József Antall szerk.: Aus der Geschichte der Heilkunde / Orvostörténeti Közlemények – Supplementum 13-14. (Budapest, 1984)

Das Apothekenmuseum „Goldener Adler" im Budaer Burgviertel. Die Pharmazie in der Renaissance und im Barock (M. Vida)

thematisch der Entwicklung der Pharmazeutik und zeigt, wie sie zu einer selbständigen Wissenschaft geworden ist. Neben ihrem ortsgeschichtlichen Wert hat sie auch didaktischen Wert, indem sie die internationalen und ungari­schen gegenständlichen, schriftlichen und gedruckten Denkmäler aus der Re­naissance- und Barockzeit zeigt. Hinsichtlich der Entwicklung der Pharmazeu­tik war gerade die zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert entstandene Apothe­kerpraxis bedeutend. Die Entstehung der Pharmazeutik Die Trennung von Heilung und Pharmazeutik vollzog sich während mehrerer Jahrhunderte. Im Jahre 1224 trennte Friedrich der II. an der medizinischen Fa­kultät der Universität von Neapel die ärztliche von der pharmazeutischen Tätigkeit. Danach bildeten sich in Europa der Apothekerstand und die Insti­tution der Apotheke aus. Von nun an war die Herstellung der Arzneien nicht allein Aufgabe der Arzt-Apotheker. Speziell gebildete, vereidigte Apotheker, „stationarii", arbeiteten in ganz Italien und Mitteleuropa, die ihre Präparate zu festgesetzten Preisen verkauften: es entstand das Taxensystem (1238). Die richtige Zubereitung der Arzneien geschah den Antidotarien zufolge; die meist gebräuchlichen waren die Werke von Nicolaus Praepositus, Christophorus cle Honestis und Mesue. Das meistvebreitete Arzneibuch war „Lumen apotheca­rium" von Ausculumi Saladines Quiriçns (1496). Eine in Venedig gedruckte und 1513 erschienene Ausgabe ist in der Ausstellung zu sehen. Diese Arzneibücher waren die Vorgänger der Pharmakopoen, die sich von der Mitte des 16. Jahr­hunderts an verbreiteten. Die erste wurde von Valerius Cordųs (1515—1544) verfaßt (erste Ausgabe: 1546), das ausgestellte Exemplar ist 1580 in Antwerpen erschienen. Das erste „Arzneibuch" in Ungarn war die Arbeit von János Dávid Rų and (1644). Die vom Statthalterrat genehmigte selbständige ungarische Taxe (Arzneipreis norm) wurde 1754 von dem Preß burger Arzt János Torkos Justus zusammengestellt. Die in der Habsburg-Monarchie gültige offizielle Pharmacopoea trat 1613 und die Taxe 1685 in Kraft. Das Apothekerfach umfaßt zwei Tätigkeiten : die Arzneiherstellung und den Arzneihandel. Doch darüber hinaus übten die Apotheker — infolge des Ärzte­mangels — über Jahrhunderte hindurch die Rolle des Heilenden oder des Rat­gebers aus. So eine Szene wurde nach dem Gemälde von Pietro Longhi in einem Stich aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dargestellt, einem Werk von 141 Francesco Bartalozzi (1727—1815). In einem bestimmten Abschnitt der ge­schichtlichen Entwicklung — zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert — kam den einzelnen Apotheken bei der Herstellung der Arzneien eine bedeutende Rolle zu. 86

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