Magyar László szerk.: Orvostörténeti Közlemények 170-173. (Budapest, 2000)

TANULMÁNYOK — ARTICLES - Schulteisz, Emil: Zur Geschichte der Pestinokulation im 18. Jahrhundert — zugleich ein Beitrag zur Geschichte der ungarisch—deutschen medizinischen Beziehungen. —A 18. századi pestisoltás történetéhez, adalékokkal a magyar— német orvosi kapcsolatok történetéhez

Neapel des Jahres 1656 entstehende und 1658 veröffentlichte Untersuchung Scrutinium Pestis die Übertragung der Pest ausschliesslich auf mikroskopische Organismen zurück. 46 Der Gedanke der spezifischen Krankenheit, ausschlaggebend für den Gedanken der Ino­kulation, begann sich in 17. Jahrhundert mit Thomas Sydenham zu kristallisieren und zwar im Sinne der Krankheit als Spezies in Analogie zur botanischen und zoologischen Spezies. Was bei Sydenham vielleicht noch eher Gedankenspiel war, wurde im 18. Jh. von Francois Boissier de Sauvages wörtlich genommen. 47 Bei der Pestdefinition als spezifische Krank­heit war dies aber kaum anwendbar. Der Pestbegriff konnte und wurde nicht immer scharf gefasst. Da aber sowohl die Vorbeugung, wie besonders die Therapie von der theoretischen Auffassung über den Pestbegriff abhing, kam deshalb der Behandlung ein weiter Spielraum zu. Dies lenkte aber von einer individuellen Therapie eher ab. Die Fieberlehre — das Fie­ber war durch alle Zeiten ein Element des Pestbegriffes gewesen — trug auch nicht zur spezifischen Diagnose und damit zur spezifischen Therapie bei. Die Pest wurde seit Galen bis ins 18. Jh. unter dem Oberbegriff der Fieber als pestilentialisches Fieber klassiert. Auch dadurch entstand ein Moment der Begriffstrübung in dem Sinne, dass die Pest durch die Einordnung als eines unter zahlreichen Fieber eine Stelle als eine eigenständige Krankheit nicht einnehmen konnte, worauf schon A. Stettier 4 * hingewiesen hat. Wenn die Pest Ende des 17. Anfang 18. Jh-s dennoch als einheitliche Krankheit betrachtet wurde, so auf rein empirischer Basis. Diese theoretisch-begriffliche Undifferenziertheit der pestilentialischen Fieber erleichterte Weszprémis und Vaters Analogieschluss betreffend die Blatternimpfung bzw. Pestinokulation. Begünstigt wurde ihre Theorie durch den Gedanken der spezifischen Abwehr. Wichtig in diesem Zusammenhang ist die Auffassung des Ysbrandus van Diemer­broeck (1609—1674). Er war der Ansicht, dass ein starkes Herz sehr wohl die Ab Wehrkraft habe, das Pestgift direkt in die Emunktorien zu schicken. Demnach muss diese Abwehr­kraft spezifisch sein, denn bei Diemerbroeck handelt es sich expressis verbis um die Beu­lenpest. 49 Paralell zur Entwicklung des Pestbegriffes, das letztendlich zur Auffassung der Pest als Krankheitseinheit, als einer spezifischen Krankheit führte, lief bis zur Mitte des 19. Jh-s immer auch die Strömung, welche die Pest nicht als eigenständige Krankheit, sondern als Zeichen einer „Seuchenzeit" sah. Bei Johann Baptist van Helmont um 1624 ist die Die Entdeckung des Pestbakteriums, Pasteurella später, Yersinia pestis genannt, gelang dem Schweizer Alexandre Yersin und dem Japaner S. Kitasato erst 1894 anlässlich der Pestepidemie in Hongkong. Ausführlich über den heutigen Stand der Pest bei Vasold, M. Pest, Not und Schwere Plagen. Seuchen und Epidemien vom Mittelalter bis heute. München 1991. Sowie Kupferschmidt, H. Die Epidemiologie der Pest. Der Konzeptwandel in der Erforschung der Infektionsketten. Seit der Entdeckung des Pesterregers im Jahre 1894, Aarau-Frankfurt/M 1993 {Gesnerus Suppl. 43) Die Pestformel „Ratte-Floh-Mensch" wurde erst von G. Gaffky (1850—1918) und G. Sticker (1860—1960) 1898 während der Pestexpedition nach Bombay ermittelt. Thomas Sydenhams erster Versuch einer „möglichst konzeptfreien Erfahrungsmedizin" gelingt nicht vollständig. Die Anstösse, die er zur Entwicklung einer „Phänomenalistisch-empirischen" Nosologie geliefert hat, geordnet nach Krankheitszeichen, waren entscheidend, wie dies von Rothschuh beschrieben und besonders von Eckart so richtig entwickelt wurde. Rotschuh, K. E. op. cit. (Konzepte...) 168. — Eckart, W. U.: „Und setzet eure Worte nicht auf Schrauben." Medizinische Semiotik vom Ende des 18. bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. — Gegenstand und Forschung. Ber. Wissenschaftsgesch. 19 (1996) 1—18. Boissier de Sauvages de Lacroix, Francois: Nosologia methodica sistens morhorum classes. Amsterdam, 1768. Mir stand die französische Ausgabe: Nosologie Méthodique. Paris, 1771, zu Verfügung. Stettier, A.: Der Ärztliche Pestbegriff in historischer Sicht. Gesnerus 36 (1979) 129. Ysbrandus van Diemerbroeck: De peste libri IV. Arnheim 1640, Annotatio 14, 47.

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