Kapronczay Károly szerk.: Orvostörténeti Közlemények 186-187. (Budapest, 2004)

TANULMÁNYOK — ARTICLES - BLUM, Paul Richard: Natürliche Theologie und Religionsphilosophie im 17. und 18. Jahrhundert. Théophile Raynaud, Luis de Molina, Joseph Falck, Sigismund von Storchenau. - Természetteológia és vallásfilozófia a 17. és 18. században. Théophile Raynaud, Luis de Molina, Joseph Flack, Sigismund von Storchenau

NATÜRLICHE THEOLOGIE UND RELIGIONSPHILOSOPHIE IM 17. UND 18. JAHRHUNDERT THÉOPHILE RAYNAUD, LUIS DE MOLINA, JOSEPH FALCK, SIGISMUND VON STORCHENAU PAUL RICHARD BLUM Wenn wir uns fragen, worin die Ursprünge der neuzeitlichen Religionsphilosophie liegen, müssen wir zunächst die Frage offenlassen, was denn Religionsphilosophie sei, und uns klar­machen, worin die Besonderheit der natürlichen Theologie zu bestehen scheint. Denn - lin­guistisch betrachtet - ist 'natürliche Theologie' ein Unding, insofern Theologie dem expliziten Gegenstand nach eine universale Wissenschaft ist, sollte doch Gott der erste Gegenstand von Wissenschaft überhaupt sein und nicht eine Wissensregion unter anderen. Von Gott zu reden kann wohl kaum implizieren, überhaupt nicht zu wissen, wer und was Gott ist, und so scheint es klar, daß jede Theologie unmittelbar zur Sache kommt. Redet man aber von einer natürli­chen Theologie, dann hat man - mittels einer einschränkenden Attribution - schon eingestan­den, daß es auch parallele Weisen gibt, von Gott zu reden, so daß die natürliche eine ebenso unvollständige Theologie ist wie jede andere. Wenn wir uns also darauf einlassen, über natür­liche Theologie zu sprechen, haben wir schon den Gottesbegriff mitsamt der Kompetenz der Theologie depotenziert. Nun wird jede realexistierende Theologie sofort zugeben, daß sie unter dem Vorbehalt der Erkenntnisbeschränktheit oder Fallibilität des Menschen steht. Indem sie das tut, gibt sie jedoch auch zu, daß ihr Gottesbegriff von dieser Schwächung infiziert ist. Und so wird jede Theologie entweder sich anstrengen, diesen Mangel zu reparieren, indem sie durch Argumentation den Gottesbegriff so stark wie möglich macht, oder sie wird sich damit trösten wollen, daß sie mit ihrem Sitz im Leben doch auch schon einiges erreicht, und daß ein schwacher Gott immer noch besser ist als gar kein Gott. Dieser schwache Gott ist dann dem Menschen (in seiner bestmöglichen Ausstattung) verblüffend ähnlich. Diese beiden Strategien möchte ich im Weiteren an einigen Beispielen verfolgen: Klärung des Gottesbegriffs versus Trost der natürlichen Theologie. "Die natürliche Theologie ist die Wissenschaft von der Natur als Schöpfung und handelt demnach in erster Linie vom Menschen und seiner Natur und von dem, was er zur Erkenntnis seiner selbst und Gottes bedarf, sowie von dem, was der Mensch Gott und den Menschen schuldet." Diese Definition ist eine Übersetzung des Titels der Urkunde der natürlichen Theo­logie an der Schwelle zur Neuzeit, nämlich der - später so betitelten - Theologia naturalis des Raimundus Sabundus: "Incipit Liber naturae sive creaturarum. In quo tractatur specialiter de homine et natura eius in quantum homo, et de eis, quae sunt necessaria ad cognoscendum se ipsum et Deum et omne debitum, ad quod homo tenetur et obligatur tarn Deo quam proximo."^ 1 Sabundus, R.: Theologia naturalis sen liber creaturarum. ed. Stegmüller, Fr. Stuttgart-Bad Cannstatt, 1966. S. 25: - In der Annahme, daß dieses Thema nur theologische und philosophische Kenner interessiert, und um ter­minologische Probleme zu vermeiden, werden die Quellen hier durchwegs auf Latein zitiert.

Next

/
Thumbnails
Contents