Kapronczay Károly szerk.: Orvostörténeti Közlemények 206-209. (Budapest, 2009)

TANULMÁNYOK — ARTICLES - Malleier, Elisabeth: Adalék a magyarországi zsidó egészségügy szerveződésének 1900 körüli történetéhez

Malleier, E.: 'Zur Geschichte der Organisation des jüdischen Gesundheitswesens 147 Zum Gründungsjahr der Pester Chewra Kadischa gibt es unterschiedliche Angaben, tat­sächlich erfolgte sie in den letzten zwei Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts. 9 Vorher wurden die in Pest verstorbenen Juden und Jüdinnen in Óbuda (Altofen) beerdigt. Dort befand sich die älteste jüdische Gemeinde des späteren Budapest in der es bereits seit 1626 eine Chewra Kadischa gab. 1 0 Die Pester Bruderschaft war aufgrund von Vorgaben durch die Stadtver­waltung im Laufe der Jahre diversen Änderungen unterworfen. 1833 wurden per Stadthalte­reierlass diverse Wohltätigkeitsvereine wie „Bikur-Cholim", „Tomché-JeBomim" und „Me­nachem Awelim" aufgelöst und deren Aufgaben der Chewra Kadischa zugewiesen. Diese wurde der Aufsicht der jüdischen Gemeindevertretung unterstellt. 1862 wurde die Vereins­organisation neu gestaltet und mit einem Statut versehen. Vereinsbücher wurden angelegt und ein „Chewra-Mann" als Rechnungsführer und Sekretär angestellt." Um die Mitte des 19. Jahrhunderts deutete noch nichts auf den großen Erfolg hin, den die Budapester Chewra Kadischa 40 Jahre später haben sollte. In einem Artikel in der Pes­ter Allgemeinefn] Illustrierle[n] Judenzeitung aus dem Jahr 1860 über „Die israelitische Gemeinde mit ihren Zuständen, wie sie war, wie sie ist, und wie sie sein sollte", wurde so­gar die Abschaffung der Chewra Kadischa vorgeschlagen. Die Argumentation dabei war folgende: ,, Die Verpflichtung sich wechselseitig im Leben beizustehen , und im Tode den letzten Liebesdienst zu erweisen, ist ein Bündnis, das die ersten Menschen schon, als sittlich ver­nünftige Wesen, stillschweigend eingingen, und das durchaus nicht gelöst werden darf, ohne das heiligste Anrecht der Menschen auf einander zu verletzen; wozu also eine abge­sonderte Gesellschaft? " n Im Jahr 1871 hatte die Pester Chewra Kadischa 1.800 Mitglieder, 1876 waren es 2.876. Anfang des 20. Jahrhunderts war die Mitgliederzahl auf 10.000 angewachsen und die Bru­derschaft dementsprechend wohlhabend, was einen weiteren Ansturm auslöste. 1"" Um 1900 war der Andrang so groß, dass nur alle drei Jahre für wenige Tage die Auf­nahme neuer Mitglieder vorgenommen wurde. So wurden im Januar 1904 während der zwölf Aufnahmetage 2.082 neue Mitglieder aufgenommen und über 167.000 Kronen an Aufnahmegebühren und Spenden eingesammelt. Am letzten Aufnahmetag warteten noch 4 lgnaz Reich nennt als Gründungszeitpunkt der Pester Chewra Kadischa das Jahr 1793, in dem die Pester jüdi­sche Gemeinde einen eigenen Friedhof erhielt, während Samuel Lindner 1780 als das Gründungsjahr nennt; siehe: lgnaz Reich (Hg.): Jahrbuch „Beth-Lechem (im weiteren Jahrbuch), Pest, 1 (1871) 191-197, 191; Lind­ner, Samuel: Über Krankenvereine und Vereinsärzte in Budapest , Budapest, 1877, 17-19, 17. 1 0 Komoróczy Géza (Hg.): Jewish Budapest. Monuments, Rites, History. Budapest, 1999, 427. 1 1 Zu einer ähnlichen Zentralisierung war es aufgrund der josephinischen Reformen bereits im 18. Jahrhundert in christlichen Bruderschaften gekommen. Dabei wurde das Vermögen der Bruderschaften in eine Einheitsbru­derschaft zusammengeführt. Line Hälfte des übernommenen Vermögens ging an die Armeninstitute, die andere Hälfte an den Normalschulfond. Ausführlicher dazu Elisabeth Malleier. Jüdische Spitäler, Krankenunterstüt­zungsvereine und Krankenpflegeschulen in Österreich-Ungarn. Unveröffentlichter Forschungsbericht 2008, 29ff. Zur Entwicklung in Ungarn siehe: Kapronczay, Katalin: Krankenhäuser im Ungarn des 18. Jahrhunderts. In: Comm. de Mist. Artis Med., Budapest, 198-199 (2007) 84-86; Antall, József-Kapronczay, Károly: Das unga­rische Gesundheitswesen zur Zeit des Absolutismus und Dualismus. In: Comm. de Mist. Artis Med.. Budapest, 182-185 (2003) 5-20. Pfeil, I. Die israelitische Gemeinde mit ihren Zuständen, wie sie war, wie sie ist, und wie sie sein sollte. In: Allgemeine Illustrierte Judenzeitung, Pest, 1860, Nr. 19, 148f. ' ' Reich in: Jahrbuch , 1871, 195; Lindner, 1877, 18; Spitzer, H. D.: Zahlen sprechen! In. Der Ungarische Israe­lit, Budapest, 1904, Nr. 3, 1-3, 1.

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