Kapronczay Károly szerk.: Orvostörténeti Közlemények 206-209. (Budapest, 2009)

TANULMÁNYOK — ARTICLES - Malleier, Elisabeth: Adalék a magyarországi zsidó egészségügy szerveződésének 1900 körüli történetéhez

164 Comm. de //ist. Artis Med. 206- 209 (2009) hatten diese Bilder wenig zu tun, denn wie das Beispiel Wien zeigt, waren dort jüdische Frauen zu ungefähr dem selben Prozentsatz berufstätig, wie nichtjüdische Frauen. Doch weisen diese Klischeebilder große Ähnlichkeit mit jenen Argumenten auf, die beispielswei­se dafür verwendet wurden, um den Mangel an jüdischen Dienstbotinnen zu beklagen und armen jüdischen Frauen diesen Beruf schmackhaft zu machen. 8 4 Bekräftigt wurde die For­derung nach jüdischen Krankenpflegerinnen mit Verwiesen auf bereits bestehende jüdische Institutionen zur Ausbildung von jüdischen Krankenpflegerinnen in Frankfurt am Main, Berlin und Prag. Es gab allerdings durchaus Frauen, die sich um eine Verbesserung der jüdischen Kran­kenpflege bemühten. In Budapest beispielsweise hatte eine „ungarisch-jüdische Dame", Ida Fürst, ausgestattet mit einem Empfehlungsschreiben eines Arztes und des Oberrabbiners die betreffenden Einrichtungen auf eigene Initiative besucht und im Adele Bródy - Kinderkran­kenhaus „im bescheidenen Kleide der Wärterin" selbst Erfahrung in der Krankenpflegear­beit gesammelt. Sie habe „es nicht gescheut, Missachtung, Spott und Erniedrigung zu ertra­gen und mit den Hausdienern um die Wette zu schaffen, nur um das bestehende Vorurtheil zu entkräften, dass die Jüdin nur befehlen, aber nicht arbeiten und Kranke pflegen könne". Ida Fürsts Vorschlag an die Budapester Israelitische Kultusgemeinde, einen Konkurs für die Pllegerinnenstellen für „anständige jüdische Mädchen und kinderlose Witwen" auszu­schreiben, und diese systematisch auszubilden, fand jedoch keinen Anklang. Nun plante sie selbst zu Tat zu schreiten und einen Verein für jüdische Kranken-, Armen- und Kinderpfle­gerinnen nach dem Muster der Berliner jüdischen Schwestern zu gründen. Dabei zweifle sie nicht daran, „dass die jüdische Wohlthätigkeit, welche dem ,rothen' und ,weißen Kreuz' und noch vielen anderen Anstalten, an welchen bei der Ausübung des Pflegedienstes durch Nonnen die Unterstützung nicht mehr auf's Conto der jüdischen Humanität geschrieben wird, jähr­lich bedeutende Summen zur Verfügung stellt, sich nicht zurückziehen wird, wenn es sich darum handelt, diese Vorkämpferin des jüdischen Pflegewesens und das sich um ihre Fah­ne sammelnde Häuflein opferfreudiger Jüdinnen im edlen Wettbewerbe mit den Berufsge­nossinnen der christlichen Bekenntnisse zu unterstützen. Für die Notwendigkeit einer jüdischen Krankenpflege und einer entsprechenden Ausbil­dung für jüdische Frauen wurde im hier zitierten Zeitungsartikel eine Vielzahl von Argu­menten verwendet. Hervorgehoben wurde die Wichtigkeit einer passenden jüdischen Um­gebung für das kranke Kind. Potentielle Ansprechpartner für die im Artikel formulierten Absichten waren die jüdische Kultusgemeinde, das jüdische Kinderkrankenhaus, jüdische Frauen aus unterschiedlichen Schichten, aber auch die jüdische Gemeinde als Gesamtheit. Insbesondere die Frauen, wurden mit dem Hinweis auf die Leistungen christlicher und welt­licher Krankenpflegeorganisationen dazu aufgerufen, zu zeigen, dass sie ebenfalls zur Aus­übung des Berufs der Krankenpflegerin fähig seien. Ida Fürst dürfte, so wie Henriette Weiss in Wien, an den männerdominierten Institutio­nen von IKG und Krankenhaus gescheitert sein. Einen Hinweis daraufgibt ein Leserinnen­briefida Fürsts, den sie als Reaktion auf den oben erwähnten Zeitungsartikel schrieb. Fürst X 4 Malleier, Elisabeth. Jüdische Frauen in Wien 1867-1938. Wien, 2003, 172 ff. 1, 5 Lancet, in: Jüdische Wochenschrift, 1897, Nr. 16, 4f.

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