Schultheisz Emil: Traditio Renovata. Tanulmányok a középkor és a reneszánsz orvostudományáról / Orvostörténeti Közlemények – Supplementum 21. (Budapest, 1997)
21. Zur Geschichte des medizinischen Unterrichts in Ungarn vom frühen Mittelalter bis 1769
Z^oo¡ Kurze Zeit lang bestand auch noch eine fünfte Universität in Ungarn, das ebenfalls von König Matthias Corvinus gegründete Studium generale in Buda. Diese rein humanistische Hochschule hatte keine medizinische Fakultät. In dieser Hinsicht erinnert diese Universität der Renaissance eher an die Universitäten des früheren Mittelalters, wo das höhere Studium ein Forschen und Lehren um der Wahrheit willen war. 2 3 Auch das gehört zu den nicht immer genügend beachteten Eigentümlichkeiten mittelalterlicher Universitäten, sowie der Universitäten der Renaissance, dass an ihnen keineswegs überall gleichmässig alle Fakultäten vertreten waren und alle Wissenschaften gelehrt wurden. 2 4 Eine selbständige Entwicklung in der Arztebildung ist in Siebenbürgen festzustellen. Bis zum Jahre 1541 war Siebenbürgen Bestandteil des Königreichs Ungarn, dann wurde es autonomes Fürstentum, um dessen Besitz die Türken mit den Habsburgerñ durch Jahrhunderte kämpften. Der Humanismus aber blühte in Siebenbürgen in mehreren Zentren. 1582 wird die von Fürst Stefan Báthory in Kolozsvár (Klausenburg) gegründete Hochschule eröffnet. Eine medizinische Fakultät besass diese Hochschule zwar nicht, doch wurden hier gewisse medizinische Vorlesungen — allerdings auf elementarer Ebene gehalten. 25 In Gyulafehérvár (Karlstadt) errichtete Fürst Gábor Beth en 1622 eine Hochschule. Hier wirkte de namhafte Arzt Michael Ascanius, der für Studenten, die ihre medizinischen Kenntnisse später auf auswärtigen Universitäten zu beziehen strebten, Vorlesungen in den Grundfächern der Medizin hielt. 2 6 Diese Ausbildung in den Grundfächern der Medizin war für das Studium der angehenden Mediziner von unschätzbarem Wert. Einer der bedeutendsten Vertreter der Professoren, die diese Grundausbildung übermittelten, war Dr. Paulus Kyr, Stadtphysikus von Brassó (Kronstadt) in den Jahren 1534—59, zugleich Professor der Philosophie am Collegium Hontericum daselbst. Kyr Hess 1551 unter dem Titel Sanitatis Studium ad imitationem Aphorismorum compositum ein eigens für angehende Medizinstudenten geschriebenes Buch erscheinen, das erste medizinische Werk, welches in Siebenbürgen in Druck gelegt wurde. 2 7 Unter den medizinische Vorlesungen haltenden Professoren sind Franciscus Páriz-Pápai, Franciscus Hunyadi, Petrus Monedulatus Lascovius, Friedrich von Monaų u. a. zu erwähnen. Die Türkenbelagerung machte in Ungarn jeden Hochschulunterricht unmöglich. So besuchten im 16.-18. Jahrhundert ungarische Medizinstudenten wieder das Ausland, und zwar jetzt vorwiegend die deutschen und niederländischen Universitäten, wo das Studium protestantischer Studenten durch verschiedene Stipendien gefördert wurde. Das Auslandsstudium 2 3 Siger von Brabant hat diese innerste Triebkraft des wissenschaftlichen Studiums ausgesprochen: Vigiles et stųđeçts atque legas, ut ex hoc đubio tibi remanente excites ad studendum et legeñđųm, cum vivere sine li eñs mors sit et vilis hominis sepulta ..., aus: Questiones de anima intellectiva, zitiert nach Mandonnet, Pierre: Siger de Brabant et l'Averroisme latin (au XIII sieçle) 1911, 2, 171. — Allerdings vergisst der humanistische Herrscher auch das nicht, was Bacon von Verulam so formulierte scientia est potestas! Natürlich wurde schon im 14. und 15. Jahrhundert die Universität zugleich Stätte der Berufsausbildung, besonders, was die Medizin anbelangt. Allenfalls ist aber nicht zu vergessen, dass die Medizin an der mittelalterlichen Universität zum Teil eben wegen dieses Wissen- und Erkennenwollens — überwiegend theoretisch vorgetragen wurde. Das Studium war Selbstzweck. Dem ganzen Mittelalter war der Begriff des Brotstudiums fremd. 2 4 Grundmann, H. Vom Ursprung der Universität im Mittelalter, Berlin, 1957, 27. 2 5 Bisztray, Gy. Das wissenschaftliche Leben in Siebenbürgen und der Universitätsgedanke, in: Siebenbürgens Ungarische Universität, Kolozsvár, 1941, 46 (ungarisch). 2 6 Weszprémi, St. Op. cit. Tom. III, 347. 2 7 Schultheisz, E. und Tardy, L. Paulus Kyr's literarische Tatigkeit (Ms.)