Török Dalma (szerk.): „Nekünk ma Berlin a Párizsunk”. Magyar írók Berlin-élménye, 1900-1933 (Budapest, 2007)

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und das dichterische Werk, welches dies zum wesentlichsten Inhalt hat, kann ausschließlich hier zu wahrem Leben erwachen. Der Deutsche sieht ergo nicht den groß angelegten Hintergrund des Bánk bán, und so erhält dessen Betrachtung keinerlei Perspektive. Er sieht allein, was sich an der Oberfläche befindet, was im Stück geschieht und was gesagt wird, nichts davon, was unter dieser Oberfläche liegt, was hinter dem Stück steht. Gerade daher bleibt dem Fremden eines der Hauptmotive des Bánk bán unverständlich: das Ringen mit der fremden Kultur und ihrer fremden Moral, ihrem Geist und der daraus herrührende Hass gegen die Vertreter der fremden Kultur. Dies symbolisieren Petur Ban und seine Gruppe: den Widerstand der in der Nation lebenden konservativen Kräfte gegenüber der den bisherigen Charakter der Nation umgestaltenden Fremdheit. Damit wird Petur Ban in unseren Augen zum Vertreter eines wichtigen historischen Typus des Ungartums. Diesen Typus aber kann der Deutsche nicht kennen, und somit kann er in Petur Bán nichts anderes sehen als einen ohne jegliches Ziel schimpfenden Alten, der gerade auf ihn zudem noch unsympathischer wirkt, weil er immerzu auf die Deutschen schimpft. Bei uns ist Petur Ban die beliebteste Figur des Bánk bán, die Deutschen aber, so scheint es, ärgerten sich am meisten über ihn. Nun aber: Nimmt man dem Bánk bán diese und die übrigen ähnlichen geschichtlichen Perspektiven, was bleibt dann? Der Bánk bán ist einer anfänglichen, ja vielleicht noch nicht einmal anfänglichen Theaterkultur entwachsen, in einer Zeit, als die Deutschen schon über ein mächtiges, blühendes Theater verfügten und bereits über die Blüte ihrer Dramenliteratur hinaus waren. Ihnen fallen jene vielen Unvollkommenheiten und Unebenheiten in Technik und Niveau zweifelsohne eher ins Auge, die wir für natürlich halten und nicht erkennen, da sie aus unserer Luft beschaffen sind, wir sie einatmen und gar nicht bemerken, dass es sie gibt. Die Deutschen hingegen bemerken sie nicht nur, sondern konstatieren, dass sie es mit einem kulturellen Produkt zu tun haben, das weniger entwickelt ist als ihre Produkte. Die Beispiele, mit dem sie es vergleichen, sind jene klassischen Dramen, die auf ihren Bühnen leben, und wer wagte schon zu sagen, dass Bánk bán nichts verlöre, wenn man das Stück mit den Dramen Shakespeares, Goethes und Schillers vergliche? (...) Erscheint ein englisches oder französisches Werk auf einer deutschen Bühne, so wird es von der ganzen Größe und Stärke der englischen oder französischen Nation und Kultur unterstützt und suggeriert den Menschen schon im Vorhinein Vertrauen. Das ungarische Stück wird aber gerade im Gegensatz dazu von der Kleinheit und Schwachheit der ungarischen Nation und Kultur hinuntergezogen und erweckt Misstrauen. Misstrauen aber schließt jegliche Art von Suggestion aus. Das ungarische Stück muss dreimal so gut sein, um halb so großen Erfolg zu ernten. Ein modernes Stück kann noch den Kampf gegen das Misstrauen 1 63

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