Török Dalma (szerk.): Mantel der Traume. Ungarische Schriftsteller erleben Wien, 1873-1936 (Budapest, 2011)
Studien - Tamás Gajdó: Im wartesaal zur weltkarriere
Epoche des Deutschen Theaters, zwischen 1901 und 1910, in Berlin spielen konnte. Er war der Einzige, der nach einer Abwesenheit von beinahe zwei Jahrzehnten 1928 wieder „Reinhardt-Schauspieler" am Theater in der Josefstadt wurde. Beregi musste 1919 nach dem Scheitern der Räterepublik aus Ungarn fliehen. In Wien führte ihn sein erster Weg ans Burgtheater, dessen Intendant Albert Heine ein alter Bekannter von ihm war. Allerdings engagierte er Beregi nicht, da er sich auf sein knappes Budget berief. Beregi ging danach ins Kaffeehaus. In seinen Memoiren heißt es: „Das Kaffeehaus ist der Ort, wo sich in Wien jedes Ereignis abspielt. Jede Gruppe hat ihr Kaffeehaus: die rechten und die linken Politiker, die Schriftsteller, die Maler, die Bildhauer und auch die Schauspieler: das Café Heinrichshof, gegenüber der Oper. An den Nachmittagen sind dort alle versammelt. Die mit Engagement und die ohne. Im Heinrichshof ist keiner stolz, wenn er ein Engagement hat, und keiner schämt sich, wenn er keines hat. Ich ging also in diesen Heinrichshof, um unter den Schauspielern nach Bekannten zu suchen. Ich fand keinen einzigen. Ich trete ein. Nein! Ich schreite! Wie ein Gastkünstler, der auf den Applaus wartet, schließlich hatte ich mit Reinhardts Ensemble ja vor zehn Jahren hier ein Gastspiel und auf den Plakaten glänzte mein Name. Also ich schritt herein! Schritt herein wie Radames in der Aida! Ich bleibe stehen, sehe mich um und werfe den Kopf zurück. Linkes Profil... Rechtes Profil... Totale Blamage! Der Ober kommt auf mich zu, bietet mir nicht einmal einen Tisch an. »Suchen Sie jemanden?« »Ja.« Und ich gehe langsam los, forsche aufmerksam, sehe mich um, als würde ich tatsächlich jemanden suchen. Ich gehe durch das ganze Kaffeehaus. Der »Jemand« ist nirgendwo. Meine Hand liegt bereits auf der Klinke, als mir jemand hinterher ruft: »Herr Beregi?« Ein grauhaariger Mann mit etwas rundem Gesicht nähert sich mir. »Oscar Beregi?!« Und schon streckt er mir die Hand entgegen, mit seiner freien Hand wendet er sich bereits dem Publikum des Kaffeehauses zu und sagt: »Oscar Beregi! Der Romeo, der Faust von Max Reinhardt!« Nun wissen die Wiener Kollegen, um wen es sich handelt: Sie begrüßen mich, schütteln mir die Hand, lächeln und erkundigen sich, was mich herführe, denn das Schauspieler-Café ist gar nicht so sehr Café als vielmehr ein Klub.“14 Beregi wurde im Kaffeehaus engagiert: Auf ihn aufmerksam wurde der Kritiker Heinrich Leoster, der gerade ein Sommerensemble zusammenstellte und dem nur noch ein namhafter Hauptdarsteller fehlte. Die Schauspielerin Lili Darvas, Molnárs Ehefrau, begegnete Max Reinhardt erst 1923. Die Schauspielerin debütierte in Salzburg I 926 in Hofmannsthals Jedermann und trennte sich dann in Europa auch nicht mehr von Reinhardt. Sie spielte Rollen, von denen viele Schauspielerinnen träumten: Vivie (Shaw: Frau Warrens Gewerbe), Lady Milford 182