Kapronczay Károly szerk.: Orvostörténeti Közlemények 194-195. (Budapest, 2006)
TANULMÁNYOK — ARTICLES - KAPRONCZAY, Károly: Entwicklung der ungarischen Schulhygiene
Trotz aller Anstrengungen und guten Willens muß doch behauptet werden, daß die staatlichen Kinderschutz-Institutionen all diesen Ansprüchen nicht gerecht wurden. Weder in gesundheitlicher, noch in ethischer Hinsicht haben sie ihre Aufgabe vollkommen gelöst. Pál Ruffy war anderer Meinung: er erklärte auf der Wandersitzung der Ungarischen Ärzte und Naturforscher 1905 das folgende: Die Kinderschutz-Institutionen sind einfach vollkommen. Sie sind liberal, humanistisch, national und zweckmäßig. Ihre Bedeutung ist im Interesse des Menschen hoch einzuschätzen. Diese Meinung stimmte allerdings prinzipiell, aber die Verwirklichung ließ so manches Wünschenswertes übrig. Die Lage am Ende des 19. Jahrhunderts Ferenc Bene sprach 1833 im Interesse der Gesundheit der Studenten und nahm die Ideen von Friedrich Begert, des Dresdener Arztes als Grundlage, die er während seiner Forschungen in Schulen sammelte und ergänzte. Er stellte fest, ein Fünftel der Kinder sind kurzsichtig. Lajos Markusovszky verfaßte eine Dissertation mit dem Titel: Der Arzt als Erzieher. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist eine gewaltige Industrialisierung vor sich gegangen. Virchow sprach schon 1866 darüber, daß die gesundheitliche Betreuung der Schüler nicht zu vernachlässigen ist. In Ungarn war es József Fodor, der als Erster eine Schulung für Ärzte organisierte, die in einer Schule praktizierten. Die Schulhygiene war anfangs mit dem Kinderschutz verbunden, es war ein Kampf um die verlassenen und vernachlässigten Kinder. József Eötvös, Minister für Religion und Kultur, verfaßte sein Volksschulgesetz nach englischem und französischem Muster. Seine kulturpolitische Auffassung, deren Tendenzen von Agost Trefort, seinem Nachfolger fortgeführt wurden, zeigen, wo der Zusammenhang der Schulhygiene mit dem Unterricht noch mehr zum Ausdruck kommen muß. Neben ihm arbeitete Lajos Markusovszky, der im Ministerium für die Universitäts-Angelegenheiten verantwortlich war. 1876 verfaßte Trefort das allgemeine Gesetz des Sanitätswesens, und baute die Organisation dazu aus. Sie war gut zu nennen, denn das Ziel war die Verbesserung der gesundheitlichen Umstände und zugleich auch die Kontrolle dazu. Das konnte nur mit Hilfe der Staatsmacht verwirklicht werden. Der organisatorische Aufbau war sehr progressiv, der aber die heimischen Möglichkeiten weit übertrat. Negativ darf bezeichnet werden, daß der Schulhygiene nicht die gewünschte Förderung zugeschrieben wurde. Die Sterberate der Kinder vom 7-15. Lebensjahr stand bei 49 %, und das war zu hoch. Als Grund können die überfüllten Schulklassen bezeichnet werden, wo die Infektionen grassierten, und eine Absonderungsmöglichkeit nicht vorhanden war. Solche Epidemien waren: Diphtherie, Masern und Scharlach. Der Landesrat des Sanitätswesens hatte die Aufgabe, das Gesetz der allgemeinen Hygiene zu formulieren. Der 14. Gesetzartikel des Jahres 1876 betonte die Aufsicht und Kontrolle, und sicherte das Recht zur Enthebung der Schüler von Verpflichtungen, die gesundheitswidrig sind. Es war keine organisatorische Form, bloß ein Wirkungskreis. Die behördlichen Ärzte konnten zur Zeit einer Epidemie auch als Schulärzte funktionieren, sie waren bevollmächtigt die Schule zu schließen, wenn die Krankheit sich sehr verbreitete. Auch der Kinderschutz bekam seine gebührende Betonung im Gesetz. József Fodor war der Vater der schulhygienischen Idee, der dieses Fachgebiet in den Dienst der Medizin und Pädagogik einreihte. Zur Verwirklichung dieser Tendenz war der