József Antall szerk.: Aus der Geschichte der Heilkunde / Orvostörténeti Közlemények – Supplementum 13-14. (Budapest, 1984)
Aus der Geschichte der Medizin und der Pharmazie Ausstellungsführer (J. Antall, K. Kapronczay, Z. Pataki, M. Szlatky, M. Vida)
1813 eröffnet. Nach dem Abbau der Einrichtung im Jahre 1951 wurde sie erst 1965 an ihrem gegenwärtigen Standort im Semmelweis-Museum wieder auf- XI gestellt. Das ist eines der schönsten ungarischen Apothekeninterieurs. Die Einrichtung wurde höchstwahrscheinlich nach den Entwürfen von Mihály Pollack von dem Pester Tischlermeister Márton Rosznágel (1783—1857) gearbeitet, die Holzschnitzereien stammen von dem bekannten Bildhauer Lőrinc Duna¿szky (1784—1835). Die U-förmig angeordnete Einrichtung zeigt scharfe Konturen, und ihre Anordnung spricht für das Mitwirken eines Architekten. Unten sind die Schubfächer, die zurückgesetzten Teile enthalten die Schränke, oben sind die offenen und die verglasten Borde. Ein Gesims, das mit steiler Gliederung vorspringt, krönt oben die ganze Einrichtung. Unter dem Gesims zeigt eine Leiste, auf schwarzem Grund mit vergoldeten Ochsenaugen geziert, den oberen Rand der Einrichtung an und faßt zugleich das ganze Interieur zusammen. Unter der Leiste sind in den Rinnen vergoldete, im Empirestil gehaltene Blatt- und Ranken Ornamente zu sehen, bestehend aus Hygizien bzw. aus flammenden Vasen und den aus ihnen rechts und links hervorquellenden Flammen und Trauben. Über den Wandschränken verdecken in vier Felder gegliederte Spiegeltüren die Bordschränke. In der Mittelachse der Hinterwand ist die Flucht der Einrichtung durch einen Vorsprung unterbrochen, auf dem zwischen den beiden Gesimssäulen eine reich vergoldete französische Uhx steht. Im Zuge der Testauration wurden beschriftete Schubfächer gefunden, laut deren Zeugnis große ungarische Politiker und Schriftsteller der Zeit, so Petőfi, Kossuth, Eötvös und Wachot zu den ständigen Kunden der Apotheke gehört haben mußten. Ein Hinweis darauf, daß die Apotheke ein Treffpunkt der damaligen Gesellschaft war, ist die fächerförmige Sitzgarnitur um den runden Empiretisch. Zu den ansprechendsten Teilen der Apotheke gehören die von Lőrinc Dunaiszky geschnitzten vergoldeten Holzreliefs. Die Themen der sechs Reliefs mag Gömöry selbst bestimmt haben, ihre Ausführung aber spricht für die große künstlerische Invention Dunaiszkys. Über der Eingangstür ist die „Heilung", sodann von links nach rechts „Hygieia", „Pharmazie", „Äskulap" und schließlich die „Medizin" zu sehen. Die Reliefs der beiden Längs wände hängen thematisch zusammen, aber auch die der zwei gegenüberliegenden Wände bilden eine Einheit. Die zwei mythologischen Kompositionen (Hygieia und Äskulap) ermöglichten es wegen ihrer klassischen Gebundenheit weniger als die ikonographisch ungebundeneren Themen, daß der Künstler seine eigene Gedankenwelt zum Ausdruck bringe. Auf den letzteren hat er, der steiferen akademischen Schemata dar, die Tätigkeit der betreffenden Disziplinen mit Schwung und feiner Einfühlungsgabe dargestellt. Die allegorischen Figuren spiegeln die Frische des Biedermeiers mit der Glaubwürdigkeit des realen Lebens wider. Die in der Apotheke untergebrachten Gefäße, etwa 600 Stück aus Holz, 81