Török Dalma (szerk.): Mantel der Traume. Ungarische Schriftsteller erleben Wien, 1873-1936 (Budapest, 2011)
Studien - Julianna WernItzer: Wege durch die lücken des unsichtbaren
Der Text Jókais erschien zunächst 1875 als Fortsetzung in der Zeitschrift Üstökös.14 Jókai hatte nach der Rückkehr der Expedition beinahe sofort auf die Ereignisse reagiert. Zeitgleich mit der ungarischen Zeitschriftenpublikation veröffentlichte den Roman auch der Pester Lloyd in deutscher Sprache.15 I 895 entstand aus Jókais Buch in der Überarbeitung von Sándor Bródy dann ein Jugendroman.16 Über seine Arbeitsmethode schreibt der Autor im Zusammenhang mit einer Idee zu einem anderen Roman kurz nach der Entstehung von Bis zum Nordpol!: „Meine Aufgabe ist es [...] sowohl die einströmenden äußeren Verhältnisse als auch die zu Grunde liegenden seelischen Kämpfe auf der Grundlage von Tatsachen und psychologischen Schlussfolgerungen nachzuzeichnen, sodass sich der Leser von der Wahrhaftigkeit, ja sogar von der Notwendigkeit der erfolgten Ereignisse überzeugen kann.”17 Jókai legt demnach die Betonung auf den Wahrheitsgehalt der erfolgten Ereignisse und die Überzeugung der Leser. Vielleicht ändert er auch deswegen das ursprünglich geplante Ende des Romans. In dem vorab veröffentlichten Inhaltsverzeichnis in der Zeitschrift Üstökös gab es noch ein Kapitel, das letzte, dessen Titel Hazatérés egész új hajós néppel [Heimkehr mit gänzlich neuer Schiffsmannschaft] lautete. Dieses fehlt im Werk. Jókai hatte für sein Buch also ein Happyend geplant und erst später auf diese Lösung verzichtet. Vermutlich konstruierte er die Rahmenhandlung erst nachträglich. Der Schriftsteller rettet seinen Helden am Ende des Romans, der im Übrigen voller Humor steckt, nicht, sondern schafft eine tragische Endstimmung: „Sämtliche Eisvögel hatten unsere schwimmende Insel verlassen. Die Segel unseres Schiffes waren leer. Nur eine Wildgans blieb zurück, die wir in eine der Kajüten gesperrt hatten. Ich schreibe jetzt alles nieder, was sich auf der Tegetthoff und auf unserem kleinen Erdteil ereignet hat, und will dann diese Wildgans als Brieftaube benutzen und ihr meine Aufzeichnungen anvertrauen. Vielleicht empfängt irgendjemand meine Botschaft. Vielleicht gibt es Menschen, die meinen Worten Glauben schenken und die versuchen werden, uns aufzufinden. Geschrieben in der Polarnacht unter dem 90. Grad nördlicher Breite.” (Jókai 239) Die Tatsache, dass Jókai das positive Ende des Romans abänderte, scheint im Einklang mit der zitierten Einleitung von Ransmayrs Werk zu stehen. Der auf sich gestellte „Fußgänger”, der alles zu bezwingen versucht, treibt am Ende von Bis zum Nordpol! beinahe hoffnungslos auf einer schwimmenden Eisscholle dahin. Die Gleichgültigkeit der Natur lässt auch Ransmayr in seinen Text einfließen, er stellt den vergänglichen Augenblick der ewigen Zeitlosigkeit gegenüber. „Die Schiffe versanken. Die Chronisten schrieben. Der arktischen Welt war es gleich.“ (Ransmayr, 50) Unter dem Titel von Jókais Roman war in der Zeitschrift Üstökös zu lesen: Nach den Lehren von Jules Verne geschrieben von Márton Kakas. Unter dem Namen Márton Kakas veröffentlichte Jókai gewöhnlich seine eher humorvollen, 1 12