Kapronczay Károly szerk.: Orvostörténeti Közlemények 186-187. (Budapest, 2004)

KÖZLEMÉNYEK — COMMUNICATIONS - FAURE, Olivier: Frühe Periode in der Homöopathie in Frankreich. - A homeopátia korai korszaka Franciaországban

möpathie als Medizin, die den Körper durch die Seele behandelt. Auch die geheimnis­volle Wirkung der homöpatischen Arzneimittel wurde als eine Art von Wunder betrach­tet. Mit dieser Medizin sollte der Arzt akzeptieren, daß er nicht alles im menschlichen Leben verstehen und kontrollieren kann. Ein katholischer Arzt, Imbert-Gourbeyre ging noch weiter, als er einen Vergleich zwischen dem Opfer Christi und der Homöopathie zog. So schrieb er in einem Text, daß der Opfertod von Christus am Kreuz das größte homöopathische Ereignis in der Weltgeschichte war. Nach Imbert-Gourbeyre hatte das Leiden Christi am Kreuz die Leiden aller Menschen aller Epochen geheilt. 17 Andere Katholiken zeigten für die Homöopathie ebenfalls ein großes Interesse. Eine Gruppe unter der Leitung von Lamennais dachte, daß die Trennung zwischen Religion und Wissenschaft zum Zusammenbruch der Revolution führen könnte. Um diese Tren­nung zu vermeiden sollte die Kirche die Entdeckungen und neuen Methoden der Wis­senschaft akzeptieren und benutzen. Die Kirche sollte außerdem eine christliche Wissen­schaft entwickeln (la science catholique), in der eine erneuerte Theologie das wichtigste und höchste wissenschaftliche Fach wäre. 18 In der Medizin vesuchten katholische Ärzte, wie der Homöopath Teissier, den sogennanten christlichen Eklektizismus zu gründen. Wenn diese Ärzte Kranke nach den Regeln der klinischen Medizin behandelten, sollten sie auch daraus immer Gesetze ableiten, die allerdings mit den Lehren der katholischen Kirche übereinstimmen müßten. 19 Auch wenn nicht alle streng katholischen Ärzte sich zur Homöpathie bekehrten, wurde die Homöopathie doch gerne von einigen Frauenor­den, Priestern und frommen Laien aufgegriffen. Der Frühsozialismus in Frankreich war nicht soweit von der Religion entfernt, wie es heute scheinen mag. Die saint-simonistische Gemeinschaft von Ménilmontant war eine Art Kirche mit ihrem Papst, dem Vater Enfantin, seinen Schülern und Anhängern. Sie lebten alle zusammen wie in einem Kloster. Jeder sollte für die Gemeinschaft arbeiten. Zum Beispiel war der Arzt Léon Simon der Chefkoch des Kollektivs. Die Anhänger des Saint-Simonismus organisierten Missionen in den Städten, wo sie die Bevölkerung wie in Predigten ansprachen. Solche Missionen wurden zum Beispiel im Elsaß von Ärzten wie Jaenger und Paul Curie (Urgroßvater des berühmten Pierre Curie) organisiert. Pre­digten waren auch üblich im Alltagsleben der Gemeinschaft. Wie in der christlichen Religion sollte die Welt durch die persönliche Bekehrung jedes einzelnen verändert werden. Die Ähnlichkeiten zwischen Religion, Saint-Simonismus und Frühsozialismus waren nicht nur formell. Die ideale Gesellschaft sollte durch eine Elite von Priestern und Wis­senschaftlern geleitet werden. Das erneuerte Christentum, das Enfantin begründen woll­te, sollte das Materielle und das Spirituelle miteinander aussöhnen. In diesem Rahmen war eben die Homöopathie die Lehre, die eine solche Vermittlung erleichtern konnte. Die Homöpathie war aber nicht nur mit diesen organisierten Bewegungen verbunden. Die intellektuelle Karriere des Arztes Fleury Imbert (1796-1851) in Lyon zeigt, wie die Homöpathie den Sorgen einer Generation von Ärzten gewachsen war. Fleury Imbert war 17 Imbert-Gourbeyre, A. : Lectures publiques sur l'homéopathie. Paris, 1865. 18 Laplanclie, C.L.F. (Hrsg) : La science catholique : l'encyclopédie théologique de Migne entre apologétique et vulgarisation. Paris, 1992. 19 Milcent, A. : Jean-Paul Teissier, esquisse de sa vie, de son enseignement et de sa doctrine. Paris, 1863.

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