Török Dalma (szerk.): „Nekünk ma Berlin a Párizsunk”. Magyar írók Berlin-élménye, 1900-1933 (Budapest, 2007)

Olvasatok - Műtárgyjegyzék

errichtet. Was das bis heute lebendige Berlin-Bild kennzeichnet, ist eine Entwicklung im großen Stil: eine moderne Metropole mit einer amerikanisierten Massenkultur, das Zentrum der europäischen Avantgarde oder mit den Worten Sándor Márais: „ein einziges großes Laboratorium”. Die Modernität der auf den Ersten Weltkrieg folgenden Jahre, die sich langsam stabilisierende Demokratie, die in der deutschen Geschichte ein neues Kapitel öffnete, die Lockerung der starren gesellschaftlichen Struktur und die Emanzipation der Frau - all dies trug zur Entstehung jenes Phänomens bei, das bis zum heutigen Tage als „die Goldenen Zwanziger“ beschrieben wird. II. Die Emigration „Ich wurde Emigrant. Was ich als ungarischer Dichter an mir baute, verlor seinen Boden. Es war gewissermaßen vergeblich gewesen. Aus dem Extremisten bin ich Materialist geworden. Zumindest hatte ich auch geistig den Boden verlassen, auf dem ich mich bildete, entwickelte. Das ganze war also vergeblich gewesen.“6 Die Zeilen von Béla Balázs, die er niederschrieb, nachdem er 1930 Berlin in Richtung Moskau, der nächsten Station seiner Emig­ration verließ, traf auf all jene Emigranten zu, die ihrer Heimat, ihrem geistigen und kulturellen Umfeld aus politischen Gründen den Rücken gekehrt hatten. Der Begriff „Migration” bedeutet wortwörtlich „Ortswechsel”. Hinter dem Ortswechsel verbirgt sich aber die Frage, vor allem in Bezug auf emigrierte Intellektuelle, ob sich ihre Kreativität am neuen Standort, in einem neuen Umfeld reaktivieren läßt, oder ob der Emigrant, wie dies so oft der Fall gewesen ist, im neuen Umfeld isoliert und ohne Kontakte lebt.7 Die Frage taucht in diesem Kontext auch deshalb auf, weil einen Teil der ungarischen Emigration in Berlin, und zwar ihren bekannteren Teil, vorwiegend die progressive Intelligenz in Ungarn hervorgebracht hatte. Viele von ihnen, wie Lajos Bíró zum Beispiel, Andor Gábor oder Béla Balázs, aber auch Edit Gyömrői, György Lukács und Róbert Berény, verließen Ungarn nach dem Sturz der Räterepublik und setzten ihr in Ungarn begonnenes Schaffen in der Emigration fort. Ein großer Teil dieser Emigranten gilt heute als Gestalter der modernen ungarischen Kultur nach dem Ersten Weltkrieg. In der Emigration erlebte ihre Tätigkeit eine Art zweite Blütezeit, indem sich der zuvor gegebene nationale Rahmen ausgeweitet hatte. Die meisten Emigranten verließen Ungarn zunächst in Richtung Wien. Die sozialdemokratische Regierung in Österreich hatte sich bereit erklärt, die politischen Flüchtlinge in großer Zahl aufzunehmen. Gleichzeitig müssen wir feststellen, daß nur ein Teil der Emigranten unmittelbar an den Ereignissen der Räterepublik beteiligt war, wie dies auch Karl Mannheim, ebenfalls ein Emigrant, formuliert hatte: „All die Emigranten wurden zwar durch der Revolution aus dem Land hinausgeschleudert, doch nicht alle waren Revolutionäre. Es gab viele Mitläufer (mitlaufer - [sic!]) unter ihnen, die teils von der Massensuggestion, teils von der 1 79

Next

/
Thumbnails
Contents