Kapronczay Károly szerk.: Orvostörténeti közlemények 222-225. (Budapest, 2013)
TANULMÁNYOK - Offner Robert: Az orvosi tudás Erdélybe juttatása az Újkorban, erdélyiek külföldi tanulmányai és külföldi orvosok bevándorlása útján
OFFNER, Robert: Medizinischer Wissenstransfer 41 Vordergrund. Andererseits hatte der junge Arzt nach der Rückkehr vom Auslandsstudium in erster Linie die Schaffung seiner Daseinsgrundlage, einer Arztpraxis oder die Annahme einer Leib- oder Amtsarztstelle (Stadtphysikat), gleichzeitig aber auch die Gründung einer Familie sowie die gesellschaftliche Etablierung, angestrebt. Das Einsatzgebiet der Ärzte war zeitweise sehr ausgedehnt, der persönliche Gefährdungsgrad durch Seuchen ebenso groß. Medizinisch-schriftstellerische Beschäftigungen gelten gerade in dieser bewegten Lebensphase als Seltenheit, vor allem weil auch die dafür nötige Zeit und Berufserfahrung noch fehlte. Es mangelte in der Heimat aber auch an gegenseitigen kollegialen Anregungen und an Gelehrtengesellschaften. Das relativ späte Erscheinen inländischer Periodika erschwerte den fachlichen Austausch mit wissenschaftlichem Charakter. Die Lage verbesserte sich allmählich, etwa ab 1750. Solche medizinischliterarischen Leistungen, die aus rezeptionshistorischer Sicht bedeutsam sind, wurden von Medizinhistorikern bereits mehrfach untersucht.52 Auch wenn die späte Errichtung (1872) einer siebenbürgischen Landesuniversität in Klausenburg für das Geistesleben des Fürstentums zweifelsfrei nachteilig war, die daraus resultierende Notlösung, die höheren Studien im Ausland ableisten zu müssen, hatte auch durchaus positive Auswirkungen. Dazu zählt vor allem, dass diese Akademiker in unmittelbarem Kontakt zu den traditionsreichen und teils sogar führenden europäischen Bil- dungs- und Wissenschaftszentren standen. Ein Großteil der Mediziner hatte also die Möglichkeit, seine Ausbildung zum Arzt nicht an der „ersten bestensondern an berühmten, teilweise sogar an den jeweils modernsten und führenden europäischen medizinischen Fakultäten zu erhalten. Sie hatten die Chance, die besten Medizinschulen aufzusuchen, berühmte Professoren kennenzulernen, sich neueste Bücher zu besorgen und durch aktuelle geistige Strömungen geprägt (Cartesianismus, Iatrochemie, Vitalismus, Iatromechanik) neues Wissen in der Heimat sofort einzusetzen.53 Die Tatsache, dass ca. zwei Drittel der jungen Ärzte in ihre Heimat zurückkehrten und dort dem erlernten Beruf nachgingen, legt den Schluss nahe, dass durch diesen permanenten Wissenstransfer nach Siebenbürgen die Kenntnisse aber auch die Leistungen dieser Ärzte dem jeweils charakteristischen Niveau der „europäischen Medizin“ voll entsprachen. Die siebenbürgischen Studenten waren in der Neuzeit gut orientierte und effektive Akteure der Bildungsmigration quer durch Europa und somit feste Bestandteile des „Netzwerks des europäischen Geistes“. Sowohl die Fortschrittlichkeit und hohe Qualität, der während ihrer peregrinatio acadetnica erworbenen 52 Zu beachten ist noch die Tatsache, dass Ärzte signifikant gefährdeter waren (Infektionskrankheiten, Seuchen etc.) und dadurch kürzer als Theologen und Juristen lebten; mehr als ein Drittel aller Ärzte waren bereits zehn Jahre nach dem Studium nicht mehr am Leben. Ein zweites Drittel wirkte aus demselben Grund weniger als 20 Jahre. Somit verstarben zahlreiche gut ausgcbildcte und begabte Mediziner im „besten Alter“ und noch vor dem Erreichen jenes Lebensalters, in denen sic nebenberufliche schriftstellerische Tätigkeiten entfalten konnten. 53 Robert Offner: Az erdélyi orvosok cs sebészek képzése a Kolozsvári Tudományegyetem megalapítása (1872) előtt [Die Ausbildung sicbcnbürgischcr Ärzte und Chirurgen vor der Gründung der Universität Klausenburg (1872)]. Orvostudományi Értesítő. Az Erdélyi Múzeum-Egyesület Orvostudományi Szakosztályának közleményei 68 (1995) 212-226; Robert Offner: Deutsche Universitäten als Ausbildungsstättcn sicbcnbürgischcr Mediziner von den Anfängen bis zum Jahr 1850. ln: Peregrinatio Hungarica. Studenten aus Ungarn an deutschen und österreichischen Hochschulen vom 16. bis zum 20. Jahrhundert. Hrsg, von Márta Fata, Gyula Kurucz und Anton Schindling. Stuttgart, 2006 (Contubernium. Tübinger Beiträge zur Univcrsitäts- und Wissenschaftsgeschichte 64) 287-344.