Kapronczay Károly szerk.: Orvostörténeti Közlemények 186-187. (Budapest, 2004)
KÖZLEMÉNYEK — COMMUNICATIONS - DINGES, Martin: Beitine von Amim (1785-1859), eine für die Homöopathie-engagierte Patientin. Handlungsräume in Familie, Landgut und öffentlichem Raum/Politik. - Bettine von Arnim (1785-1859), egy, a homeopátia iránt elkötelezett páciens. Tevékenységi körök a családban, a gazdaságban és a közéletben/politikában
Jedenfalls scheint Hahnemann Vorbehalte bestätigt zu haben, die sie selbst sieben Jahre früher geäußert hatte. Bereits im März 1822 hatten sich nämlich die Eheleute Arnim über Impffragen auseinandergesetzt. Damals wollte Bettine die vierjährige Maxe (1818-1894) impfen lassen, sobald das Wetter besser war. 33 Ihr - immer auf Sparsamkeit bedachter - Mann Achim riet ihr, gleich die einjährige Armgart (1821-1880) mitzuimpfen, dann sei man die Sorge los. Etwas ironisch griff er Bettines Vorbehalte auf: Die erste Zahnung sei ja schon vorüber, „und wenn man bis zur letzten warten wollte, müßte man SO Jahre die Sache anstehen lassen." 34 Nun aber, im Jahre 1829, scheint Bettine die Hahnemannlektüre als gefundene Bekräftigung ihrer Position zu nutzen, um sich in der Impffrage gegen Achim durchzusetzen. 35 Im Monat, der auf die beeindruckende Hahnemannlektüre folgt, hat Bettine dann einen neuen Homöopathen als Hausarzt, Dr. Gottfried Wilhelm Stüter (1798-1838). Dies war notwendig geworden, da Necher als Leibarzt seinen Fürsten zurück nach Lucca begleiten mußte. Die guten Erfahrungen mit dem ersten homöopathischen Arzt und vielleicht auch die neuen Kenntnisse über die Homöopathie haben zu einer Verfestigung ihrer Präferenz für diese Heilweise geführt. Das hinderte sie allerdings nicht, Wolfart weiter zu konsultieren. 36 Der neue Homöopath überzeugte sie durch eine umgehend erfolgreiche Behandlung ihrer Magd, die also die gleiche ärztliche Versorgung wie die Familie erhielt. 37 Interessant ist, wie Bettine Stülers Vorzüge beschreibt: „Er gefällt mir besser wie Necher, bescheiden, aufrichtig wie er ist. " In Abgrenzung vom anfangs so hoch gelobten Necher wird damit Bescheidenheit als weiterer erwünschter Wesenszug in ihrem Arztbild deutlich. Der neue Hausarzt Stüler kämpfte sich in der Folgezeit mit besonders schwierigen Kranken wie der melancholischen Frau Schinkel (1782-1861) ab, die gegenüber der Homöopathie misstrauisch war und überlegte, wieder auf ihren alten Arzt „umzusatteln". Sein Ruf litt auch nicht durch die erfolglose Behandlung eines jungen Mannes (Egloffsteiri)? 9, Fast nach dem Motto „neuer Arzt neues Glück", versuchte es selbst der alte Bekannte Fischenich, der 1792 Friedrich Schiller (1759-1805) in schwerer Krankheit gepflegt hatte, wieder mit der Homöopathie. In Tränen aufgelöst, „will er noch einmal die Homöopathie gebrauchen", aber nicht auf Bettines Zureden, denn - so schreibt sie selbst - sie habe dessen genug getan. 39 Bettine hatte ihn also früher erfolglos von der Homöopathie zu überzeugen versucht. Sie meint zu seinen nunmehrigen Äußerungen: „Die alten Vorurteile sind wie die lernäischen Schlangen, wenn man ihnen den Kopf abgeschlagen, ja wenn man sie begraben hat, so stehen sie auf einmal wieder da." Auch Fischenich scheint also — wie die „mißtrauische" Frau Schinkel - deutliche Vorbehalte gegenüber der neuen Heilweise zu pfung befaßt; die Unterschiede zwischen der dritten und vierten Auflage sind gering. Drüsenprobleme, auf die sie in dem Brief an Achim hinweist, werden ausführlich nur für die 1. Auflage behandelt. 33 Vordtriede, 353 (20.3.1822). 34 Vordtriede, 358 (27.3.1822). JJ Das entspricht ihrem auch sonst in dieser Ehephase selbstbewußterem Auftreten; vgl. Bäumer. K./ Schultz, 11. : Bettina von Arnim. Stuttgart, Weimar, 1995. 56 f. 36- Dies läßt sich bis zum Schluß des Briefwechsels mit Achim im Januar 1831 nachweisen. 37 Vordtriede, 808 (5.6.1 829); dort auch das folgende. 38 Vordtriede, 811,814. 39 Vordtriede, 81 7 ( 14.7.1829), dort auch das folgende; vgl. 716.