Magyar László szerk.: Orvostörténeti Közlemények 170-173. (Budapest, 2000)

TANULMÁNYOK — ARTICLES - Schulteisz, Emil: Zur Geschichte der Pestinokulation im 18. Jahrhundert — zugleich ein Beitrag zur Geschichte der ungarisch—deutschen medizinischen Beziehungen. —A 18. századi pestisoltás történetéhez, adalékokkal a magyar— német orvosi kapcsolatok történetéhez

Auf eine ausfürhliche Besprechung der Seuchenkonzepte kann ich hier nicht eingehen, doch scheint es mir wichtig daraufhinzuweisen, dass schon Anfang des 18. Jh-s die ver­schiedenen mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Seuchenkonzepte der Kontagienlehre gewichen sind und damit durch die Erkenntnis abgelöst worden, dass Krankheiten materi­ell, infolge direkter und indirekter Kontakte übertragen werden konnten — was natürlich nicht im heutigen Sinne zu verstehen ist. Es handelt sich keineswegs um das einzige Kon­zept, das durch den Begriff „contagion " gekennzeichnet wurde. 39 Das Konzept lässt dabei auch eine religiöse Ursachendeutung zu, wenn auch solche Verweise in nicht-religiösen Schriften nur geringen Raum einnehmen. Seuchenkonzepte stehen auch im 18. Jh. nebeneinander. Dieselbe Person konnte sich in­nerhalb eines Textes auf mehrere Seuchenkonzepte bzw. nosologische Theorien beziehen, die (nur) in unseren Augen widerspürlich erscheinen. 1721 brach fast zeitgleich auch eine Pockenepidemie aus, wo zum erstenmal mit Inoku­lation experimentiert wurde. Die Einführung der Inokulation gab der Theorie des Konta­gionismus einen grossen Impetus 40 wobei Benjamin Marten 41 die Theorie des contagium vivum als Ursache für Krankheiten völlig neu artikuliert hat, undzwar im spezifischen Sin­ne. 42 Noch weiter ging Richard Bradley als er nächstes Jahr erörtete: „.. .plague carried by minute insectes ...". 43 was allerdings die Gifttheorie nicht ausschliesst. Es standen ver­schiedene nosologische Konzepte nebeneinander. Über Seuchengift als Pestgift (venenum virus pestilens) ist seit der Antike zu lesen. 44 Ein Versuch einer ("spezifischen") Abgren­zung wird aber erst im 16. Jh. vorgenommen. Allerdings nicht so deutlich, wie vielfach angenommen. Die Differentialdiagnose febris pestilens, febris maligna oder die pestis epidemica perniciosa des Galens bleibt ziemlich verschwommen. 45 Fragt man sich welche Ursachen und vor allem welche Arten der Übertragung von den Medizinern für eine Infizierung für die Erkrankung an der Pest verantwortlich gemacht wurden, so kann folgendes festgestellt werden: im allgemeinen waren dies drei Hauptfakto­ren. Physische Konstitution, „infizierte Luft" und Berührung mit bereits infizierten Perso­nen und Gegenstände. Physische Konstitutionen und „Anfälligkeit" für Pesterkrankungen galten bis in das 19. Jahrhundert als ursächlich miteinander verbunden. Für diese „Anfälligkeit" gab es keine einheitliche Lehrmeinung. Athanasius Kircher (1600—1680) stand mit seiner genialen Idee vom „contagium vivum" weitgehend allein. Noch 1720 kam es während der grossen Pest von Marseille zu einem Streit der Ärzte vor Ort, die diese The­se unterstützen und den Theoretikern der medizinischen Fakultät, die energisch am alten humoralpathologischen Gedanken festhielten. Der Universalgelehrte Athanasius Kircher führt in seiner, wohl als Reaktion auf die verheerende Pestepidemie im Vizekönigreich 9 Kinzelbach, A.: Seuchenkonzepte und frühzeitliche Gesellschaft: Deutungen von „Pestilenzen" und städischer Alltag. Ber. z. Wissenschaftsgesch. 20 (1997) 253—256. 0 Miller, G.: The Adoption of Inoculation for Smallpox in England and France. Philadelphia, 1957. 1 Marten, Benjamin: A New Theorie of Consumptions. London, 1720. 2 De Lacey, M.: Nosology, Mortality and Disease Theory in the Eighteenth Century. Journ. Hist. Med. Allied Sc. 51 (1999)261—284. 3 Bradley, Richard: The Plague at Marseilles considered. London, 1721. 4 Cf. Hippocrates: De morbis I. Littré VI. 198. ss. 5 Vgl. Galens Kommentar zu Hippokrates' „De victu acutorum" Kühn I, 8.

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