Kapronczay Károly szerk.: Orvostörténeti Közlemények 186-187. (Budapest, 2004)

KÖZLEMÉNYEK — COMMUNICATIONS - FAURE, Olivier: Frühe Periode in der Homöopathie in Frankreich. - A homeopátia korai korszaka Franciaországban

ab 1830 Professor der Medizin, auch verantwortlich für das medizinische Grundstudium in Lyon, gleichzeitig Chirurg der Lyonaiser Krankenhäuser. Er gehörte der medizini­schen Provinzelite an. Er war auch Befürworter der klinischen Medizin. In einem offi­ziellen Diskurs, der 1830 veröffentlicht wurde, wandte er sich von den alten Theorien ab, und betonte als Gegensatz dazu die überragende und ausschließlich wichtige Rolle der Beobachtung am Krankenbett. Einige Jahre später schrieb er allerdings einen neuen Text, in dem er die Nützlichkeit einer Thorie hervorhob. Nach Fleury Imbert waren die zeitgenössischen Ärzte wie die Handwerker, die Material sammelten, ohne ein Gebäude daraus bauen zu können. Es fehlte der Medizin ein Architekt, der einen Plan vorschlagen konnte. 20 Obwohl Fleury Imbert der Beobachtung treu blieb, war er von der Phrenologie überzeugt, 21 - er heiratete die Witwe von Gall, dem Erfinder dieser Lehre - 1850, kurz vor seinem Tod, bekehrte er sich zur Homöopathie. Tn einem Brief der in Stuttgart be­wahrt ist, erklärte er, daß diese Bekehrung ganz rationnell vor sich ging, wenn er auch in demselben Brief einen religiösen Wortschatz verwand. 22 Gleichzeitig war Imbert ein aufmerksamer Beobachter der Gesellschaft, und wollte auch darin ein System entdecken. Er war einer unter den Ersten, der zeigte, daß die hy­gienischen Ratschläge in einer Gesellschaft nutzlos sind, wenn die Armen ihre Verpfle­gung und Wohnungen nicht wirklich verbessern konnten. Er war auch ein Befürworter der Sozialreform. Er war erst Anhänger des Saint-Simonismus, dann des Fourierismus [eine andere Schule des Frühsozialismus nach Fourier (1772-1837)]. 23 Die Karriere von Fleury Imbert ist nicht außergewöhnlich. Mehrere Ärzte waren mit diesen Problemen zwischen Theorie und Beobachtung beschäftigt. Nicht alle haben sich zur Homöopathie bekehrt. Aber dieses grundlegende Problem, wie man Theorie und Beobachtung versöh­nen kann, war trotzdem die wichtigste Ursache die den relativ großen Erfolg der Ho­möopathie nicht nur in der Ärzteschaft erklären kann. Von 1830 bis 1848 und noch etwas darüber hinaus stand diese Frage im Mittelpunkt der geistigen und wissenschaftlichen Debatten in Frankreich. Unter diesen Bedingungen konnte die Homöopathie eine mögliche Antwort sein. Auch wenn die Homöopathen nicht viele Ärzte auf ihre Seite ziehen konnten, hatten sie in der Öffentlichkeit einen relativ großen Einfluß ausgeübt. Da sie von mächtigen Leuten unterstützt waren, konnten die Homöopathen in dieser Zeit viele Bücher, Brochüren - immerhin fast 600 zwischen 1833 und 1866 - und Zeitschriften veröffentlichen. Diese Publikationen wur­den wahrscheinlich auch gelesen. 24 Nach dem Mißerfolg des Frühsozialismus (Juni 1848) und mit dem Wachstum des Materialismus rückte die Homöopathie langsam aus dem Kern der öffentlichen Debatten an den Rand, und wurde immer mehr zu einer iso­lierten Lehre. Meiner Meinung nach können die beschriebenen Veränderungen der gesamten Gesell­schaft die Entwicklung der Homöopathie besser erklären als eine Binnensicht, die nur die Geschichte der Medizin, der Ärzteschaft und der Homöopathie selbst betrachtet. Die •° Imbert, F. .De la nécessité d'une théorie en médecine. Lyon, 1833. Renneville, M. : wie Anmerkung 7. • 2 [GM, Bestand A 1 51, Brief an Melanie 1 lahnemann ( ?), 3/11/1850. ;3 Faure, O. : Les médecins lyonnais faeä 1848. Cahiers d'histoire, 2002, Nr. 1-2, 143-156. • 4 Faure, O. : wie Anmerkung 2.

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