Kapronczay Károly szerk.: Orvostörténeti Közlemények 186-187. (Budapest, 2004)

TANULMÁNYOK — ARTICLES - BLUM, Paul Richard: Natürliche Theologie und Religionsphilosophie im 17. und 18. Jahrhundert. Théophile Raynaud, Luis de Molina, Joseph Falck, Sigismund von Storchenau. - Természetteológia és vallásfilozófia a 17. és 18. században. Théophile Raynaud, Luis de Molina, Joseph Flack, Sigismund von Storchenau

Im Prolog heißt es noch genauer, daß es sich um eine "Scientia de nomine, quae est pro­pria homini, in quantum homo est" handelt. Somit ist diese Art Wissenschaft von der Schöpfung eine genuin anthropomorphe Anthropologie. Indem sie eine anthropomorphe Wissenschaft ist, wird sie der Intention nach auch unmittelbar praktisch, insofern sie die Relation zum Schöpfer und zu den Menschen als Naturrecht versteht: "Per quam illumina­tur (...) et omne debitum, ad quod homo tenetur, in quantum homo est, et de iure naturae" (S. 26). Zudem erfaßt sie nicht nur den Intellekt, sondern auch den Willen, so daß das Ge­schuldete auch gewollt und somit das Seelenheil erreicht werden kann. Nun besteht be­kanntlich die größte Provokation dieser Schrift, besonders des Prologs, der verboten wurde, darin, daß diese Wissenschaft der menschlich betrachteten Natur mit der Heiligen Schrift in Konkurrenz tritt und beansprucht, nicht nur ohne sie auszukommen, sondern ihr sogar vorgeordnet zu sein: "Haec scientia nihil allegat, nec Scripturam sacram, nec aliquem doctorem. Immo ista confirmât nobis Scripturam sacram; (...) et ideo praecedit Scripturam sacram quoad nos." (S. 35) Die anthropologische Reduplikation verschärft sich sogar noch, indem nämlich nicht nur die Dinge der Schöpfung als Buchstaben im Buch der Natur gelesen werden ("quaelibet creatura non est nisi quaedam littera, digito Dei scripta"), sondern der Mensch wiederum der "erste Buchstabe dieses Buches" ist ("In quo libro etiam continetur ipse homo, et est principaliter littera ipsius libri." (S. 36) Somit wird die natürliche Theologie eine Hermeneutik der Natur und des Menschen selbst, bei der die Weisheit Gottes aus der Schöpfungsschrift als deren Bedeutung herausgeholt wird, indem innerweltlich die Welt als Text gelesen wird, deren Grammatik in eben der Welt zu finden ist: "Ista autem scientia non est aliud, nisi cognoscere et videre sapientiam scriptum in creaturis, et extrahere ipsam ab Ulis, et ponere in anima, et videre significationem creaturarum. Et hoc fit com­parando unam creaturam cum altera et coniugendo sicut dictionem dictioni." (S. 39) Es braucht uns nicht zu stören, daß in dieser Beschreibung der Aufgabe der natürlichen Theologie kein technisch ausgefeiltes Vokabular der Epistemologie verwendet wird, denn dadurch wird die Intention dieser Wissenschaft umso deutlicher, nämlich die wechselseiti­ge Erhellung der Schöpfung und des Menschen, deren theologische Absicht zwar leitend ist, aber nicht das Corpus der Untersuchung ausmacht. Auf diese Weise spiegelt die Theo­logia naturalis des Raimundus Sabundus die Unsicherheit einer möglichen Theologie in der Dürftigkeit des Menschen. Der Autor geht dabei so weit, daß er die Ungewißheit menschli­chen Wissens zu einer Existenzaussage des Menschen macht: "Et quia homo est extra se ipsum, et elongatus et distans a se ipso per maximam distantiam, nec umquam habitavit in domo propria (...)" (Titulus I, S. 44). Hieraus erst folgt die mögliche Methode einer sol­chen Theologie, nämlich die bekannte scala naturae, die jedoch so verstanden wird, daß 1. "die Ordnung der Dinge untereinander und ihre Stufungen im Universum betrachtet wer­den", 2. "der Mensch mit den anderen Dingen der Welt verglichen wird", 3. "aus der Gleichheit und Verschiedenheit [des Menschen] von dem, was unterhalb des Menschen ist, zum Menschen und von da aus zu Gott aufgestiegen wird." (S. 48 f) Wir haben hier ein Programm einer anthropozentrischen Theologie vor uns, das einer­seits vollständig in den Humanismus eines Francesco Petrarca, Coluccio Salutati, Michel de Montaigne, aber auch Nicolaus Cusanus und Giovanni Pico aufgehen kann, denn es versteht das theologische als ein sprachliches und perspektivisches Problem, in dem zwar Gott die Rolle einer regulativen Idee spielt, die Methode (ordo) der Redeweisen über Gott

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