József Antall szerk.: Aus der Geschichte der Heilkunde / Orvostörténeti Közlemények – Supplementum 13-14. (Budapest, 1984)

Das Apothekenmuseum „Goldener Adler" im Budaer Burgviertel. Die Pharmazie in der Renaissance und im Barock (M. Vida)

der Alchimie aufgebaut. Das „alchimistische" Laboratorium ist nicht nur ein XIX stimmungsvolles, mystĥisches Interieur, sondern stellt auch eine grundlegende Laboratoriums operation, das Destillieren, vor. Die Rekonstruktion eines Des- 144 tillierofens aus der Renaissance dient der Veranschaulichung des Destilla­tionsvorganges. Die Vergangenheit der Destillation reicht bis ins Altertum zu­rück. Im Mittelalter wurden beinahe aus jeder Droge Destillate hergestellt. Die Alchimisten wollten mittels Destillation die „quinta essentia" herstellen. Die einstigen Apotheker haben auf ähnliche Weise die ätherischen Öle, aroma­tische Wässer oder das berühmte „aqua vitae" hergestellt. Der Gebrauch von in heutigem Sinne verstandenem destillierten — von gelösten mineralischen Substanzen befreitem — Wasser is seit der Zeit der Aufklärung bekannt. Im 16. Jahrhundert entstand das auch noch heute gebräuchliche Kessel-Helm­Kühler-System, welches sich nur in der Form und der Art der Herstellung ver­ändert hat. Der Gedanke des Goldmachens verbreitete sich, aus Ägypten kommend, un­ter den Griechen und Arabern und von hier im mittelalterlichen Europa. Mit der Vervollkommnung der Herstellung des Getränkes des ewigen Lebens, des „aurum potabile" beschäftigten sich auch Arnoldųs de Villanova (1245— 1313), Roger Bacon (1215—1292), sowie Raimundus Lullus (1232—1316). Sie mischten in das Grundgetränk nicht nur Goldplättchen, sondern auch Heilkräu­ter oder Edelsteinpulver. Bekannte Arzneimittel der Alchimie sind das Zaphir-, Rubin- und Smaragdpulver, der Zucker, Mumienpulver und die Mandragora. Dazu gehören noch die Exkremente und inneren Organe der Tiere der sog. „Dreckapotheke", einige von diesen sind Vorgänger der heutigen Organothe­rapie. Ein wertvolles Denkmal ist der 2000 jährige Mumienkopf, aus dem das berühmte „Mumienpulver" hergestellt wurde. Die Mumienpulverschachtel aus 148 der „Königs"-Apotheke in Hermannstadt aus dem 18. Jahrhundert ist ein Be­weis dafür, wie wichtig auch noch damals dieses Mittel zur Blutstillung, gegen Husten, Fieber imđ Epilepsie war. Die Blütezeit der Alchimie in Ungarn war das 18. Jahrhundert, unter ihren Anhängern befanden sich berühmte Gelehrte wie Mátyás Bél, János W aliaszky, Sándor Bárótzy. Im Jahre 1768 erließ Maria Theresia eine Verordnung mit dem Verbot des Treibens der Alchimie. Die Entwicklung der Iatrochemie und der Pharmakognosie Noch im 16. Jahrhundert hat sich die ausschließlich dem Heilen dienende Ia­trochemie von der Alchimie gelöst. Eine hervorragende Rolle kam dabei Para­celsus (1493—1541) zu, der die Arzneibereitung für primär hielt. Anstatt der alten zusammengesetzten Arzneien empfahl er den Auszug des Wirkstoffes (arcanum) in Form von Destillaten, Extrakten und Tinkturen und führte weiter­91

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