József Antall szerk.: Aus der Geschichte der Heilkunde / Orvostörténeti Közlemények – Supplementum 13-14. (Budapest, 1984)

Aus der Geschichte der Medizin und der Pharmazie Ausstellungsführer (J. Antall, K. Kapronczay, Z. Pataki, M. Szlatky, M. Vida)

XI. DIE MEDIZIN IN DER ERSTEN HÄLFTE DES 19. JAHRHUNDERTS Die Ideen und wissenschaftlichen Ergebnisse der Aufklärung verschwanden nicht spurlos. Die Revolution des naturwissenschaftlichen Denkens übte ihre Wirkung auch auf die Fachgebiete der Medizin aus. Das Ziel bestand immer darin, daß die Heilung eine Wissenschaft sei, doch sie wurde es erst endgültig im 19. Jahrhundert. Die Medizin des 19. Jahrhunderts ist gekennzeichnet von der systematischen Entwicklung der Naturwissenschaften — vor allem der Chemie und der Physik — sowie der Anwendung ihrer Ergebnisse und weiter­hin von der patho-morphologischen Anschauungsweise und später der ätiolo­gischen Richtung. Auch die Ausrüstung der Heilkunde wurde bereichert: Jean Nicolas Corvi­sart (1755—1821) übersetzte erneut das 1761 erschienene und schnell in Ver­gessenheit geratene Werk Auenbruggers über die Perkussion („Inventum No­vum"), ergänzte es aber mit den Erfahrungen seiner eigenen 20jährigen Tätig­keit. Damit hielt die Perkussion von neuem ihren Einzug in die medizinische Praxis. René Theophile Hyacinthe Laennec (1781—1826) verwandt das „Hör­rohr" (Stethoskop), ohne das heute eine innere Untersuchung unvorstellbar wäre. Das Mikroskop zählt heute zu den Hilfsmitteln in jedem ärztlichen La­bor. In der Chirurgie eröffneten die Entdeckung der Äthernarkose, die Anwen­dung der Schmerzstillung, der Sterilisation und der Blutstillung neue Mög­lichkeiten. Die Wirkung der medizinischen Persönlichkeiten der Zeit läßt sich in zwei Richtungen ermessen : im Universitätsunterricht und in den entstehen­den „medizinischen Schulen". Auch die bis in unsere Tage andauernde Spe­zialisierung wurde im vergangenen Jahrhundert beschleunigt. 1. Die ärztlichen Bestrebungen im Ungarn des Reformzeitalters Das erste Ergebnis der ärztlichen Bestrebungen des Reformzeitalters (1825— 1848), das sich zugleich den Schutz des nationalen Charakters und die bürger­liche Entwicklung zum Ziel gesetzt hatte, war die Schaffung einer ungarischen Ärztesprache. Bis dahin war die Fachsprache der Ärzte und Apotheker das Latein, bzw. das aus der politischen Unterordnung gegenüber Österreich rüh­rende Deutsche. Die Schaffung der ungarischen medizinischen Fachsprache ist das unvergängliche Verdienst von Pál Bugát (1793—1865). Gemeinsam mit dem bekannten Literaten (mit Medizinabschluß) und Sekretär der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, Ferenc Toldy, gab er das ungarisch-lateinische und lateinisch-ungarische medizinische Wörterbuch (Magyar-Deák és Deák­Magyar Orvosi Szókönyv) heraus. Mit Bugá s Namen ist auch die ab 1831 er­folgte Herausgabe der ersten medizinischen Fachzeitschrift in ungarischer 66

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