Magyar László szerk.: Orvostörténeti Közlemények 170-173. (Budapest, 2000)
TANULMÁNYOK — ARTICLES - Schulteisz, Emil: Zur Geschichte der Pestinokulation im 18. Jahrhundert — zugleich ein Beitrag zur Geschichte der ungarisch—deutschen medizinischen Beziehungen. —A 18. századi pestisoltás történetéhez, adalékokkal a magyar— német orvosi kapcsolatok történetéhez
„wahre Pest" (die Pestkrankheit) diejenige, die Gott zu Strafe schickt, die , falsche" (die Pestilenzfiebern) dagegen eine solche, die natürliche Ursache hat. 50 Die Kraft der Wissenschaft ist die Hypothese Der Literatur zufolge befasst sich Weszprémi als erster mit dem wohldurchdachten Gedanken der Inokulation gegen die Pest. Während eines Studienaufenthaltes in England hat er die Gelegenheit die Praxis der Schutzimpfung gegen Pocken zu studieren. Das Ergebnis dieser Studien war eine neue Idee, die der Variolisation 51 analoges Verfahren gegen die Pest. Weszprémis Arbeit „Tentamen de inoculanda peste" wurde im Jahre 1755 in London in Druck gelegt und erfuhr noch im selben Jahr in der Londoner Monthley Review eine günstige Kritik. 52 In dieser Arbeit empfiehlt der Autor zur Zeit der Pest nach Analogie der Variolisation das „Gift" der Pest zu inokulieren. Es ist anzunehmen,, dass Weszprémis Gedanke bzw. Hypothese zwar per analogiam, jedoch in der Annahme der „Spezifizität" der Krankheit (Pest — Variola) entstand. Obgleich sich seine Methode als kaum ausführbar erwies, war seine Idee mit so richtigen Argumente begründet, dass man Weszprémi als den bewussten Bahnbrecher der antitoxischen Prophylaxe in der medizinhistorischen Literatur bezeichnet, wie dies bei so namhaften Historiker der Medizin wie Max Neuburger und Georg Sticker bzw. Pathologen wie Kolle und Wassermann nachzulesen ist. 53 Bis vor kurzem teilte ich diese Meinung, wie ich dies in meinen Arbeiten 54 formuliert hatte. Nach dem Studium der Abhandlung von Vaters „Blattern-Beltzen" wurde ich eines Besseren belehrt. I. B. van Helmont: Tumulus pestis, in: Opera omnia. 1707, 47. ss. Auf Einzelheiten der Variolisation soll hier nicht näher eingegangen, jedoch darauf hingewiesen werden dass der Gedanke der zur Variolisation bzw. zur Hypothese der Pestinoculation führte, in eigentlich unveränderter Form weiterlebt. Weniger bekannt dürfte sein, dass der Engländer Francis Home (1719—1813) eine Impfung gegen Masern versuchte (1758), die sich aber nicht bewährte. Sogar in der Syphilis-Prevention versuchte man das Inoculationsverfahren undzwar experimentell! Es war der französische Arzt J. A. Auzias-Turenne (1812— 1870), der die „Syphilisation" 150 jähre später als erster unternahm. Zuerst eher als Therapie gedacht. Die Folgen waren natürlich verheerend. Joseph Alexandre Auzias-Turenne: La Syphilisation: L'Oeuvre du Dr. Auzias-Turenne Fait Par les Soins des Ses Annis. (Paris, A. Parent, 1878) p. 75. Die neueste Literatur siehe bei Joan Sherwood: Syphilisation: Human Experimentation in the Search for a Syphilis Vaccine in the Nineteenth Century. Journ. Hist. Med. and Allied Sc. 54 (1999) 364—386. Der Sammelband von Haller aus der zweiten Hälfte des 18. Jh-s ("Disputationes ad Morborum Históriám et Curationem facientes quas collegit, edidit et recensuit Alb. Hallerus, Lausanne, 1757—58.") gibt Antwort auf die Frage, ob eine Arbeit selbstständigen Wert besitzt. Nach den von Haller aufgestellten Kriterien, die eigentlich auch heute ihre Gültigkeit haben, kann angenommen werden, dass die von ihm aufgenommene Abhandlungen aus damaliger Sicht gewiss nicht unbedeutend waren. In der klinischen Abteilung sind die Titel der Arbeiten von Weszprémi wie auch von Abraham Vater aufgeführt. Die fachliche Anerkennung von Weszprémi beweist auch der Umstand, dass Morgagni in seinen Briefen an drei verschiedenen Stellen sich auf Weszprémis klinische Arbeiten beruft und ihn mit den Attributen clarus und laudatus bezeichnet. Neuburger, Max: Die Vorgeschichte der antitoxischen Therapie der akuten Infektionskrankheiten. Stuttgart, 1901, 35. Sticker, G.: Abhandlungen aus der Seuchengeschichte und Seuchenlehre. Bd. I. Die Pest, Giessen, 1931, 17. Koller —Wassermann: Handbuch der path. Mikroorganismen. 1904. 97. Schultheisz, E.: Ein Mediziner im Zeichen der Aufklärung: István Weszprémi. Comm. Hist. Artis Med., Ders.: Bücher der Aufklärung: István Weszprémi 1723—1799 (ungarisch) Lege Artis Medicináé 10 (2000) 82—86.