Kapronczay Károly szerk.: Orvostörténeti Közlemények 186-187. (Budapest, 2004)
TANULMÁNYOK — ARTICLES - BLUM, Paul Richard: Natürliche Theologie und Religionsphilosophie im 17. und 18. Jahrhundert. Théophile Raynaud, Luis de Molina, Joseph Falck, Sigismund von Storchenau. - Természetteológia és vallásfilozófia a 17. és 18. században. Théophile Raynaud, Luis de Molina, Joseph Flack, Sigismund von Storchenau
Art (etwa das Verhältnis der göttlichen Personen) mal praktischer Art (wenn es z.B. um Sünden geht). Im Begriff des Glaubens bzw. der Theologie als Wissenschaft und scientia divina vereinigt Mol ina somit Theorie und Praxis, als wollte er sagen: nichts ist praktischer als eine gute Theorie. Ich kann hier nicht auf die Differenz eingehen, die Molina zwischen "eminenter" und "formaliter" diskutiert, sein Ergebnis ist, daß die Theologie sowohl Erkenntnisse als auch Handlungen steuert und insofern Metaphysik zusammen mit Ethik enthält und formal bestimmt (S. 23). All dies ist unter der Voraussetzung gesagt, daß die Theologie die Darstellung und Klärung des vorhandenen Glaubens ist, mehr noch, sie setzt eine Kontinuität von Metaphysik und Natur voraus, innerhalb derer der Mensch eine so sichere Position hat, daß er nicht um sie, sondern allenfalls um ihre Vernünftigkeit kämpfen muß. 5 Was aber geschieht, wenn diese Position nicht mehr so sicher ist? Joseph Falck Die Jesuiten des frühen 18. Jahrhunderts haben Descartes, Spinoza und Leibniz verarbeiten müssen und philosophieren deshalb über die Natur vor dem Horizont der Mathematik, der radikalen Zuspitzung der renaissanceplatonischen Universaltheologie und dem Korpuskularismus. Deshalb nennt der Jesuit Joseph Falck seine natürliche Theologie von 1738 Mundus aspectabilis philosophice consideratus, und hält gleich zu Beginn fest: "Deus enim, cum sit liberrimits, potest creaturam minus perfectam amore efficaci liberális beneficientiae magis amare, eamque prae reliquis eligere." 6 Die Welt ist die beste aller möglichen, indem sie mit ihren Unvollkommenheiten noch diese Seite Gottes zeigt, deren Manifestation es nicht bedürfte, wenn sie vollkommen wäre, nämlich seine gnädig wohlwollende Liebe. Das ist nicht nur fromm gesagt, sondern eine weitere Variante der Strategie, einen starken Gott den Menschen zum Trost anzubieten. Auch für Falck ist der philosophisch zugängliche Gott ein ens a se, und auch für ihn spaltet sich strategisch der Gottesbegriff in seine Existenz und in seine operatio. Deshalb stehen für ihn die Gottesbeweise im Vordergrund, und es ist für uns interessant, welche spezifische Wendung er ihnen gibt. An erster Stelle steht der Beweis aus dem Konsens der Völker. Ähnlich wie bei Raynaud schon kommt es nicht auf die logische Stringenz an, die es nicht gibt, sondern auf die praktische Bedeutung: er nennt dieses Argument ein moralisches, denn es geht um die generelle Anerkennung von Wahrheit überhaupt, und diese Anerkennung wiederum wird (mit Hilfe von Cicero) als eingeborene Idee verstanden. Nun bekräftigt Falck dieses Konsensargument mit dem natürlichen Verständnis von Gut und Böse bzw. von der Defizienz des Guten in der Schöpfung, was auf ein bonum increatum verweist (S. 384). Wenn diese Beweisführung logisch wenig stringent erscheint, dann kommt es offenbar auf die Intention an, und die ist eben moralisch. Sein zweites Argument, das "ex admirabili totius mundi fabrica" , ist heute als argument from design populär. 7 An 5 Vgl. hierzu den Skotisten Bartholomäus Mastrius: Blum, P.R. : La métaphysique comme théologie naturelle: Bartolomeo Mastri. In: Les études philosophiques, 2002/1, S. 31-47. 6 Falck, J.: Mundus aspectabilis philosophice consideratus. Augustae Vindelicorum, Veith, 1738. S. 5. 7 Vgl. hierzu Blum, P. R.: Gottes Plan: Von der Physikotheologie zur Theophysik. In: Philosophisches Jahrbuch, 109.(2002) 271-282.