Kapronczay Károly szerk.: Orvostörténeti Közlemények 210-213. (Budapest, 2010)

TANULMÁNYOK — ARTICLES - Schultheisz Emil: Filozófiaoktatás az orvosképzésben a renszánsz humanizmus idején

14 Comm. de Hist. Artis Med. 210—213 (2010) sehen und paganen Vorstellungen bekämpften, im Spätmittelalter nicht mehr aufhalten. Bekanntlich wurden 1210 die libri naturales in Paris verboten. Da die - ins Lateinische übersetzten - naturphilosophischen Schriften des Aristoteles, deren arabische und jüdische Kommentare heterodoxe Aussagen enthielten, die in der Auslegung durch die Philosophen der Artistenfakultät mit den Glaubenswahrheiten in Widersatz gerieten, wurden von Seite der Kirche verurteilt. Das akademische Lehramt war aber an die kirchliche Lehre gebun­den, deshalb verbot 1210 die Pariser Synode unter dem Vorsitz des Erzbischofs von Sans, des frühren Magisters Peter von Corĥe¡l, durch Androhung der Exkommunikation: „Dass zu Paris weder die naturphilosophischen Schriften des Aristoteles noch die Kommentare öffentlich oder privat gelesen werden dürfen " (Grabmann). Auch d¡e neugegründete Uni­versität Toulouse (1229), d¡e den aus Paris angekommenen Magistern und Studenten Lek­türe der naturwissenschaftlichen Schriften des Aristoteles in Aussicht stellte, wurde wie­derholt angemahnt. Die Bücher wurden jedoch 1231 unter der Auflage der Revision der Übersetzungen unter der Leitung des Magisters Wilhelm von Awcerne - durch Papst Gregor IX. - wieder freigegeben. 2 7 Bei Thomas von Cantimpré (Cantinpratensis 1235), in seinem Liber de natura rerum findet sich übrigens keinerlei Hinweis, dass dei^n Christentum durch diese Bücher irgendeine Gefahr drohen könnte. Er weist im Prolog seiner Enzyklopädie dem „Liber" Aristoteles den ersten Rang als Philosoph und Naturwissenschaftler zu. 2 8 Auch nach der neuen Ordnung der Studien blieb Aristoteles der maßgebliche Autor für alle philosophischen Disziplinen, jedoch mit dem entscheidenden Unterschied, dass nur in den Fächern Logik, Physik usw. nicht die verfremdeten mittelalterlichen Aristoteles­Kommentare herangezogen werden sollten, sondern die Schriften selbst bzw. die neuen Kommentare. Der Aristotelismus ist eigentlich, seit dem Mittelalter, der Träger der natur­wissenschaftlichen Tradition, bediente sich aber humanistischer Methoden, d. h. er ging nunmehr von den genuinen Quellen aus. 2 9 Der Renaissance-Humanismus bewirke nicht nur im geschichtlichen Denken eine prin­zipielle Wende, sondern blieb auch nicht ohne Folgen für das Selbstverständnis der Wis­senschaften und Medizin. Die Wirkung des Humanismus auf die Medizin, auch im Univer­sitätsbereich mit den gereinigten medizinischen und Aristoteles-Texten, leitete in gewissen Teilbereichen eine Wende zur „Moderne" ein. Diese neue Denkweise begünstigte die Ver­selbständigung neuer Disziplinen im medizinischen Lehrplan. Die Einflüsse, die von der Philosophie auf die Medizin ausgingen, sowie die theoretischen Reflexionen, die in der Medizin gewonnen wurden, und der Philosophie wichtige Impulse gaben, sind entschei­dend für die Forschung der Renaissance-Medizin, wie auch der späteren Zeiten. Besonders in dieser Epoche sind viele Ärzte zugleich Philosophen. Nicht wenige halten philosophi­sche Vorlesungen neben ihren Leçđonen an der Artistenfakultät, aber auch an der medizi­nischen Fakultät, wie z. B. Ulysses Aldrovandi, Professor der Medizin und Lehrstuhlinha­ber für Naturphilosophie. Auch Juan Luis Fives (1492-1540,), einer der bedeutendsten Köpfe dieser Richtung, war im Prinzip für ein in der Philosophie verwurzeltes Medizinstu­2 1 Grabmann, M.: I Papi del duecento e l'Aristotelismo. Misc. Hist. Pontificae. V. 1941. 2 S Primus omnium Aristoteles est, qui non solum in his, verum etiam in omnibus ad philosophicam disciplinam pertinentibus eminentior cunctis effloruit." In: Boese, H. (Hrsg.): Textüberlieferung von Thomas Cantipratensis Liber de natura rerum. Berlin-New-York, 1973,3. 2 9 Pagel, W.: The Reaction to Aristotele in Seventeenth Century Biological Thought. In: Pagel, W. (ed.): Science, Medicine and History. London, 1953.

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