Kapronczay Károly szerk.: Orvostörténeti közlemények 222-225. (Budapest, 2013)
TANULMÁNYOK - Offner Robert: Az orvosi tudás Erdélybe juttatása az Újkorban, erdélyiek külföldi tanulmányai és külföldi orvosok bevándorlása útján
38 Cumm. de Hist. Artis Med. 222—225 (2013) Siebenbürgische Ärzte und medizinischer Wissenstransfer in der Frühen Neuzeit Die Kultur- und Medizingeschichte befasste sich bevorzugt mit den schriftstellerisch hervorragenden Ärzten, die durch veröffentlichte Werke medizinischen oder pharmazeutischen Inhaltes einen höheren Bekanntheitsgrad erlangten. Ihre Bücher und deren Wirkung auf die Gesellschaft standen seit jeher im Mittelpunkt des Interesses der Kulturgeschichte. Allerdings gibt es dafür im Falle des neuzeitlichen Siebenbürgen nur wenige Beispiele, insbesondere vor der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Den medizinischen Wissenstransfer allein an den vereinzelten medizinischen Schriften festzumachen und die Analyse nur auf die verwendeten Quellen und auf die Vermittlung und Rezeption medizinischer Kenntnisse zu beschränken, würde lediglich einen Teilaspekt des tatsächlich stattgefundenen Wissenstransfers berühren. Das Wissen und Können der Ärzteschaft, die in Siebenbürgen wirkte, lässt sich weder in qualitativer noch in quantitativer Hinsicht anhand veröffentlichter Bücher auch nur annähernd zutreffend ermitteln und charakterisieren. Zu einer umfassenden Untersuchung gehören Aspekte wie: die soziale Herkunft und das Umfeld des Mediziners, die schulische Ausbildung und vor allem das universitäre Studium unter allen Gesichtspunkten, die postuniversitäre Laufbahn und der Wirkungskreis, aber auch das soziale Milieu des Arztes, seine persönlichen Charaktereigenschaften, Fähigkeiten und Begabungen dazu. Dennoch sollen im folgenden Abschnitt einige typische Beispiele für „schreibende“ Mediziner siebenbiirgischer Herkunft genannt werden. An erster Stelle steht der Kronstädter Stadtphysikus Paulus Kyr aus dem unmittelbaren Umfeld des Humanisten und Reformators Johannes Honterus. Nach Studien u.a. in Wien (1533) und Padua folgte die Promotion zum Doktor der Medizin an der Universität zu Ferrara (1534). Diese erlebte damals gerade die Endphase ihrer Blütezeit als philologischhumanistische Universität, mit glänzenden Gelehrten wie Theodoros Gaza, Niccolö Leoni- ceno, Giovanni Manardo, dem ehemaligen Leibarzt am ungarischen Königshof etc. Im Herbst 1534 - und damit ein Jahr nach Honterus - war er nach Kronstadt zurückgekehrt, wurde mit dem Stadtphysikat betraut und zum Mitglied des Stadtrates ernannt. Eine außerordentlich lange, über 54 Jahre währende Berufstätigkeit in seiner Heimatstadt, aber auch an den Fürstenhöfen von Siebenbürgen, der Walachei und sogar der Moldau, ist belegt. Seine Bekanntheit verdankt er dennoch seinem Büchlein Sanitatis studium, das er für den Schulgebrauch, an dem von Honterus nach westeuropäischen Vorbildern (Nürnberg, Basel) umgestalteten, humanistisch geprägten Gymnasium zu Kronstadt, anfertigte und 1551 in der Druckerei des Honterus-Nachfolgers Valentin Wagners - eines Melanchthonschülers - drucken ließ.46 Er schrieb es nicht für die zahlenmäßig im ganzen Land vernachlässigbar wenigen Ärzte, sondern insbesondere für die des Lateins mächtigen Gymnasiasten, die künftigen Landpfarrer und Dorflehrer, aber auch für diejenigen, die nach dem Besuch des Gymnasiums zu Auslandsstudien aufbrachen. Es ist uns kein weiteres vergleichbares, für 46 Arnold Huttmann: Über einige Aspekte des Buches Sanitatis studium ... (Kronstadt 1551) von Paulus Kyr. Nachdruck in: Huttmann (Anm. 23) 168-175. Siehe: Paulus Kyr: Die Gesundheit ist ein köstlich Ding. Ein ins Deutsche, Rumänische und Ungarische übersetzter und mit zeitgenössischen Bildern versehener und kommentierter Nachdruck des Gesundheitslehrbuches des Kronstädter Arztes P. Kyr: Sanitatis studium ad imitationem aphorismorum compositum Item alimentorum uires breuiter et ordine alphabetico positae Autore Paulo Kyr medico impressum in inclyta Transylvaniae Corona Anno 1551. Hrsg, von Robert Offner. Hermannstadt -Bonn, 2010.