Török Dalma (szerk.): „Nekünk ma Berlin a Párizsunk”. Magyar írók Berlin-élménye, 1900-1933 (Budapest, 2007)

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Ideenorchester, ein nach der Musik gerichtetes Stadtbild, wo nur das Tempo an sich und die Orgie der Arbeit zähle, das Ganze sei ein ausgebrütetes literarisches Konstrukt.6 Wir dürfen nicht vergessen, dass Kracauer einer der ersten Filmtheoretiker ist und gerade gegen die Verwendung von „abgeleierten Literatenideen“ beim Film protestiert, wenn er die Frage stellt: „Ist das Berlin?“ • Selten denken wir daran, wie stark das Dasein in der Großstadt die moderne Kunst über die thematische Darstellung hinaus beeinflusst hat, man kann mit gewisser Übertreibung sogar behaupten, die veränderte Wahrnehmungsweise des städtischen Daseins habe auf die Gestaltungsprinzipien der Werke einen rückwirkenden Einfluss ausgeübt. Nach Simmel ließe sich dies als Dissoziierung bezeichnen: .....was in dieser unmittelbar als Dissoziierung erscheint, ist so in Wirklichkeit nur eine ihrer elemen­taren Sozialisierungsformen''7, oder nach Walter Benjamin als „Zerstreuung“, das Wesentliche ist, dass die Wahrnehmungsweise selbst durch die faktische Einmaligkeit der reinen Wahrnehmung, oder mit anderen Worten, durch den erfahrbaren be- und ein­schränkenden Charakter bestimmt ist. Während sich der einzelne Mensch auf eine nie dagewesene Weise in die funktionale Einheit der Gesellschaft eingliedert, vereinsamt sein geistiges Leben vollkommen und wird unpersönlich, sein inneres Leben deformiert und steigert sich zuweilen in pathologischer Weise. Die Berührungsformen werden in Richtung der Formen geöffnet, die von der Kultur angeboten werden und die Sozialisation bereits verstärken, zuweilen um deren Leere zu entlarven und bewusst zu machen. Denken wir dabei nur an die Filmindustrie, an die Plakatkunst, an Hörspiele oder andere künstlerische Errungenschaften zur Massenwirkung. Simmel formulierte bereits I 903 in dem erwähnten Essay Die Großstädte und das Geistesleben: „Es bedarf nur des Hinweises, dass die Großstädte die eigentlichen Schauplätze dieser, über alles Persönliche hinauswachsenden Kultur sind. Hier bietet sich in Bauten und Lehranstalten, in den Wundern und im Komfort der raumüberwindenden Technik, in den Formungen des Gemeinschaftslebens und in den sichtbaren Institutionen des Staates eine so überwältigende Fülle kristallisierten, unpersönlich gewordenen Geistes, dass die Persönlichkeit sich sozusagen dagegen nicht halten kann.”8 Das heißt, man hat bei der Wahrnehmung keinen Durchblick, es gibt keinen Blickwinkel, von dem aus man den Bezugsort des gegebenen Wahrnehmungsgegenstandes überschauen könnte, und so betrachtet man den Anschein als Tatsache. Man darf nicht vergessen, dass Benjamin zu dieser Zeit in seinen Thesen wider Snobisten das Kunstwerk und das reine Dokument einander gegenüberstellte.9 Die Eigenheit dieser Großstadtkultur war, wie Benjamin erkannte, der Versuch, zwischen Tun und Schreiben die richtige Relation zu finden, da es in diesem Umfeld keine Überzeugungen, nur Tatsachen gibt (das heißt reine Meinungen), die die allmählich von niemandem mehr beherrschbare Maschinerie in Bewegung halten.10 1 72

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