Török Dalma (szerk.): Mantel der Traume. Ungarische Schriftsteller erleben Wien, 1873-1936 (Budapest, 2011)
Studien - Hedvig Újvári: Deutschsprachige presse in Ungarn nach 1867
Ein wichtiger Faktor war zudem die geistig-kulturelle Symbiose der verschiedenen Volkskulturen der Monarchie, wobei der gegenseitige Austausch in Wien vermutlich am lebhaftesten war. Einen wichtigen Platz nahmen hier auch die Ungarn ein, die einen festen Bestandteil der Wiener Metropole darstellten. So bestand auch in Wien ein gewisses Interesse an der ungarischen Kultur und Literatur, und es mangelte nicht an kompetenten Vermittlern: Johann Graf Mailáth (1786-1855) und sein Freundeskreis waren bemüht, die ungarische Dichtung und Geschichte dem deutsch-österreichischen interessierten Publikum näher zu bringen. Auch die deutsche Literatur begann, sich für ungarische Themen zu interessieren. Die Autoren schlossen aber nicht nur mit den ungarischen Themen Bekanntschaft, sondern auch mit ihren Vermittlern und Autoren, und bald reichten diese Kontakte bis nach Ofen und Pest. Das bedeutete zugleich den Beginn gemeinsamer kulturpolitischer Aktivitäten, in deren Rahmen u. a. österreichische Autoren für deutsche Zeitschriften in Ungarn gewonnen werden konnten. Die Zeit nach dem Ausgleich 1867 Nach 1848 verlor das deutschsprachige Zeitschriftenwesen allmählich an Bedeutung. Die ungarischen Unabhängigkeitsbestrebungen und das Erwachen des Nationalbewusstseins führten zu einer Besinnung auf die ungarische Sprache und Literatur. Die deutschsprachigen Zeitschriftentraditionen lebten aber weiter, auch wenn ihr konkreter Platz von den ungarischen Presseorganen eingenommen wurde. Die deutschsprachigen Zeitschriften hatten nämlich ein interessiertes Lesepublikum herangezogen: neben der Unterhaltung trugen sie auch zur Hebung des geistigen und moralischen Niveaus bei. Als ein weiteres Verdienst ist ihnen zuzuschreiben, dass sie durch ihre Vermittlertätigkeit den ungarischen Verlegern die Möglichkeit boten, zahlreiche selbstständige Werke österreichischer Autoren zu edieren, Beispiele hierfür sind Konrad Adolf Hartleben (1778-1 863) und Gustav Heckenast (181 I -1 878).8 Das Jahr 1867 brachte für Ungarn den Ausgleich mit Österreich und bedeutete auch im Hinblick auf die Pressegeschichte eine Zäsur, obwohl immer wieder darauf verwiesen wird, dass das deutschsprachige Pressewesen infolge der Assimilation des deutschsprachigen Bürgertums an Bedeutung verlor. Der wirtschaftliche Aufschwung im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts und der immer noch vorhandene Massenbedarf führten dazu, dass verschiedenartige Zeitungstypen großen Absatz fanden. Die deutschsprachigen Zeitungen umfassten drei große Gebiete: An erster Stelle standen die politischen Organe, gefolgt von den hauptstädtischen und regionalen Zeitungen, der zweite Bereich waren die wissenschaftlichen Periodika, und die dritte Gruppe bildeten die Fachzeitschriften. Allerdings dürfen 97