Kapronczay Károly szerk.: Orvostörténeti Közlemények 206-209. (Budapest, 2009)

TANULMÁNYOK — ARTICLES - Malleier, Elisabeth: Adalék a magyarországi zsidó egészségügy szerveződésének 1900 körüli történetéhez

152 Comm. de //ist. Artis Med. 206- 209 (2009) Gründungen der „Jungen" unterschieden sich von der traditionellen Chewra Kadischa vor allem darin, dass sie ihre Dienste auf die eigenen Mitglieder und auf medizinische und fi­nanzielle Hilfe im Fall von Krankheit und Arbeitsunfähigkeit beschränkten." Marcus zählt den Verein der Aufwärter in Pressburg „Pekuach Nefesch" in seiner Studie ebenfalls zu dieser Bewegung der Jungen." 4 Doch scheint die Zielsetzung der Pressburger Aufwärtervereinigung eine andere gewesen zu sein, als jene der sog. „Jungenchewras". Der Hauptzweck des Vereins „Pekuach Nefesch" war anfangs vor allem die praktische Tätigkeit der Kranken- und Totenwache. Die Zusammenarbeit mit der Chewra Kadischa war eng, wenn auch nicht immer spannungsfrei. Ob und zu welchem Zeitpunkt der Verein selbstän­dig wurde, wäre noch zu klären. Jedenfalls blieb er bestehen und übernahm später weitere Tätigkeiten, wie z. B. die Beistellung von Wärtern, die Besorgung der von den Ärzten ver­schriebenen Behelfe, Instrumente und Rezepte. Auch Transporthilfe für Kranke ins Spital oder in Kurorte wurde vom Verein durchgeführt, sowie Reiseunterstützungen gewährt, falls ein auswärtiger Professor hinzugezogen werden musste."' 5 Die Pressburger orthodoxe Chewra Kadischa blieb bis ins 20. Jahrhundert hinein ein Ort lebhafter Auseinandersetzungen. In der ,,Ungarländische[n] Jüdische[n] Zeitung" wurde immer wieder von heftigen Konflikten berichtet. So beispielsweise im Jahr 1912, als bei einer tumultuös verlaufenen Generalversammlung der Chewra-Vorsteher Löwinsohn die Verwaltung des Chewra-Spitals der Unterschlagung, der Fälschung und sogar des Mordes an Patienten bezichtigte. Vorwürfe, die vom Vorstand empört zurückgewiesen wurden."' 6 Und wie die Debatten um den Bau des neuen jüdischen Spitals nach dem Ersten Weltkrieg zeigen, gab es auch zu diesem Zeitpunkt noch genug Stoff für Auseinandersetzungen. Wie diese Ausführungen zu den jüdischen Beerdigungsbruderschaften in Budapest und Pressburg deutlich machen, waren sie auch neben ihrer eigentlichen Aufgabe wichtige reli­giös-karitative Einrichtungen der jüdischen Gemeinden. Ihre Mitglieder waren angesehene, wohlhabende und fromme Männer. In ihrem Aufbau hatten die Bruderschaften große Ähn­lichkeit mit den mittelalterlichen Gilden. Sie waren streng hierarchisch gegliedert und ver­fügten über eine strikte Vereinsdiziplin, die allerdings nicht immer ohne Reibungen auf­rechterhalten werden konnte, wie das Pressburger Beispiel zeigt. Ein Vergleich mit den christlichen Bruderschaften macht deutlich, dass staatliche Einflüsse wie z. B. die Josephi­nischen Reformen mit der Zwangsauflösung aller christlichen Bruderschaften einen noch genauer zu erforschenden Einfluss auf die Entwicklung jüdischer Bruderschaften besaßen. Auch die Rolle der Frauen in den Bruderschaften stellt eine noch näher zu untersuchende Frage dar. Obwohl Frauen rund die Hälfte der Sterbenden betreuten, war die offizielle Hier­archie innerhalb der Beerdigungsbruderschaften eine rein männliche. Bei den von den Be­WollY, Eberhard: Von der Wohltätigkeit zur Sozialen Sicherung. Die Modernisierung der jüdischen Kranken­vorsorge im 19. Jahrhundert am Beispiel Dresdens. In: Medizin und Judentum. Bd. 5: Sozialpolitik und Juden­tum; Albrecht Scholz-Caris-Petra Heidel (Hg.), Dresden, 2000, 22-29. 3 4 Marcus, 1947, 146 und I55f. 3 5 Gold, 1932, 183. Der Artikel, der in emotionalen Worten von der Generalversammlung berichtete, erschien in der Ungarländi­schen Jüdischen Zeitung. Budapest, Pozsony 1912, Nr. 7, 107f. [Hervorhebungen im Original], Siehe Anhang Nr 5. Das Stadtarchiv von Bratislava, wo sich laut Aussage der jüdischen Gemeinde von Bratislava das Archiv der 1KG befindet, war während der Fertigstellung der Studie aufgrund des Umzuges leider nicht zugänglich, sodass den diversen Vorwürfen nicht weiter nachgegangen werden konnte.

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