Török Dalma (szerk.): Mantel der Traume. Ungarische Schriftsteller erleben Wien, 1873-1936 (Budapest, 2011)
Studien - Tamás Gajdó: Im wartesaal zur weltkarriere
Wien, 28. Februar 1885), Die Großmama von Gergely Csiky (Deutsches Volkstheater, 15. Oktober 1892) sowie Husarenblut von Ferenc Csepreghy (Theater an der Wien, 10. März I 894). Am 24. November I 894 begegneten die Wiener das erste Mal dem Namen von Wilhelm Karczag, als dessen Stück Entsagung im Deutschen Volkstheater uraufgeführt wurde. Allerdings gelang es Karczag nicht, eine Karriere als Dramenautor in Wien zu machen, sein Werk wurde nach sieben Vorstellungen vom Programm genommen. I 901 jedoch besetzte er die Stelle des Intendanten am Theater an der Wien, und ab 1908 pachtete er gemeinsam mit Károly (Karl) Wallner auch das Raimundtheater. Die Operetten von Leo Fall, Imre (Emmerich) Kálmán und Ferenc (Franz) Lehár machten sich aus den Karczag-Theatern auf ihren Weg, die Welt zu erobern. Eine entscheidende Wende brachte das Erscheinen einer neuen Schriftstellergeneration. Die Verbürgerlichung der ungarischen Literatur und des ungarischen Schauspiels fand zur gleichen Zeit statt, obgleich sie in den beiden künstlerischen Zweigen etwas ganz anderes bedeutete. Die Schriftsteller, die sich um die Zeitschriften A Hét [Die Woche] und Nyugat [Westen] versammelten, machten sich entgegen der Ausschließlichkeit der volksorientiert-nationalen Literatur für die Daseinsberechtigung einer hauptstädtischen, städtischen, wenn man so will bürgerlichen Literatur, für die Etablierung der modernen literarischen Strömungen in Ungarn stark. Die Theaterkünstler aber mussten die neue, vielfältige bürgerliche Schicht mit niveauvoller Unterhaltung zufrieden stellen, sie mussten eine Bühnenliteratur erschaffen, mit deren Problematik sich das stark geschichtete Theaterpublikum identifizieren konnte. In dem fieberhaften Trubel der Jahrhundertwende musste auch die Theateraufführung eine Sensation bedeuten. Die Schriftsteller und Journalisten, die sich für die moderne Literatur begeisterten, wurden auch zu den Leitfiguren des entstehenden bürgerlichen Schauspiels. Zu Beginn übersetzten sie Stücke, später schrieben sie auch selbst, als Dramaturgen, Intendanten und Kritiker stellten sie sich in den Dienst der Theaterkunst. Die Koryphäen des literarischen Lebens aber lehnten die neue Literatur und damit auch die Bestrebungen an den Theatern ab. Lajos Hatvány schrieb I 9 10 in seinem Artikel Magyar irodalom a külföld előtt [Die ungarische Literatur vor dem Ausland] in der Zeitschrift Nyugat: „die Jüngsten unter den Jungen sind von solch kulturellem Elan, der Beachtung verdient. Dieser Elan wird selbst in Ungarn noch verkannt, verleugnet, verspottet - ja, ignoriert. Die maßgebenden Kreise, vom Kultusminister bis hin zur Akademie und Universität, wissen nichts darüber. Was nichts an der Tatsache ändert, dass dies das einzige namhafte, ja epochale Ereignis des modernen Ungarns ist.“4 Lajos Hatvány hielt die Popularisierung der neuen ungarischen Literatur im Ausland einerseits wegen der europäischen 177