Kapronczay Károly szerk.: Orvostörténeti Közlemények 206-209. (Budapest, 2009)

TANULMÁNYOK — ARTICLES - Malleier, Elisabeth: Adalék a magyarországi zsidó egészségügy szerveződésének 1900 körüli történetéhez

148 Comm. de //ist. Artis Med. 206- 209 (2009) viele Bewerber, die jedoch keine Aufnahme mehr fanden. Die Vielfalt der aufgenommenen Mitglieder reichte vom Gelehrten bis zum vierjährigen Knaben, wie es in einem Artikel aus demselben Jahr hieß: „ ... Einem alten Gebrauche gemäß wird die Aufnahme stets mit einem Talmudgelehrten eröffnet. Diesmal war es der Synagogenrabbiner Moses Feldmann, welcher als Erster und ad honores aufgenommen wurde. Feldmann hielt eine geist- und gehaltvolle Rede, in wel­cher er die hehren Werke der Chewra mit beredten Worten pries. ... Begeisterte Eljenrufe folgten der wirkungsvollen Rede. Kaum war der Jubel verrauscht, gab 's wieder eine selte­ne, wirklich freudig ergreifende Scene. Ein Dreikäsehoch, der vierjährige Knabe Paul des Kaufmanns Josef Lusthaus wurde im weißen Kleide in den Saal gebracht, daselbst au f den Tisch vor den Präsidenten gestellt, um aufgenommen zu werden. Das putzige Knählein war daher der Zweite. Und so ging's fort. ... " / v In einem geringen Ausmaß wurden auch Arme aufgenommen. So gab es im Jahr 1904 von den über 2.000 Neuaufnahmen 29 so genannte Gratisaufnahmen. Diese Mitglieder tru­gen ihren Jahresbeitrag in Form von Arbeit für die Chewra Kadischa bei. Die Mehrheit be­stand jedoch aus wohlhabenden Männern, wie etwa dem Präsidenten der „Alliance Israélite Universelle", Reichtagsabgeordneten, Architekten, Bankdirektoren, Ärzten, Richtern, Uni­versitätsdozenten, dem Oberinspektor der Budapester Straßenbahn, Künstlern, aber auch „Sozialistenführer" Sigmund Csillag war Mitglied der Chewra Kadischa. 1' Die sozialen Aktivitäten der Budapester Chewra Kadischa waren beträchtlich. Sie er­richtete Anfang des 19. Jahrhunderts ein großes Krankenhaus, das sie gemeinsam mit der Israelitischen Kultusgemeinde unterhielt. Im 1868 errichteten Siechenhaus wurden insbe­sondere alte Chewra-Mitglieder sowie deren Witwen untergebracht. Chewra-Mitglieder konnten nur Männer werden, doch in den Genuss der Leistungen der Chewra Kadischa bei Krankheit und im Todesfall kam die ganze Familie über den Tod des jeweiligen Chewramitgliedes hinaus. Für die Frau galt dies, solange sie keine zweite Ehe einging, für Knaben bis zu ihrem 18. Lebensjahr und für Mädchen bis zu ihrer Verheira­tung. 1 6 Für Arme wurden Armenärzte bereitgestellt. Im Jahr 1876 arbeiteten drei Armenärz­te für die Chewra Kadischa, die in diesem Jahr 1.747 Patientinnen behandelten. Die schlechte Bezahlung der Armenärzte - sie verdienten im Jahr 1876 zusammen nur 410 Gul­den - gab Anlass zu Kritik. Weitere Kritikpunkte waren die oft rigiden Eintreibemethoden für die Begräbnistaxen. Dabei konnte es durchaus auch zu Pfändungen seitens der Chewra Kadischa kommen. 1 7 Dazu ist allerdings festzuhalten, dass bei den meisten jüdischen Beer­digungsbruderschaften die Mehrzahl der Beerdigungen gratis erfolgte. Dies traf auch auf Budapest zu, wo die Chewra Kadischa beispielsweise im Jahr 1905 von insgesamt 2.769 Beerdigungen 1.581 gratis durchführte und 306 zu einer reduzierten Gebühr. Nur in 882 Fällen waren die in den Statuten festgelegten Bestattungsgebühren entrichtet worden. 1 8 Positiv hervorgehoben wurde an der Pester Chewra Kadischa, dass sie bei der Erfüllung ihrer Aufgaben jeden Bürokratismus vermied. So wurden die Unterstützungen für Greise, 1 4 Spitzer in: Ungarischer Israelit , 1904, Nr. 3, 1. 1 5 Ebd. 1 6 Lindner, 1877, S. 17. 1 7 Reich, in: Jahrbuch, 1871, 1961". I S Ben-Amram. Die Pester Chewra Kadischa. In: Ungarische Wochenschrift, Budapest, 1905, Nr. 26. 1.

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