Kapronczay Károly szerk.: Orvostörténeti Közlemények 186-187. (Budapest, 2004)
KÖZLEMÉNYEK — COMMUNICATIONS - DINGES, Martin: Beitine von Amim (1785-1859), eine für die Homöopathie-engagierte Patientin. Handlungsräume in Familie, Landgut und öffentlichem Raum/Politik. - Bettine von Arnim (1785-1859), egy, a homeopátia iránt elkötelezett páciens. Tevékenységi körök a családban, a gazdaságban és a közéletben/politikában
Dank U. Püschel ist über den frankophonen „Arzt" Pantillon, der wohl schon seit oder vor 1845 in Berlin als homöopathischer Arzt wirkte, nun etwas mehr bekannt. 85 Jedenfalls beunruhigte sein soziales Engagement die wachsame preußische Polizei: Sie unterstellte 1845 aufrührerische Umtriebe und veranlaßte Pantillom Ausweisung aus der Stadt. Bettine wandte sich im Herbst daraufhin direkt an den König, um eine Aufhebung dieser Polizeiverfugung zu erreichen. Dies war eine weitere Politisierung ihres Engagements - nun für einen „Arzt", der als Multiplikator für die Homöopathie dienen konnte. Sie übertrug also ihre politisch engagierte Vorgehensweise aus der Armenfürsorge auf die Homöopathie. Was ihr im Mai durch Vermittlung ihrer Tochter Armgart, die mit dem Kronprinzen befreundet war, gelang, unternahm im November Alexander von Humboldt (1769 - 1859), der sich bei dieser Gelegenheit ironisch über die Homöopathie äußerte: ,JDer König soll noch heute Abend Ihren Brief erhalten, verehrungswertheste Freundin und da ich, wie Sie wissen, die Homoyopathie und alles Gespensterartige d.h. was ich nicht begreiffe sündlich hasse, so werde ich schon deshalb angeregt sein dem Dr Pantillon, wie ich nur kann, zu nüzen. Wegen Meinungen muß niemand verfolgt werden und was ich glaube ist wohl auch nicht viel klüger, als was Dr Pantillon und Sie glauben! Mit dankbarer Verehrung [...]" 86 Immerhin erwies sich Humboldt damit als ausgewiesener Liberaler. Bettine wußte bei dieser Petition ihr Kapital an sozialen Beziehungen so geschickt zu nutzen, daß ihr ein Erfolg gegen die Berliner Polizei gelang, obwohl diese zu der königlichen Äußerung vom Mai zunächst kühl vermerkt hatte, ihr läge keine schriftliche Ordre vor. 87 Als massivste Form, die Öffentlichkeit für die Homöopathie zu beeinflussen, wählte Bettine schließlich die Buchveröffentlichung. 1847 veröffentlicht sie unter dem Titel Ilius Pamphilius und die Ambrosia ihren Briefwechsel mit Philipp Nathusius (1815-1872) aus den Jahren 1835-1841. Diesem jüngeren Studenten gegenüber inszeniert sie sich als geistige Führerin. Das galt auch für Gesundheitsfragen, die einen gewissen Raum in diesem, 1848 bereits in zweiter Auflage erschienenen Text einnehmen. Sie nutzt damit ein neues Medium, um für die Flomöopathie gewissermaßen schleichend zu werben. In Ausführungen zu vielen anderen Themen streut sie mehrfach Flinweise auf die Flomöopathie ein: Sie sei die bessere Kur gegenüber anderen Arzneitherapien; man solle auch die Wasserkuren nicht überschätzen, sondern sich vorwiegend an die homöopathischen Arzneien halten und allenfalls nachrangig noch Mineralwasser trinken. In diesem Punkt hakt sie durchaus nach. Geschickterweise läßt sie solche Ratschläge angelegentlich auch durch ihren Briefpartner erteilen, so daß die Homöopathie als von mehreren Seiten angenommene Heilkunde wirkt. 88 Die Propaganda für Homöopathie in einer gedruckten Veröffentlichung repräsentiert nun m. E. einerseits durchaus eine weitere Politisierung des Themas, wenn man die Suche gröWeder über Geburts- und Sterbedaten oder Pantillons medizinische Qualifikation, noch über den Zeitpunkt der Niederlassung in Berlin ließ sich in den einschlägigen Archiven oder Bibliotheken bisher etwas ermitteln. Die Adresse ist für 1846 die Waßmannstr. 12, Titulatur „Professor und homöopathischer Arzt"; s. Püschel, „Welt, 362; zu der Datierung 1841 vgl. ebendort 555; angeblich war er Widertäufer. Püschel, „Welt, 148 (19.1 1.1845), im Frühjahr 1845 hatte sich Armgart erfolgreich eingesetzt, s. a 344 f; zu Humboldt, s. ebendort, 553. Zu den Widrigkeilen bei dieser Angelegenheit s. Püschel, „Welt, 552-562. Bettine von Arnim: llius Pamphilius und die Ambrosia. In: Werke und Briefe. (TIrsg.): Konrad, G. Bd. 2, Frechen, 1959; z. B. 471, 706. vgl. 524, 617.