Kapronczay Károly szerk.: Orvostörténeti Közlemények 186-187. (Budapest, 2004)

TANULMÁNYOK — ARTICLES - BLUM, Paul Richard: Natürliche Theologie und Religionsphilosophie im 17. und 18. Jahrhundert. Théophile Raynaud, Luis de Molina, Joseph Falck, Sigismund von Storchenau. - Természetteológia és vallásfilozófia a 17. és 18. században. Théophile Raynaud, Luis de Molina, Joseph Flack, Sigismund von Storchenau

diesem Argument ist bemerkenswert, daß es als Beweis "argumente- morali-physico" titu­liert wird: das Wunderbare der Weltordung - und dies ist eine Beobachtung, die heutigen analytischen Religionsphilosophen ins Stammbuch geschrieben sei - ist eine moralischer Appell, eine Verpflichtung zur Anerkennung Gottes, und die sie verletzen sind "inexcusabiles" (S. 385). Nach Falck bezieht das design argument nur aus seiner morali­schen Wende seine Verbindlichkeit. Das dritte Argument ist "partim physicumpartim me­taphysicum" , obwohl es nach unserem Verständnis nur von Metaphysik handelt. Es schließt von der Selbsterkenntnis, ein ens ab alio zu sein, auf einen Beginn einer Produktionskette, die außerhalb der Kette liegt: "Iotaproduetorum series est ab alio non incluso in tali série." (S. 385) Somit ist das Argument natürlich und metaphysisch zugleich, weil es zum Sprung aus der Physik heraus auf die Ebene der Metaphysik zwingt. Es reduziert alle Gottesbewei­se, die auf dem Verbot des infiniten Regresses basieren, auf dies eine Argument, daß es eben jenen Überschritt geben muß, wonach, da jede Ursache dem Verursachten äußerlich ist, das aliud im "ens ab alio" zum gänzlich Anderen wird, so daß eine erste und transzen­dente Ursache keine große Überraschung ist. Erwartungsgemäß folgt auf diese drei Gottes­beweise eine ausführliche Diskussion des infiniten Regresses. Schließlich befaßt Falck sich noch mit Descartes' Version des ontologischen Gottesbe­weises. Er beschreibt ihn - vor Kant - faktisch als analytischen Beweis und als regulative Idee: Gewiß kann man Gott nicht "aprioriprioritate reali" beweisen, vielleicht aber "quasi a priori ex suo coneeptu per praedicatum aliquod convertibile."(S. 390) Falcks Version lautet dann: "in rebus aliis essentialis haec praedicatorum connexio affirmetur praescin­dendo ab eorum existentia; in Ente autem primo et perfectissimo existentia non possit non absolute affirmari". Somit verläßt sich der Gottesbeweis auf den Sonderfall von Prädikati­on, der sich aus anderen Prädikationsbedingungen (nämlich Absolutheit) ergibt. "Possumus ergo concludere, non hypothetice tantum (...) sed etiam absolute, quod existai ens per­fectissimum; non quasi rerum essentia aut existentia a nostris dependeret ideis; sed quia ideae nostrae naturales et ingenitae determinantur a rerum essentiis, quas supponunt et detegunt." (S. 391) Somit funktioniert der ontologische Gottesbeweis dadurch, daß die Ideen von eben den Wesenheiten abhängen, die sie in derselben Weise voraussetzen, wie sie diese analysieren. Und in diesem Sinne ist der Gottesbeweis nicht hypothetisch, sondern transzendental. Gott so verstanden als exzentrischer Beginn von Ursachenketten, als allgegenwärtiger Vorwurf der Insuffizienz menschlicher und weltlicher Existenz, und als Präsupposition von Erkenntnis kann nicht anders als operativ sein und zwar sogar in der Form unmittelbarer Präsenz, in allen Dingen der Schöpfung. Für Falck ist demnach das Gotteslob mittels Natur­forschung kein einfacher Akt von Frömmigkeit, sondern die Praxis der Wissenschaft. Gott ist bei ihm schon vom sich in der Kreatur offenbarenden Schöpfer zum Implikat wissen­schaftlichen Handelns geworden. Von daher ist es selbstverständlich, daß eine Naturphilo­sophie, die sich als Naturtheologie darstellt, in einer Ethik enden muß, in der das Ende der Welt soviel ist wie die Seligkeit des Forschers, der sich mit Verstand und Willen zur Un­sterblichkeit Gottes aufschwingt. Auf diese Weise erfüllt Falck die Forderung des Raimun­dus Sabundus, daß eine natürliche Theologie vor allem eine Anthropologie zu sein hat. Innerhalb des Rahmens von Empirismus und Rationalismus des 17.-18. Jahrhunderts nimmt die anthropologische Wende die Gestalt von Erkenntniskritik an. Und entsprechend schwach ist ihr Gott.

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