Kapronczay Károly szerk.: Orvostörténeti Közlemények 206-209. (Budapest, 2009)

TANULMÁNYOK — ARTICLES - Malleier, Elisabeth: Adalék a magyarországi zsidó egészségügy szerveződésének 1900 körüli történetéhez

Malleier, E.: 'Zur Geschichte der Organisation des jüdischen Gesundheitswesens 153 erdigungsbruderschaften medizinisch und pflegerisch Betreuten handelte es sich meist um Arme, während sich die religiöse Betreuung auch auf Wohlhabende erstreckte. Dass der Anteil der von der Chewra betreuten bzw. beerdigten Armen groß war, geht u. a. aus der Tatsache hervor, dass, wie die Beispiele Wien und Budapest zeigen, rund zwei Drittel aller Beerdigungen durch die Chewra Kadischa unentgeltlich erfolgten. .Jüdische Krankenunterstützungsvereine in Budapest In Budapest gab es, wie in Wien und Prag, ein reges jüdisches Krankenunterstützungs­Vereinswesen/ 7 Samuel Lindner zählte in seiner Studie aus dem Jahr 1877 rund 50 Kran­kenunterstützungsvereine in Budapest. Diese waren entweder konfessionell oder überkon­fessionell organisiert. Lindner hob dabei die starke Präsenz der jüdischen Vereine hervor. Er unterschied zwischen „Krankenunterstützungsvereine", die keinen Vereinsarzt zur Ver­fügung stellten und im Krankheitsfall oder Todesfall nur finanzielle Unterstützung boten, weiterhin „Krankenvereine", die sich auch mit ärztlicher und Krankenpflege befassten und „Leichenvereinen", die sich nur um die Beerdigung kümmerten.Während bei den Kran­kenunterstützungsvereinen nur das jeweilige Mitglied eine finanzielle Unterstützung bekam, waren es bei den Krankenvereinen nicht nur die ordentlichen Mitglieder, sondern auch de­ren Familien, genauer: „deren legitime Gattinnen und Kinder". Die Leistungen umfassten üblicherweise die Behandlung durch einen Vereinsarzt bzw. im Spital, und den unentgeltli­chen Bezug von Medikamenten. Zwei der (konfessionslosen) Vereine weiterhin sogar eine Vereinshebamme, andere wiederum vergaben Unterstützungen bei der Geburt eines Kindes, wobei diese in manchen Fällen bei der Geburt eines Knaben höher war als bei der Geburt eines Mädchens.' 9 Die wöchentliche Geldunterstützung im Erkrankungsfall, die sich auf sechs bis zehn Wochen erstreckte, erhielten normalerweise nur die ordentlichen Mitglieder, nicht aber deren Familienangehörige. Im Todesfall eines ordentlichen Mitgliedes erhielten die am Leben gebliebene Witwe und die legitimen Erben eine Geldsumme, die als „Prämie" oder „Leichengebühr" bezeichnet wurde. 4 0 Der Witwe eines verstorbenen ordentlichen Mit­gliedes stand es bei den meisten Vereinen frei, selbst ordentliches Mitglied zu werden. Zu den ältesten jüdischen Krankenunterstützungsvereinen in Budapest gehörte neben der Chewra Kadischa der Verein „Menachem Avélim - Tröster der Trauernden" und die Verei­nigung „Bikkur Holim" (Krankenbesuch). Im Jahr 1871 kam es zur Schaffung einer lan­desweiten Organisation der „Bikkur Holim"-Vereinigungen in Ungarn. Weitere Organisa­tionen die sich um Kranke kümmerten war der „Ansé Córó - Invaliden Verein" und die „Vereinigung brüderlicher Liebe - Áhávász Réim Felebaráti Szeretet Egylet". Letztere war 1901 gegründet worden und versorgte jüdische Kranke in nichtjüdischen Spitälern mit ko­scherem Essen und unterstützte diese und deren Familien nach deren Entlassung aus dem Krankenhaus. 4 1 3 7 Malleier, II: Forschungsberich,t 2007, 51 ff. Lindner, Samuel: Über Krankenvereine und Vereinsärzte in Budapest. Budapest 1877, 9. Lindner, 1877, 14: Die Vereine mit einer Hebamme waren der „Kronprinz Rudolf Verein" und der „Allgemeine Wohltätigkeitsverein ,Franz Deák'". Der jüdische Verein „Zion" vergab bei der Geburt eines Knaben 20 Gul­den, bei der eines Madchens 10 und die „Concordia" gab für einen Knaben 10 und für ein Mädchen 5 Gulden. 4 0 Lindner, 1877, 9. 4 1 Komoróczy, Géza (Hg ): .Jewish Budapest. Monuments, Rites, llistory. Budapest, 1999, 269f.

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