Török Dalma (szerk.): „Nekünk ma Berlin a Párizsunk”. Magyar írók Berlin-élménye, 1900-1933 (Budapest, 2007)

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ihren wachsamen Blick gen Paris, in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts kehrte von den protestantischen theo­logischen Hochschulen Schottlands die eine oder andere Seele zurück, vertieft, zu einem Umstürzler oder einsamen Sonderling geworden. Für Ady bedeutete Paris den Westen. Unser Paris ist heute Berlin: eine Stadt, die bislang keine Rolle in der ungari­schen Kulturgeschichte gespielt hat. Unsere Seine ist die Spree. Wird dieser Fluss wohl die ungarischen Felder fruchtbar machen? 1923 SÁNDOR MÁRAI: ...DOCH BLIEB ER EIN FREMDER Er hüllte seinen Kopf in beide Hände und grub sich ein in die Wunder der Speisenkarte. Spinat, eine Million, sagte er vor sich hin, Wirsingkohl, sechshunderttausend Mark, Rindfleisch, eine Million achthunderttausend Mark. Er schüttelte den Kopf. Erdachte an die großen Denkmäler, die auf den Plätzen der deutschen Städte standen, Chemie, Schwerindustrie, Dichter und Expressio­nismus, doch ein bißchen teuer der Spinat. Gequält nagte er an seinen Lippen, denn er fürchtete, er würde anfangen zu grinsen. Es war Mittag, und Europa speiste. Wochenlang war ihm all das, was um ihn herum geschah, gar nicht in den Sinn gekommen, dann sah er es für Augenblicke und begriff das Ganze. Der chinesische Gelehrte fiel ihm ein, der in zweitausend Jahren bei Ausgrabungen diesen Papyrus finden und lesen würde, die Speisekarte des deutschen Bahnhofrestaurants. Die Meinungen von der europäischen Kultur, von ihrem Verfall und sittlichen Gehalt mögen verschieden sein, dachte er jetzt, aber für eine Portion Spinat eine Million, ist übertrieben.1 • Gestern war ich noch in Berlin. Er sah sein Zimmer vor sich, in der Bülowstraße in der dritten Etage, aus dem Fenster wie eine Attraktion den lunaparkartigen Ausschnitt der Hochbahn und den spitzen Turm der roten Ziegelkirche, die Witwe, die abends mit verzweifelter Miene frisches Petroleum in die Lampe des Zimmerherrn füllte, und in der Ferne über der Tauendzienstraße die Lichtreklame einer Kunstseide, - denn in Berlin, umgeben von Hochbahn (...) und Vertretung der Badischen Anilin-Werke, hatte er in der dritten Etage der Bülowstraße noch bei Petroleum gewohnt, und daß war auch ganz in Ordnung so, man brauchte darüber nicht nachzudenken. Das war auch gewesen, Berlin: ein Jahr, elf Monate, das Stipendiumsjahr. Das Stipendium hatten 1 52

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