József Antall szerk.: Aus der Geschichte der Heilkunde / Orvostörténeti Közlemények – Supplementum 13-14. (Budapest, 1984)
Das Apothekenmuseum „Goldener Adler" im Budaer Burgviertel. Die Pharmazie in der Renaissance und im Barock (M. Vida)
schien in dieser Zeit eine besondere Form der Apothekengefäße : das Albarello. Das aus dem Osten stammende Gefäß bewahrte bis zum Ende des 18. Jahrhunderts seine sich in der Mitte verdünnende, stämmige spindelartige Form. Das frühe Albarello ist ein mit wenigen Farben (kupfergrün, kobaltblau, manganviolett, ockergelb) geschmücktes Schmelzfayencegefäß. Auf die Vorderseite gelangte die den Namen der Arznei enthaltende Cartouche (Etikett) oder ein Porträt, eine mythologische Szene, eventuell ein Adelswappen. Oft befanden sich eine Szene und eine Arzneiaufschrift zusammen auf der Gefäßwand, ein solches war zum Beispiel das schlanke Apothekengefäß (Venedig, 1590—1600) mit der Aufschrift „Diacodin" (Mohnschalensirup), was als Linderungsmittel benutzt wurde. Bemerkenswert is noch ein kelchförmiges Apothekenstandgefäß aus dem 18. Jahrhundert wegen der darin aufbewahrten Arznei. Die „Theriaca" war die berühmteste Arznei im Altertum und im Mittelalter, die von Añđromaçĥųs, dem Leibarzt von Kaiser Nero, aus 70 verschiedenen Mitteln zusammengestellt wurde, unter denen das wichtigste das Opium war. Man hielt es für das Gegengift aller Gifte und es stand in den Apotheken auf einem Ehrenplatz. Es diente als Beruhigungsmittel. Die andere typische Gefäß form diser Epoche war der Krug mit Ausguß zum Aufbewahren von Sirup. XV Bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts spielte Faenza die führende Rolle, daher stammt auch der Name Fayence. Aber noch in diesem Jahrhundert wurde auch in den Niederlanden, in Ðelf , die Fayenceherstellung eingeführt, das die Konkurrenz mit dem teuren chinesischem Porzellan aufnehmen sollte. Die Ðelfter Apothekengefäße haben sich in ganz Nord- und Westeuropa verbreitet. Die im Rheinland und in England schon seit dem Mittelalter hergestellten salzglasierten Steingutgefäße erreichten vom Beginn der Renaissance an ein hohes Niveau, und von der Mitte des 18. Jahrunderts an stellte die Anwendung der Harttopfwaren und des Porzellans in der Apothekengefäßherstellung eine bedeutende Konkurrenz dar. Keramik-Apothekengefäße in Ungarn Die Keramiken mit Schmelz sind von Meistern aus Faenza unter Herrschaft Königs Matthias (1458—1490) in Ungarn eingeführt worden. Die Verbreitung der Schmelzfayencegefäße ist das Verdienst der sich ansiedelnden anabaptistischen Habanen („Haus haben"). Die Habanen sind norditalienischen Ursprung und sind ihrem Glauben wegen nach dem Osten geflüchtet, aus Österreich sind sie über Mähren und Böhmen nach West- und Nordungarn gekommen. Fürst Gábor Beth en hat im Jahre 1621 eine Gruppe nach Siebenbürgen gerufen und György Rákóczi I. siedelte 1646 eine andere Gruppe in Sárospatak an. Die habanischen Töpfer haben ihre Gefäße im allgemeinen mit der Jahreszahl versehen, unser ältestes heimisches Gefäß stammt aus dem Jahr 1599. Für ihren Stil war 89