Kapronczay Károly szerk.: Orvostörténeti Közlemények 190-193. (Budapest, 2005)
KÖZLEMÉNYEK - COMMUNICATIONS - Rákóczi Katalin: Ungarische Zöglinge des Josephinums (1785-1806)
chirurgische Josephs-Akademie bezeichnet wurde. Es war eine ergänzende Ausbildungsstätte auf höchster Ebene, die innerhalb der Monarchie 21 gute Chancen bot. Die Vorteile, die das Josephinum seinen Absolventen in Aussicht stellte, waren sehr auffallend, besonders der Pester medizinischen Fakultät gegenüber. Die kurze zweijährige Ausbildung zum Doktor der Chirurgie, eine Offizierscharge der Absolventen und besonders die Berechtigung zur militärischen und zivilen Karriere, boten günstige Möglichkeiten, die nicht zu übersehen sind. 22 In Ungarn gibt es keine Dokumente über das Josephinum, damit wäre auch zu erklären, daß keine wissenschaftlichen Bearbeitungen entstanden, die auf die ungarischen Hörer hinweisen könnten. Man weiß nicht, wie hoch ihre Zahl war, welcher Abstammung sie waren, woher sie kamen. Genauso unwissend steht man der Frage gegenüber, inwieweit die Absolventen nur im militärischen Bereich, oder auch im zivilen Leben angestellt wurden, ob sie zur Linderung der großen Ärztenot des Landes beitragen konnten. In Mangel von Akten bildeten sich Anschauungen heraus, die heute unbegründet erscheinen, z. B. daß die Zöglinge Ungarn-Deutsche gewesen sein mußten, welche die deutsche Sprache vollkommen beherrschten, evtl. Söhne solcher Adelsfamilien waren, in denen die militärische Laufbahn eine Tradition war. Es taucht zugleich auch jene Frage auf: Wie äußerte sich die Sonderstellung Ungarns innerhalb des Habsburger Reiches, die zur Aufstellung von Insurrektionseinheiten führte, und welche Ausstrahlung sie auf das Josephinum 23 hatte. Auch jene Meinung, daß das Josephinum seines politischen Charakters wegen von den Ungarn vermieden wurde, ist stark vertreten. Fragenkomplexe tauchen hier auf, die an und für sich schon interessant erscheinen, und eine gründliche Untersuchung wünschen. Sie könnten auch Hinweise über die Auswirkung des Josephinums auf die ungarische chirurgische Ausbildung liefern. Aufgrund meiner bisherigen bescheidenen Forschungen in Wiener Archiven 24 soll heute eine einzige Frage gestellt werden. Sie betrifft die Zöglinge selbst, ihre Zahl, geographische 20 Jantsch, M.: Die Gründung des Josephinums, seine Bedeutung für die Entwicklung der Chirurgie und des Militärsanitätswesens in Österreich. Wien, 1956; Wyklicky, H.: Das Josephinum. Biographie eines Hauses. Die medizinisch-chirurgische Josephs-Akademie seit 1785. Das Institut für Geschichte der Medizin seit 1920. WienMünchen, 1985. 21 Schultheisz E.: Zur Geschichte des medizinischen Unterrichts in Ungarn vom frühen Mittelalter bis 1769. Clio Medica, 6 (1971). I. 41-48; Rákóczi K.: Die Josephs-Akademie und die chirurgische Ausbildung in Ungarn (1770-1806). AGMN, 1990. H. 57, 149-158. Die Ansichten über die Teilnahme der Ungarn in der Ausbildung des Josephinums ist in dieser Studie korrigiert. 22 Die Statuten der Josephs-Akademie wurden am 3. Juni 1786 den Kommandanten der Divisionen bei Ofen, Arad, Peterwardein, Temeschwar und Esseg zugesandt, wobei die Absicht verfolgt werden kann, sie nicht nur bekanntzumachen, sondern auch Zöglinge für die Akademie zu werben. Vgl. KA-B, (General-Commando 178634 60). 23 Der VIII. Gesetzartikel des Jahres 1715 sicherte dem ungarischen Adel die Steuerfreiheit, eines seiner ältesten Prrivilegicn, verpflichtete ihn aber zur Aufstellung und Aufrechterhaltung von Insurrektionseinheiten. Auch das Sanitätswesen dieser Einheiten mußte aus eigener Kraft organisiert werden. Vgl. Marko, A.: Insurrectio és állandó hadsereg (Insurrektion und ständiges Heer). In: Domanovszky, S. (Hrsg.): Magyar művelődéstörténet (Ungarische Kulturgeschichte) Budapest, o. J. Bd. IV. 215-277. 24 Für die Möglichkeit und Hilfe danke ich den Herren Obersten Prof. Dr. J. Zachar, Prof. Dr. G. Bona und dem Herrn Kollegen Prof. Dr. M. Skopec.