Schultheisz Emil: Traditio Renovata. Tanulmányok a középkor és a reneszánsz orvostudományáról / Orvostörténeti Közlemények – Supplementum 21. (Budapest, 1997)

21. Zur Geschichte des medizinischen Unterrichts in Ungarn vom frühen Mittelalter bis 1769

Z^oo¡ ungarischer Studenten hatte nicht nur fachliche, sondern auch konfessionelle Gründe. Letz­terer Grund bestand auch noch später, nachdem 1769 die medizinische Fakultät in Nagy­szombat eröffnet worden war. Da die Protestanten in Ungarn in gewissem Masse ihrer Reli­gionsfreiheit erneut verlustig gingen, ergab sich für die Mediziner aus dieser Situation ein besonderes Problem: als Protestanten verweigerten sie den Standeseid, welcher eine Passage über die Conceptio immaculata Sanctae Virginis enthält. Eine derartige Formulierung ist aber seit 1647 Bestandteil des Juramentum doctorale in den von den Habsburgerñ beherrsch­ten Länden. Den Ausweg gab das Auslandsstudium. Die protestantischen Universitäten der deutschen Länder, der Niederlande und der Schweiz boten ungarischen Studenten ausser Sti­pendien auch noch andere finanzielle Begünstigungen. So hatten z.B. die ungarischen Stu­denten in Utrecht und Groningen keine Immatrikulationsgebühren zu zahlen. In der Matrikel der Universität Basel ist neben dem Namen eines ungarischen Studiosus gratis inscriptus est quia Hungarus zu lesen. 2 8 Eine interessante Unterrichtsform, besonders im 17. und 18. Jahrhundert, repräsentieren die ärztlichen Privatschulen, die einige wohlgebildete praktische Ärzte besonders in Oberun­garn und Siebenbürgen errichteten. Solche Medizinschulen unterhielten u.a. Daniel Fischer, Stadtphysikus in Késmárk, Johann Weber, Arzt, Apotheker und Bürgermeister von Eperjes. Karl Otto Mollers berühmt gewordene Academia Molleriana in Besztercebánya (Neusohl) war überaus frequentiert. Moller schrieb auch ein einzigartiges Lehrbuch speziell für seine Privatschüler unter dem Titel Succiticta morbos çųrandi metĥódus suis auditoribus in domes­ticis scholis dictata. 2 9 Diese praxisnahe Ausbildung ermöglichte ein gründliches medizini­sches Vorstudium, wodurch dann das eigentliche Universitätsstudium gegebenenfalls we­sentlich abgekürzt werden konnte. Die meisten deutschen Medizinprofessoren verlangten von den Besuchern ihres klinischen Kollegs bestimmte Vorkenntnisse. Zu Junckers Colle­gium clinicum in Halle wurden z.B. nur Provectiores zugelassen. Viele der ungarischen Stu­denten besassen bereits — dank der privaten Medizinschulen — diese Vorkenntnisse und gal­ten als Provectiores. 3 0 Natürlich waren die besten Privatschulen nicht imstande, die Funktion einer medizini­schen Fakultät zu übernehmen. Selbst Leopold Kardinal Kollonics schreibt 1689 in seinem Einrichtungswerk über die Notwendigkeit einer vollständigen, also auch eine medizinische Fakultät enthaltenden Universität in Ungarn, in der Hoffnung, dadurch Ungarn mit einer ge­nügend hohen Zahl von Ärzten zu versorgen. 3 1 Es fehlten auch nicht Pläne, welche die Ein­richtung eines medizinischen Hochschul studiums erstrebten. Der vielleicht beste und aus­führlichste, jedoch nicht verwirklichte Entwurf stammt von Johann Daniel Perlitzy, Komitatsphysikus zu Nógrád. Bemerkenswert ist, dass Perlitzy in seinem 1751 eingereichten Elaborat die Ausbildung der Ärzte von der Universität unabhängig im Invalidenhaus von Pest bzw. — nach einer anderen Version — in Zusammenhang mit dem Städtischen Krankenhaus zu Selmecbánya (Neusohl) als einem teaching hospital beabsichtigte. 3 2 2 8 Zsindely, I. Aus den Matrikeln der Universität Basel, Sárospataki füzetek, 1860, 154. (ungarisch). 2 9 Vámossy, I. Die Geschichte der Heilkunde in Pozsony, 1901, 57. (ungarisch). 3 0 Kaiser, W. und Krosch, K. H. — Zur Geschichte der Medizinischen Fakultät der Universität Halle im 18. Jahr­hundert. Wiss. Z. Univ. Halle, Bd. 14. 357 ff. (1965). 3 1 Győry, T. Die Geschichte der medizinischen Fakultät (1770—1935) der Universität Budapest , Budapest, 1936, 10. (ungarisch). 3 2 Linzbauer, X. F. — Op. cit. Tom. II, 270.

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