Magyar László szerk.: Orvostörténeti közlemények 166-169. (Budapest, 1999)

KISEBB KÖZLEMÉNYEK — ESSAYS - Schultheisz Emil: Medicina a felvilágosodás korában

tung der Säuglinge und Kinder steht im Vordergrund der Fachliteratur wie der volkstümli­chen Schriften. Im Weszprémis Buch „Über Betreuung und Erziehung der Kleinkinder" wird unbehinderte Natur gesucht und versucht, sie wieder herzustellen, ihr Bewegungsraum zu schaffen. Auch in dieser Abhandlung spiegelt sich der neue Gedanke: Natur ist Ver­nunft, sie liefert die Massstäbe für ein neu zu ordnendes Dasein. Das Leben, die Verrich­tungen und die Handlungen des einzelnen werden an Masstäben dieser Natur gemessen um es gesünder zu machen. Eine neue Medizin, innerhalb diese die Vorbeugung — die von solcher Wertung Masstäbe erhält zur physischen und psychischen Lebenslehre, zu einer persönlichen Erziehunglehre zugleich, formiert sich. Wendet sich jenen Gegenständen zu, die man vordem nicht für wert hielt sonderlich zu beachten, dem Leben der Kinder, den Pflichten der Mütter („der gelangweilten Damen") Nicht abstrakt, nicht blutleer ist diese Arbeit: in allem wird das Konkrete gesucht. Nichts ist zur Erörterung zu schade, ob es um das Stillen des Säuglings geht, um seine Ernährung, um das ungesunde Wickeln. In allem wird, wie Christian Wolff formulierte der „Wink der Natur" gesucht, das Mass des Natürli­chen im menschlichen Dasein für das gesunde Leben. Dies ist ein Prinzip, das die prakti­sche Heilkunde im Sinne einer Präventivmedizin wesentlich bestimmt. Es geht aus dieser Schrift hervor, dass eine rationelle Gesundheitserziehung von grösster Wichtigkeit ist. Nichts ist in diesem Sinne unwichtig. Der Kampf gegen das eingeschnürte Wickelkind ist nicht minder wichtig, wie der Kampf gegen die Pest. Als er seine Abhandlung für die Kinderbetreuung in einem Umfang von acht Bogen her­ausgegeben hatte, war es für ihn das erste, diese Arbeit seinem Gönner zuzuschicken. Der Protomedicus der Monarchie nahm sich die Mühe die ungarische Sprache zu erlernen. In van Swietens lateinischem Dankschreiben ist zu lesen: „Lübens fateor me nondum Hunga­ricam Linguam, quam amo, tarn intelligere..." allerdings so gut, das er ohne Schwierigkei­ten alles verstünde. Weiter heisst es, es habe die geringe Mühe gelohnt, die er auf die Ar­beit Weszprémis über die Pflege und ärztliche Erziehung der Kleinkinder von ihrer Geburt bis zum dritten Lebensjahr aufgewandt habe. Mit gewisser Ironie und etwas resigniert äu­ssert er sich über die weibliche Einfalt: „...leichter lasse sich Herkules die Keule entwen­den, als den Frauen ihre Vorurteile abzugewöhnen". Wer den Säugling retten wollte, musste auch etwas für die Mutter tun. Darum wird im 18. Jh. für die Verbesserung der bis dahin äusserst mangelhaften Hebammenausbildung gekämpft. So entstand das Buch: Ein­leitung in eine wahre Hebammenkunsf '. Die gute Beziehungen zu seinem Gönner zeigt auch das Vorwort des ebenfalls aufkläre­rischen Werkes über Geburtshilfe. Weszprémi übersetzte und ergänzte, zu den ungarischen Verhältnissen adaptierend das geburtshilfliche Handbuch des Wiener Professors Johann Nepomuk Crantz. Van Swieten, der das Vorwort verfasst hat, legte das Buch der Kaiserin Maria Theresia vor. Die Herrscherin nahm das Werk günstig auf und Hess dem beflissenen ungarischen Arzt ihr mit Edelsteinen geschmücktes, goldenes Konterfei zukommen. Weszprémis Briefwechsel mit van Swieten passt gut in die Gelehrtenwelt des 18. Jh-s, die als grenzenlose Korrespondentenrepublik vernetzt und die Einrichtung und Führung einer Fachkorrespondenz an keine gelehrte Institution gebunden war. Unter anderem war es eben dadurch möglich abseits Universitäten ein quasi akademisches Leben zu führen und sich am wissenschaftlichen Austausch seiner Zeit zu beteiligen. Sieben Briefe van Swietens an Weszprémi sind bekannt, die der Adressat in Druck gelegt hat. Aufschlussreich ist ein im Februar 1770 aus Wien datiertes Brief. Van Swieten ermuntert darin den forschenden

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