József Antall szerk.: Aus der Geschichte der Heilkunde / Orvostörténeti Közlemények – Supplementum 13-14. (Budapest, 1984)

Das Apothekenmuseum „Goldener Adler" im Budaer Burgviertel. Die Pharmazie in der Renaissance und im Barock (M. Vida)

RAUM I: DIE ENTSTEHUNG DER HEUTIGEN APOTHEKE Die Apotheke im Mittelalter „Apotheca" bedeutete im Mittelalter Lager, später Verkaufsbude. Die Apothe- 142 ken führten neben verschiedenen pflanzlichen, tierischen, mineralischen Mitteln auch Zuckererzeugnisse, Spirituosen und noch vielerlei, in eine „Gemischt­warenhandlung" gehörende Waren. Darauf weist auch eine damalige Bennen­nung der Apotheker „speciarius" (Spezereihändler) hin. Vom 18. Jahrhundert an kam neben den Krankenhausapotheken der verschiedenen Orden den bür­gerlichen Apotheken eine immer größere Rolle zu. Die erste bürgerliche Apo­theke in Europa wurde 1140 in Neapel vom sizilischen König Roger gegründet. In Ungarn wurden die Rechte der Apotheker durch die seit 1244 redigierten „Statuta Civitatis Budensis" geregelt; von 1303 an ist der erste Apotheker dem Namen nach bekannt: „Petrus physicus et apothecarius Budensis". Die Offizin der Apotheke — Verkaufsraum mit Tarentisch und Gerüst — war ein, hauptsächlich nach dem Hof hinaus liegender, basarartiger Raum. Die Läden des Mittelalters waren der Straße zugerichtet, diese wurden um 18. Jahr­hundert durch serbische Ladentüren abgelöst, die ebenfalls dem Verkauf dien­ten. Über dem Eingang erregte jeweils ein aufgehängtes, ausgestopftes Tier — eine Rieseneidechse, ein Krokodil, ein Sägefisch — die Bewunderung der Eintretenden für die „Kunst" der Heilung. Die Apotheke im 17.—18. Jahrhundert In der Zeit der Renaissance erschien die schon hauptsächlich Arzneien ver­kaufende „echte" Apotheke. Eigentlich wurden in den Apotheken bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts kandiertes Obst, Sirupe oder die sog. „aqua vitae" gehal­ten. Ein Beweis dafür ist das aus der Mitte des 17. Jahrhunderts stammende habanische Faß mit dem „Vinum Cerasorum" (Kirschstengelwein) oder das XVI um 1600 hergestellte itelienische Apothekengefäß mit der Aufschrift „Nuces Condita" (kandierte Nüsse). Die Offizin den Neuzeit bestand aus zwei ineinander geöffnete Haupträume: der Offizin und dem Laboratorium, diese wurden durch Lager und sonstige Räume ergänzt. Die gezimmerten Stellagen und Verkaufspulte der einfachen mittelalterlichen Einrichtung wurden durch künstlerisch geschnitzte und be­malte Stellagen und den Taratisch im Renaissance-, Barock- oder Rokokostil ausgetauscht. Die früheste, in Ungarn erhalten gebliebene, bemalte Apotheke aus der Spätrenaissance (17. Jahrhundert) ist im Pälffy-Schloß in Vöröskővár (Cerveny Kamen) zu sehen. Aus der Barockzeit blieben schon mehrere Ein­richtungen erhalten, und zwar in Székesfehérvár, Eger, Kőszeg, Debrecen, im 87

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