Kapronczay Károly szerk.: Orvostörténeti Közlemények 186-187. (Budapest, 2004)
TANULMÁNYOK — ARTICLES - BLUM, Paul Richard: Natürliche Theologie und Religionsphilosophie im 17. und 18. Jahrhundert. Théophile Raynaud, Luis de Molina, Joseph Falck, Sigismund von Storchenau. - Természetteológia és vallásfilozófia a 17. és 18. században. Théophile Raynaud, Luis de Molina, Joseph Flack, Sigismund von Storchenau
gewiesen hat, in dem sie in ihrer Geschöpflichkeit sich nicht von den niederen Stufen unterscheiden und in ihrer Tntellektualität nicht menschlich wissenschaftsfähig sind, ist für ihn die Bahn frei, von Gott nicht nur als Spitze einer kosmologischen Hierarchie zu reden, sondern die Perspektive so umzukehren, daß die Frage möglich ist, wie denn Gott in seiner vernunftmäßig anzunehmenden Vollkommenheit schöpferisch ist und auf die Schöpfung wirkt. Der Aufstieg wendet sich zum Abstieg: "Expositis itaque hactenus generalissimis, ut ita dicam, Dei proprietatibus, seu quae rationem entis in eo consequuntur, adproprietates Deo ut vivens est, compétentes, descendendum est." Entsprechend den zitierten Worten des Thomas wechselt der Autor nun von der doctrina ex creaturis zur doctrina fidei, dies allerdings strikt ohne Bezug auf die Offenbarung. Nachdem festgestellt ist, daß Gottes Selbstbetrachtung, selbst in Hinsicht auf Kontingentes und Zeitliches, nichts produziert, erscheint die Schöpfung als Willensakt: ,JDeus est connaturale et proportionatum voluntatis suae obiectum, in quo creaturas vult, tanquam obiecta secundaria in primario illo volita" (Dist. 8, q. 2, art. 1). Denn es gehört zum Leben Gottes als Geist, daß der Intellekt den Willen gebiert, aus dem - unter den Bedingungen der Göttlichkeit - auch "potentia aliqua exequens, transeunter operativa" hervorgeht, (dist. 8, n. 1, S. 779). Hier erst finden dann die Diskussionen statt, die auch konfessionell relevant waren, etwa die über die Willensfreiheit und die Wirkung Gottes in den menschlichen Handlungen. Beide der genannten Aufgaben der natürlichen Theologie versucht Raynaud zu lösen. Er macht den Gottesbegriff so stark wie möglich, indem er die Schwäche einer kosmologisch orientierten Theologie zeigt und den Gottesbegriff in seiner Unterschiedenheit von der Schöpfung hervorholt. Zugleich zeigt er die Möglichkeiten, mit einem solchen Gottesbegriff zu leben. Da die Vernunft schon von vornherein dabei scheitert, mit eigenen Mitteln das zu erreichen, was sie selbst übersteigt, ist es letztlich ein Konsens- und Konvenienzargument, das Naturtheologie innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft möglich macht: die unendliche Schar der Autoren aller Zeiten und Denkrichtungen stärkt das Vertrauen in den Glauben, und die Analyse eines theoretischen Gottesbegriffs paßt genau zu den Bedürfnissen des Menschen. Luis de Molina Um die Besonderheit des Ansatzes von Raynaud würdigen zu können, werfen wir kurz einen Blick auf eine zeitgenössische Theologie, und zwar den Kommentar zur Summa des Thomas durch den Jesuiten Luis de Molina. 3 Molina ist in der Geistesgeschichte wegen seiner Theorie der scientia media in der Freiheitsdebatte bekannt und wegen seiner Position in der Diskussion um die Mitwirkung Gottes in menschlichen Handlungen, 4 was ihn beides für die Fragen der natürlichen Theologie qualifiziert, falls sie denn, wie meine These lautet, von der Möglichkeit Gottes handelt, sich in dieser Welt zu manifestieren und von Rolle des Menschen ebendort. Mol ina unterscheidet fünf Kompetenzbereiche der Theologie: 1. Gott an sich und seine essentiellen Eigenschaften, 2. Die Emanation aller Dinge aus Gott und deren regimen und administratio, 3 Molina, L. de: Commentaria in primain Divi Thomae partem 2. Aufl. Venetiis (Apud Minimam Societatem), 1594. 4 Molina, L. de: On divine foreknowledge: part IV of the Concordia, transi, by Alfred J. Freddoso, Ithaca, 1988.