Török Dalma (szerk.): Mantel der Traume. Ungarische Schriftsteller erleben Wien, 1873-1936 (Budapest, 2011)
Studien - Tamás Gajdó: Im wartesaal zur weltkarriere
Anerkennung der ungarischen Nation für wichtig, andererseits war er, ohne es explizit auszusprechen, der Ansicht, man würde die modernen Schriftsteller nach ausländischen Erfolgen auch in Ungarn leichter annehmen. In die Hände der ausländischen Leser gelangten allerdings nicht die lyrischen und epischen Werke der ungarischen Literatur... Das Jahr 1907 war in der Geschichte des ungarischen Schauspiels von großer Bedeutung. Damals entdeckte Erme- te Zacconi, eine herausragende Figur der italienischen Schauspielkunst, im Budapester Theater Vígszínház das Stück Der Teufel von Ferenc Molnár. Er betrachtete das Stück mit zunehmendem Interesse und verkündete dann, er wolle es sich beschaffen, um in Italien die Titelrolle spielen zu können. Nach der italienischen Premiere von Der Teufel gelangte das Werk Molnárs an zahlreiche europäische Theater, als Erstes wurde es im Wiener Volkstheater am 15. Februar 1908 gespielt. Einen Monat später war es dann in Berlin, im Mai in Warschau und im August schon in New York zu sehen. Ein Teil der Presse begrüßte den Triumphzug des ungarischen Autors mit großer Freude, doch die konservative Literaturpolitik war noch nicht bereit, dem neuen Dramenautor Einlass hinter die Festungswälle der ungarischen Literatur zu gewähren. Man stempelte ihn ab: er würde sich nicht um die alten nationalen Ideale kümmern, er entledige sich der traditionellen ungarischen Charakterzüge und gebe sich der Verehrung fremder Idole hin. Diese Anschuldigen wies Zsigmond Móricz - obschon sie ganz bis I 945 erhalten blieben - ein für allemal zurück: „Das Leben, das in diesen Stücken lebt, ist ebenso ungarisch wie die Figur des Teufels. Es ist eine Welt, die sich in der Luft des ungarischen Lebens irgendwie in ihren Äußerlichkeiten herangewachsen zum Kosmopolitischen entwickelt hat und doch ungarisch ist.“5 Der glanzvolle Erfolg von Der Teufel bedeutete nur den Auftakt. Von da an waren die jährlich in Budapest uraufge- führten Molnár-Stücke die ersten Stationen einer Weltkarriere. Die Erfolgsserie setzte sich in Wien fort: Der Gardeoffizier kam am Volkstheater am I I. Februar 1911 auf die Bühne, darauf folgte die Premiere in Berlin. Das Märchen vom Wolf erntete am Burgtheater einen ähnlich großen Erfolg. Ein Kritiker der Zeitschrift Bühne und Welt rümpfte zwar die Nase, denn seiner Ansicht nach hatte die Direktion den Erfolg förmlich bestellt, er beschuldigte Molnár, nur ein wirkungsvoll aufgebautes Theaterstück geschrieben zu haben, bei dem den Schauspielern dankbare Rollen zukämen.6 An die Aufführungen in Wien knüpft sich auch der größte Erfolg Ferenc Molnárs: Liliom. Die Uraufführung in Budapest war ein schändliches Fiasko, das Stück, das später zum größten internationalen Erfolg der ungarischen Dramenliteraturavancierte, wurde geradewegs abgeschrieben. Der Wiener Theaterintendant Josef Jarno (der ebenfalls ungarischer 178