Kapronczay Károly szerk.: Orvostörténeti Közlemények 188-189. (Budapest, 2004)
ADATTÁR - DOCUMENTS - Nagy, Richárd: Was ist Unani? - Mi az Unani?
arabischen, syrischen usw. Kenntnisse der Medizin und ergänzte diese mit seinen eigenen Erfahrungen. Die Übersetzung von umstrittener Qualität bildete fünfhundert Jahre lang das einzige, unanfechtbar angesehene und weitere zweihundert Jahre eines der wichtigsten Lehrbücher der europäischen Universitäten. In der Kultur des Westens gilt es bis zum 19. Jahrhundert, in der des Ostens auch gegenwärtig als fundamentales Fachbuch. Im Studium der klassischen Medizin ist es unverzichtbar, neue Ausgaben erscheinen regelmäßig. (8,9) Avenzoar (12. Jh.) Namhafter Arzt in Andalusien, Entdecker des Erregers der Krätze und Erfinder der Sondenernährung. Er führte bereits Dammplastiken und Luftröhrenschnitte durch. (3) Ibn al-Baytär (13. Jh.) Botaniker und Pharmazeut. Er unternahm große Reisen durch Nordafrika, Kleinasien, Syrien und Ägypten. Er sammelte und untersuchte persönlich alle als Arznei- und Lebensmittel verwendeten Stoffe und notierte deren Namen in verschiedenen Sprachen. Er machte die Welt durch zwei großartige Bücher reicher: Das erste ist sein Kommentar zum Arzneimittelbuch des Dioskorides (11). Sein bekanntestes, am meisten gelesenes und auch heute noch regelmäßig publiziertes Werk ist die Sammlung einzelner Arznei- und Lebensmittel (12) als bekanntestes Buch der arabischen Diätkunde und Arzneimittellehre. Neben seinen eigenen enormen Erfahrungen griff er mehr als 260 Quellen auf. Im 10/11. Jahrhundert, der größten Glanzzeit des Islams, war auch die arabische Medizin außerordentlich entwickelt. Im Zuge der indischen Eroberungen wurde sie auch nach Indien getragen, wo das System auch einige Elemente der ayurvedischen Heilkunde annahm. (6) Gegen Ende der großen Völkerwanderungen berührte sich die gerade im Entstehen befindliche europäische mit der vor ihrem Niedergang stehenden islamischen Kultur, und dies sogar auf zwei Gebieten: im Orient während der Kreuzzüge und in Hispanien, in der westarabischen Welt. Man begann, die Unmenge der arabischen Bücher ins Lateinische zu übersetzen. Europa sog die Wissenschaft der Muslime derart in sich auf, wie jene zuvor die der Hellenen. Zu jener Zeit war also die klassische Medizin weltweit am meisten verbreitet. Die Erinnerung an jene Epoche bewahren ursprünglich arabische Worte wie Talkum, Sirup, Gips, Elixier, Borax usw. Bis zum 17. Jahrhundert war Europa mit diesem Schatz eng verknüpft, suchte dann aber neue Wege. Die früher gehegten und in vielen Exemplaren vervielfältigten Bücher gelangen in die Tiefen der Bibliotheken. In der Wissenschaft entstanden neue physiologische Modelle, die technische Entwicklung lief an. Bis dahin hatten in der Folklore zahlreiche Elemente der klassischen Medizin bereits Wurzeln geschlagen. So schöpft noch heute die europäische, österreichische und die ungarische Volksheilkunde reichhaltig aus dem gemeinsamen antiken Erbe. Zwischenzeitlich war das arabische Reich in kleinere Gebiete zerfallen, seine Position wurde erst vom seldschukischen-, dann vom osmanisch-türkischen Staat übernommen. Die Entwicklung der Medizin kam zum Stillstand. In diesen Gebieten konservierten die Volksheiler die Resultate der mohammedanischen Glanzzeit in ihrer ursprünglichen Form bis in unsere Tage, die in Europa seit Jahrhunderten in Vergessenheit geratenen Bücher kopierten sie immer wieder aufs neue, dann druckte man sie und man druckt sie auch heute noch bei ungeminderter Popularität. Nordafrika und die Staaten des Nahen Ostens bevorzugen heutzutage jedoch gegenüber der zur Volkmedizin gewandelten orientalischen