Magyar László szerk.: Orvostörténeti Közlemények 170-173. (Budapest, 2000)

TANULMÁNYOK — ARTICLES - Schulteisz, Emil: Zur Geschichte der Pestinokulation im 18. Jahrhundert — zugleich ein Beitrag zur Geschichte der ungarisch—deutschen medizinischen Beziehungen. —A 18. századi pestisoltás történetéhez, adalékokkal a magyar— német orvosi kapcsolatok történetéhez

Ein typischer Vertreter der im Zeichen der Aufklärung stehenden Medizin in Ungarn, der wichtige Kontakte zu deutschen Wissenschaftler hatte (z. B. Baldinger) war Stephan Weszprémi (1723—1979). 36 Weszprémis Name ist in der Geschichte der Medizin wohlbekannt. Sein Hauptwerk, die Succincta Medicorum Hungáriáé et Transylvaniae Biographia ist auch für die deutsche Medizinhistorik eine reich fliessende Quelle. Kaum bekannt ist aber seine Arbeit unter dem Titel Tentamen de inoculanda peste, und unbekannt ist — wie ich annehme — der mögli­che Zusammenhang zwischen den Gedanken des deutschen Professors der Medizin Ab­raham Vater in seiner Abhandlung über die Pocken und den Ausführungen von Weszprémi in seiner Pestschrift. Es handelt sich hier um die Impfung gegen die Pest. Die Pest Die Geschichte der Pest ist noch immer nicht abgeschlossen. Dank wirksamer Prophylaxe und Therapie hat die Zahl der Pestkranken seit der Mitte des 20. Jh-s Weltweit abgenom­men, ausgerottet (wie z.B. die Blattern) ist sie nicht. Keine andere Krankheit hat zwischen dem 14. und 18. Jh. in Europa so nachhaltig in das Schicksal der Menschen eingegriffen, solche Schrecken verbreitet und so viele Opfer ge­fordert, wie die auch bis heute noch nicht vollständig ausgerottete Pest. Nach einer schwe­ren Epidemie in Südeuropa und Österreich 1679/80 verbreitete sich die Pest erneut 1708/10 vor allem über die Weichsel und Oder. Fast zur gleichen Zeit brach auch in Ungarn eine verheerende Pestepidemie aus. 37 Ein späteres Aufflackern der Pest in Mitteleuropa erzeugte eine Pandémie. Sie näherte sich von verschiedenen Seiten, in Norddeutschland grassierte sie bereits 1712. Von Wien kommend erfasste sie 1713 Nürnberg und Umgebung. Diese Pandémie veranlasste Europas Ärzte zum Abfassen einer Anzahl von Pestschriften. 1720 war die Pest noch einmal mit aller Wucht in Marseille ausgebrochen und hat sich schnell verbreitet. Die unerwartete Epidemie schreckte die Ärzte und die Obrigkeit in ganz West- und Mitteleuropa auf. Die Pest von Marseille war ein Warnsignal, welches sozusa­gen das ganze 18. Jh. hindurch wirksam blieb, und brachte eine neue Flut von Pestschriften auch theoretischen Inhalts. 38 Diese rückten wieder die Theorie der traditionellen Kontagi­onslehre in der Vordergrund. Unter diesen Schriften ist die berühmte Arbeit Richard Meads „A Short Discourse Concerning Pestilential Contagion and the Methods to be used to Prevent it" (1720). Zum Leben und Werk von István Weszprémi, besonders seine englische Beziehungen, sowie die Entstehungsgeschichte des Tentamen, siehe Harko, V. R. und Vida, T.: British Contact of I. Weszprémi. Comm. Hist. Artis Med. Suppl. 6. Medical History in Hungary 1972. 119—139. Vgl. auch Birtalan, Gy.: István Weszprémis medical concept. Com. Hist. Artis Med. 75—76(1975) 121—125 (ungarisch). Mit grosser Anerkennung schreibt über die Succincta der Zeitgenosse Baldinger. Baldinger, E. G.: Biographien jetzt lebender Aerzte undNatuforscher. (1772). Schultheisz, E. — Tardy, L.: Short history of Epidemics in Hungary until the Great Cholera Epidemic of 1831. Centarus 11 (1960) 279/80; sowie Sticker, G.: Seuchengänge in Ungarn. Budapest 1931. Kocher, Alexander: Die Pestepidemie zu Marseille 1720—1721, ihre Bedeutungför das medizinische Denken. Diss. Med. Zürich 1967.

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