Kapronczay Károly szerk.: Orvostörténeti Közlemények 194-195. (Budapest, 2006)

TANULMÁNYOK — ARTICLES - NEMES, Csaba: Beiträge zur Wechselbeziehung der deutschen und ungarischen Heilkunde im historischen Kontext

(1749-1823) ab 1796 die aktive Schutzimpfung mit Hilfe der Kuhpocken-Lymphflüssigkeit gegen die Pocken - die Vakzination - einführt und nochmals 100 Jahre, bis zwischen 1889 und 1893 die passive Immunisierung von Emil Behring, S. Kitasato und E. Wernicke in der klinischen Praxis sich durchsetzen konnte. Freilich waren Weszprémi das ältere Verfahren der Variolisation, also mit Einbringen von getrocknetem Eiter der Pockenpusteln sich gegen die Pocken (der Blätternbläschen) zu schützen, bereits bekannt, hatte doch Lady Wortley-Montagu in Konstantinopel diese in China seit Jahrhunderten verwendete Methode kennengelernt und nach erheblichem Widerstand ab 1749 in England populär gemacht. Allerdings wandte diese Variolisation ein ungarischer Arzt, Ádám Raymann (1690-1770) in Eperjes bereits zwischen 1717 und 1721 an, also 3 Jahrzehnte vor Wortley-Montagu! Darüber berichteten damals die Annales Bratislavienses. Zu gleicher Zeit, 1721, empfahl der Ungar Abraham Vater in seinem Traktat über die Pocken (Blattern) ebenfalls die Inokulation gegen die Pestseuche. In einer Zeit, in der Gerard van Swieten und Anton de Lfaen in Wien die Variolisation noch ablehnten. An seinem Lebensabend, schon schwer erkrankt, stellte Weszprémi zwischen 1774 und 1787 in Debreczin unter Aufbieten all seiner Kräfte und durch erstaunlich ausgedehnte Korrespondenz ein in der europäischen Medizingeschichte damals einmaliges lateinisches Ärztelexikon in 4 Bänden zusammen: Succincta medicorum Hungáriáé et Transsylvaniáé Biographia, d. h. Kurze Biographie der Ärzte von Ungarn und Siebenbürgen, deren Ausführlichkeit und philologische Genauigkeit Julius Pageis Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des 19. Jahrhunderts (1901) bei weitem nicht erreicht hatte. Der erste Band dieses von Albrecht von Haller gelobte Werk Weszprémis erschien noch in Leipzig (1774), die weiteren 3 Bände in Wien (1781-87). Noch bei der Immunisierung bleibend, ist es genauso interessant und ein gewagtes Experiment gewesen, als 1842 der Komitatsphysikus Mihály Katona in Borsod massenhaft Masernimpfungen vorgenommen hatte. Sein deutschsprachiger Bericht darüber erschien in Wien. Auch dieser Schutzimpfung kommt eine internationale Bedeutung zu, da erst durch die Impfserien von Katona bewiesen wurde, daß die Masern durch Blutimpfung übertragbar ist. In dieser Zeit war die Ätiologie und Pathogenese der Masern noch völlig unbekannt. Allerdings sollte hier nicht unerwähnt bleiben, daß ähnliche Impfversuche gegen Masern auch schon früher von Francis Home und Carlo Speranza durchgeführt wurden (1757). Aufklärung und das Jahrhundert des Positivismus Endlich durfte 1770/71 in Tyrnau (Nagyszombat) die erste ungarische medizinische Fakultät der Neuzeit eröffnet werden, deren Gründungsdokument auf Betreiben von Gerhard van Swieten und József örményi 1769 Kaiserin Maria Theresia unterzeichnete. Doch hörte damit die Peregrination ungarischer Medizinstudenten nicht schlagartig auf, zumal der Universitätsbetrieb der kleinen Stadt die Versorgung der Studenten mit genügend Patienten und Sektionsgut nicht sichern konnte. Die Situation ist erst besser geworden, nachdem die medizinische Fakultät nach Buda (1777) und dann nach Pest (1784) verlegt wurde. Daß diese erste neuzeitliche ungarische Universität zunächst nur 5 Lehrstühle hatte, war damals nichts außergewöhnliches: Wien hatte nur vier und Rostock zu gleicher Zeit nur einen Arzt an der Universität angestellt.

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