Kapronczay Károly szerk.: Orvostörténeti Közlemények 206-209. (Budapest, 2009)
TANULMÁNYOK — ARTICLES - Malleier, Elisabeth: Adalék a magyarországi zsidó egészségügy szerveződésének 1900 körüli történetéhez
146 Comm. de / /ist. Artis Med. 206- 209 (2009) Wie und von wem wurden die verschiedenen Aufgaben in der Krankenpflege zwischen Menschen unterschiedlicher sozialer Herkunft, zwischen Frauen und Männern, zwischen Beruf und Ehrenamt verteilt, organisiert und durchgeführt? Beerdigungsbruderschaften und Krankenunterstützungsvereine gehören zu den frühen Organisationsformen, in denen die Gesellschaft versuchte, mit Krankheit und Tod umzugehen. Spitäler waren in der Krankenbehandlung bis ins 19. Jahrhundert von peripherer Bedeutung, konnten sie doch nur weniger wirksame Therapien bieten und galten viel eher als „Pforten des Todes". 5 Die Entwicklung des jüdischen Gesundheitswesens in der Habsburgermonarchie kann selbstverständlich nicht losgelöst von der sie umgebenden Mehrheitsgesellschaft gesehen werden. Dazu gehört die Entwicklung der Sanitätsgesetzgebung, aber auch die Öffnung der Universitäten für Juden. Dies geschah für männliche Juden mit dem Toleranzpatent 1782, für Jüdinnen über 100 Jahre später, als die medizinischen Fakultäten auch für Frauen geöffnet wurden. Mit der Entstehung der großen modernen Krankenhäuser der jüdischen Gemeinden in Städten wie Wien, Budapest, Prag und Lemberg um 1900 gab es außerdem Versuche, Ausbildungen in eigenen Krankenpflegeschulen zu institutionalisieren/' Dass die Geschichte der Krankenpflege, insbesondere die der Frauen in der Krankenpflege, oft einer Suche nach einer Nadel im Heuhaufen ähnelt, haben historische Pflegeforscherinnen wie Hilde Steppe und Ilsemarie Walter bereits festgestellt. 7 Im Folgenden werde ich einige Vereinigungen und Initiativen zur Organisation der Krankenpflege in den jüdischen Gemeinden Ungarns vorstellen. Ich konzentriere mich dabei vor allem auf Budapest, wo Ende des 19. Jahrhunderts ein bedeutender Teil der ungarisch-jüdischen Bevölkerung lebte, sowie auf Pressburg/Pozsony, dem heutigen Bratislava. 8 Jüdische Beerdigungsbruderschaften in Budapest und Pressburg Budapest Die Chewra Kadischa in Budapest gehörte zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit ihren rund 10.000 Mitgliedern zu den größten jüdischen Beerdigungsbruderschaften weltweit. Spree, Reinhard: Anspruch und Wirklichkeit der Krankenhausbehandlung im 19. Jahrhundert. In: Medizin, Gesellschaft und Geschichte. Jahrbuch des Instituts für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung, Stuttgart, 2001, 143-149; Alfons Labisch und Reinhard Spree (Urg.): „Einem jeden Kranken in einem llospitale sein eigenes Bett". Zur Sozialgeschichte des Allgemeinen Krankenhauses in Deutschland im 19. .Jahrhundert New York, F/M 1996. h Malleier, Elisabeth. Das Kaiserin Elisabeth-Institut für israelitische Krankenpflegerinnen im Wiener RothschildSpital. In: Wiener Geschichisblätter. Verein für Geschichte der Stadt Wien (Hg ), 53 (1998) Hell 4, 249-269. Für Deutschland siehe: Steppe, Hilde. " ... den Kranken zum Tröste und dem Judentum zur Ehre ... " Zur Geschichte der jüdischen Krankenpflege in Deutschland. Berlin, 1997; Prestel, Claudia. Erschließung neuer Erwcrbszvveige für die jüdische Frau. Das Beispiel der Krankenschwester: Apologetik oder effektive Maßnahme? In. Metis. Zeitschrift für historische Frauenforschung und feministische Praxis. 1992, Nr. 2, 41-62. 7 Walter, Ilsemarie: Pflege als Beruf oder aus Nächstenliebe? Die Wärterinnen und Wärter in Österreichs Krankenhäusern im .Jangen 19. Jahrhundert ". F/M 2004; Walter, Ilsemarie-Scidl, Elisabeth-Kozon, Vlastiinil (Hg.): Wider die Gescliichtslosigkeit in der Pflege. Wien, 2004. s Die jüdische Bevölkerung in Österreich-Ungarn zählte um 1900 an die 2.076.270 Personen, davon lebten über 800.000 jeweils in Ungarn und in Galizien. Zur jüdischen Bevölkerung in einigen Städten Österreich-Ungarns um 1900: Budapest: 166.198 (23,6% der Gesamtbevölkerung), Wien: 146.926 (8,7%), Lemberg: 44.258 (27,6%), Krakau: 25.670 (28,1%), Czernovvitz: 21.587 (31,9%), Prag: 18.986 (9,4%), Pressburg 6.808 (1 1,1%).