Török Dalma (szerk.): Mantel der Traume. Ungarische Schriftsteller erleben Wien, 1873-1936 (Budapest, 2011)

Studien - Tamás Gajdó: Im wartesaal zur weltkarriere

Herkunft war) übersetzte das Stück 1912 gemeinsam mit Alfred Polgar ins Deutsche, und am 28. Februar 1913 wurde es am Theater in der Josefstadt uraufgeführt. Die Titelrolle spielte der Intendant selbst, die Rolle der Julie gab seine Ehefrau, Hansi Niese. Von da an war der Triumphzug nicht mehr aufzuhalten: Es folgten Aufführungen in Sankt Petersburg (auf Deutsch), Berlin, London, New York, Újvidék/Novi Sad (auf Serbisch), in Paris, Shanghai, Hamburg und Tokio. Weitere Dramentitel, Städte, Theater und Zeitpunkte ließen sich endlos aufzählen, doch sollen hier nur einige Ku­riositäten genannt werden: Die Uraufführung von Riviera fand I 925 nicht in Budapest statt, sondern im Wiener Josef­städter Theater, ein Jahr später gelangte Spiel im Schloss das erste Mal in New York vor das Theaterpublikum, und auch die Wiener Premiere fand vor jener in Budapest statt. Am I 5. Oktober I 929 wurde in Wien der Einakter Eins, Zwei, Drei von Ferenc Molnár uraufgeführt, der von den Literaturhistorikern als ein Bravourstück bezeichnet wird. Den Wiener Norrison spielte Max Pallenberg, der mit dieser Rolle einen seiner größten Erfolge im Laufe seiner tragisch kurzen Karriere erntete. Nach der Generalprobe boten ihm dreißig deutsche Theater eine Gastrolle an. Gábor Drégely war als Dramatiker weniger begabt und weniger einflussreich als Ferenc Molnár - sein Stück Der gutsitzende Frack (1908) machte trotz allem eine ähnliche Karriere wie Der Teufel. So stand es in Wien, Zagreb, Sofia, Bukarest, London, Berlin, Stockholm, Warschau, Koppenhagen, Hamburg und Leipzig auf dem Spielplan. Der Gotte des Fräuleins (1915) wurde nicht derart begeistert aufgenommen, doch kam es zu Aufführungen in Wien und Schweden, und in New York entstand eine musikalische Fassung. Der Schriftsteller und Dramatiker Menyhért Lengyel gehörte immer zur Spitze der europäischen und internationa­len Theaterkunst, in Ungarn aber musste er sich mit seiner Position im Schatten Molnárs begnügen. Vielleicht ist es das Resultat des ständigen Vergleichs, dass die ungarische Presse Lengyel immer sehr viel gnadenloser behandelte als seinen Konkurrenten. Als das Budapester Theater Vígszínház 1909 sein Stück Taifun auf das Programm setzte, überhäuften ihn die Kritiker keineswegs mit aufmunternden Worten. In seinem Tagebuch klagte er: „Auch die Pres­se war sehr böswillig. Die Budapester Schadenfreude tobte. (...) Das Echo des niederschmetternden Fiaskos war noch lange während meiner späteren Erfolge zu hören und ließ mich die vollkommene Unsicherheit dieser Lauf­bahn erahnen. Für mein Fiasko im Inland entschädigten mich aber die Erfolge im Ausland.“7 Das Publikum in Wien und Berlin nahm die Werke von Menyhért Lengyel jedoch positiv an, so auch Die Tänzerin (1915) und Antonia (1924). Die beiden weiblichen Hauptrollen, die seine Werke zum Erfolg führten, spielten herausragende Persönlichkeiten der deutschen und der ungarischen Schauspielkunst: Leopoldine Konstantin und Sári Fedák.

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