Török Dalma (szerk.): Mantel der Traume. Ungarische Schriftsteller erleben Wien, 1873-1936 (Budapest, 2011)

Studien - Pál Deréky: Ungarische avantgardeschriftsteller und -künstler in Wien in den jahren 1920-1926

Mátyás György war ein junger Gutsbesitzer aus der Batschka, der durch die Volksmusiksammlung von Bartók zur Avantgardelitera­tur kam. Seine gewagten Montagen von Folkloreelementen und futuristischer Verssprache wurden 1915 und 1916 von den Lesern und der Kritik fast hysterisch abgelehnt - beinahe überflüssig zu sagen, dass dies seine besten Texte sind. Durch den Anschluss seiner Heimat an Jugoslawien und vom ungarischen Antisemitismus verunsichert schloss er sich in Wien Ervin Sinkó an und vertrat ebenfalls den von Sinkó um diese Zeit propagierten Christianismus. Er ging schließlich nach Jugoslawien zurück und wurde I 944 von den Nazis verschleppt und ermordet. Gyula Illyés reiste nach kurzem Wiener Zwischenaufenthalt nach Paris weiter, wo er die nächsten Jahre bis zur Rückkehr 1926 nach Budapest verbrachte. Er war der Verbindungsmann der Wiener Ungarn zum französischen Surrealismus, er publizierte eigene Gedichte und Übersetzungen in /VIA. Als Kassák 1926 in Paris die Zeitschrift und die mögliche Zukunft der ungarischen Avantgarde im Exil vorstellte, riet ihm Illyés zur Rückkehr nach Ungarn. Er selbst kehrte ebenfalls zurück, und es folgte eine weitere - kurze - Periode der Zusammenarbeit im Redaktionskollektiv der Zeitschrift Dokumentum. Attila József ist einer der wichtigsten und wirkmächtigsten Erneuerer der ungarischen Dichtung im 20. Jahrhundert.10 Er hielt sich Mitte der 20er Jahre längere Zeit in Wien auf und schloss Freundschaft mit Andor Németh, seinem späteren Biografen. Kassák schob im Kaffeehaus Attila József Németh gleichsam zu, denn der Avantgarde-Dogmatiker weigerte sich, gereimte Gedichte in MA zu publizieren. Samu Fényes, Herausgeber der Wiener ungarischen Zeitschrift Diogenes war da wesentlich zugänglicher, und so konnten einige der schönsten Gedichte der Avantgarde-Periode von József im Diogenes erscheinen - honoriert aus der volksbildnerischen Vortragstätigkeit des Herausgebers in Bratislava. Lajos Kassák war die Zentralgestalt der ungarischen Avantgarde. Als Schulabbrecher und Verweigerer der Angepasstheit erarbei­tete er sich als Autodidakt die Literatur und Kunst nach seinem Geschmack. Er war ein Tyrann mit unglaublichem Motivationsvermögen: Er lehrte seine siebzigjährige Mutter lesen und schreiben, half seiner Frau, einer Arbeiterin, 157

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