der Zwanziger Jahre in Berlin auf: 1926 erhielt der angesehene Schriftsteller, Dichter und Filmexperte eine Einladung, woraufhin er sich in Berlin niederließ und bis 1931 in der Stadt blieb. Sprachliche Probleme hatte Herbert Bauer, dessen Mutter deutscher Herkunft war, nicht. Im Oktober I 906 teilte er das für ein Jahr gewährte Stipendium mit Zoltán Kodály und traf in Berlin ein. „Mein Zimmer ist anderthalb Schritte breit und sechseinhalb Schritte lang. Wenn ich lange hier sitze, kann ich gar nicht glauben, daß es dort draußen überhaupt Raum gibt und Gegenstände darin. Als gäbe es nur Zeit, Gedanken und Einbildung, sonst nichts.”2 Er zieht mit der Kampflust des jüngsten Königssohnes los, die Stadt zu erobern. „Ich kämpfe. Fremder Lärm, fremde Lichter... unbekanntes Gedröhn, durch Nebel und Rauch hindurch­leuchtende Flammen, eine große, reißende Flut. Sogar die großen Häuser sind sich auftürmende, riesige braune Wogen aus Stein. Dies alles will mich verschütten. All das muß ich bezwingen und beherrschen."3 Er stürzt sich geradezu in die Wissenschafts- und Kunstszene und versucht, davon so viel wie möglich in sich aufzusaugen. Er besucht jede bedeutende Kunstausstellung und Theatervorführung, ist bei jedem großen musikalischen Ereignis zugegen und verschlingt die zeitgenössische Literatur. Ihn beschäf­tigen die Fragen der Moderne: „Die deutsche Moderne existiert lediglich im 'Kunstgewerbe' und in der Karikatur. Vielleicht, weil in diesen so viele Motive der Ornamentik zu finden sind. In der Poesie ist Dehmel der Einzige. Doch das hat, glaube ich, auch nicht viel zu bedeuten. Ich muß es besser kennenlernen. Gerhart Hauptmann steht allein und ist nicht Bestandteil der deutschen Kultur. Sie werden schon klagen, wenn ertöt ist. Was es sonst an der Moderne gibt, ist nordisch und französisch."4 Die Visualität, die Dekorativität, die Bedeutung der Form, bzw. seine Sensibilität für den wahrgenommenen Augenblick und für die Stimmung, die auch für seine spätere Tätigkeit so charakteristisch sind, sind vielleicht (auch) durch Berlin geprägt worden. „Daß jetzt bei den Deutschen die bildende Kunst in Mode ist, insbesondere deren dekorativer Teil. Daß die Kleidung und die Möblierung als Kunst so ernst genommen wird, wie eine Beethoven-Symphonie. Daß ein schöner Einband, eine interessante 2 1 1

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